(Inwiefern) berücksichtigt ihr beim Bauen Wohnen im Alter?

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Climbee

Climbee

Also für mich ermißt sich der Nutzen einer eigen genutzten (abbezahlte) Immobilie im Alter daran, daß ich keine Miete mehr zahlen muß und dadurch mehr Rente bleibt. Denn das, was ich nicht zahle, ist so ziemlich das einzige, wo der Staat nicht die Hand aufhalten kann und dafür Steuern verlangen kann.

Sicher kann man eine große Klitsche wieder verkaufen und sich was Kleineres kaufen, auch dann hat man ja immer noch keine Mietkosten (die Kosten bei Kauf und Verkauf von Immobilien sollten durch eine Verkleinerung des Wohnraumes gedeckt sein, geh ich mal davon aus). Dann hab ich aber immer noch das Problem, daß ich im Alter aus meiner gewohnten (und geliebten) Umgebung gehen soll, ggf., weil vom Land zurück in die Stadt gezogen, wg. besserer Erreichbarkeit von Ärzten, Einkauf etc., mein soziales Umfeld völlig verliere und daß einfach viele Menschen im Alter nicht mehr so mobil sind und das einfach nicht wollen. Das ist emotional, aber nachvollziehbar.
Und ich finde das legitim. Ehrlich gesagt geht mir das so was von am Südpol vorbei, ob mein Haus ggf. für mich im Alter zu groß ist. Dann ist es das halt. Ich kann auch die Abgelegenheit (die ich jetzt suche, ich LIEBE mein kleines Kaff, ich will da wohnen und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen jemals wieder in einer lauten Stadt zu leben) damit ausgleichen, daß ich mir eine Putzhilfe hole (das haben wir jetzt schon, allerdings dem geschuldet, daß wir unsere knappe Freizeit nicht mit Putzen vertun wollen), einen Pflegedienst etc. (da macht dann die Überlegung wieder Sinn, ob man so plant, daß ggf. ein Teil zu einer Einliegerwohnung oder zumindest zu einer Wohneinheit umgebaut werden kann, wenn man ggf. darüber nachdenkt, einen Pflegedienst ins Haus zu holen) oder auch einen Bringdienst für Lebensmittel (oder einfach nette Nachbarn, die einem was besorgen; auf dem Dorf hat man ja zu den Nachbarn noch intensive soziale Kontakte).

Es sind alles gute Argumente, aber man vergißt die emotionale Ebene. Und die wird im Alter immer wichtiger. Man trennt sich ungern von Gewohntem.

Wir haben den Vorteil, daß wir nicht für Kinder bauen müssen, wir bauen für uns zwei, Kinder werden keine mehr kommen (ich bin 49, das Thema ist durch). Erhaltungskosten? Ganz ehrlich: wenn man mich mit der Kiste da raus trägt, kann hinter mir die Hütte zusammen fallen und ich gehe mal davon aus, daß ein solide gebautes Haus gut und gerne 40 Jahre steht ohne allzugroße Instandhaltungsmaßnahmen (ich seh das ja bei meinem Elternhaus: BJ 1974, seitdem einmal Heizanlage erneuert, jetzt kommen sukzessive Fenster, weil die alten Holzfenster zumindest an der Wetterseite undicht werden, Dachziegel wurden versiegelt, damit nicht soviel Moos drauf wächst, das war's aber auch; alles andere waren eher Umbaumaßnahmen, weil man was anders haben wollte). Und wenn ich meine letzten Lebensjahre in einem Haus zubringe, das den einen oder anderen Sanierungsbedarf hat, dann ist mir das auch ziemlich wurscht. Das kann man dann aussitzen.

Wenn ich bzw. mein Partner ein Pflegefall werden sollte, gut, dann kann es sein, daß die Fürsorge das Haus verschachert, aber ganz ehrlich: selbst wenn ich dann die Geldmenge, die das dann ergibt, überleben sollte, ich werde in Deutschland dann nicht vom Pflegeheim unter der nächsten Brücke abgelegt. Und darüber mach ich mir jetzt auch wenig Sorgen. Wer weiß, ob ich das erlebe...
Wir denken eh über ein anderes Konstrukt nach, daß mein Bruder Eigentümer wird und wir ein Niesrecht erhalten, aber das hat ganz andere Gründe (die Kinder meines Bruders sollen erben).

Angst, daß die Immobilie immer weniger wert wird, habe ich in unserer Gegend (Speckgürtel München) nicht. Allein der Wert des Grundstücks sollte es raus reißen.

Ergo: ich baue mir jetzt ein schönes Haus, gucke, daß ich ggf. mit Einschränkungen die durch's Alter kommen können (aber auch durch Unfall und Krankheit und wer plant denn das immer schön mit ein?) das Haus weiter nutzen kann und mein Plan ist, völlig unzeitgemäß, in diesem Haus alt zu werden und, wie gesagt, mit den Füßen nach vorn raus getragen zu werden. Ob's klappt? Keine Ahnung...
Aber ehrlich: mit der Rente dann nur noch Nebenkosten tragen zu müssen,das ist schon mit eine Motivation von uns, dieses Haus zu bauen und vor Renteneintritt mit der Finanzierung durch zu sein (wenn es früher so weit ist, umso besser!)
 
D

DG

Es kann im Grunde jeder machen/rechnen wie er will - ich stelle aus fachlicher Sicht nur einige grundlegende Aspekte dar, die man sich durchaus mit Blick auf aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen mal zu Gemüte führen kann.

An der weithin aber immer noch verankerten Idee von "Oma ihr klein Häuschen zur Altersvorsorge" ist in manchen Bereichen (eine individuelle Beurteilung kann eine solch grobe und generalisierende Darstellung selbstverständlich nicht ersetzen und soll es auch gar nicht) allerdings leiser Zweifel angebracht.

Für die meisten User dieses Forums ist dann immer noch genug Zeit, sich über Alternativen klar zu werden - für manch ältere Eigentümer einer Immobilie in solchen Lagen ist der Zug allerdings unwiederbringlich abgefahren. Und das muss man ja nicht sehenden Auges nachmachen.

MfG
Dirk Grafe
 
S

Sebastian79

Die meisten User sehen es aber wohl weiterhin als Altersvorsorge - für sich selbst. In unserem Baugebiet übrigens ausschließlich alle - aber wohl auch logisch, da kaum Infrastruktur, Dorf -> tot. So zumindest die (freche) Denke mancher schlauen Köpfe. Wird man sehen, wie es in 30 Jahren ausschaut...ich bin Verfechter, dass die Stadtflucht (in stabilen Gebieten) abebben wird.

Aber sind wohl alle beschränkt in ihrer dummen Sicht ;)
 
G

Grym

Der Wegzug aus dem ländlichen Raum hat die letzten 2-3 Jahre nochmal massiv zugenommen, wobei damit wirklich ländlich gemeint ist. Der Speckgürtel um Großstädte wächst dagegen an. An meinem Arbeitsort etwa 15-20km bis zur Innenstadt vom Oberzentrum, wird kräftig gebaut. Vor paar Jahren war das noch 'zu weit draußen'. Zum Berliner Speckgürtel muss man ja nix weiter sagen.
 
Climbee

Climbee

Wir leben ca. 60km von München weg. Das war vor ein paar Jahren noch JWD, jetzt zählt es zum besagten Speckgürtel (Immobilien sind, wenn überhaupt noch zu haben, extrem im Preis gestiegen, Grundstücke ebenso)
 
A

Alex85

Es kann im Grunde jeder machen/rechnen wie er will - ich stelle aus fachlicher Sicht nur einige grundlegende Aspekte dar, die man sich durchaus mit Blick auf aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen mal zu Gemüte führen kann.

An der weithin aber immer noch verankerten Idee von "Oma ihr klein Häuschen zur Altersvorsorge" ist in manchen Bereichen (eine individuelle Beurteilung kann eine solch grobe und generalisierende Darstellung selbstverständlich nicht ersetzen und soll es auch gar nicht) allerdings leiser Zweifel angebracht.

Für die meisten User dieses Forums ist dann immer noch genug Zeit, sich über Alternativen klar zu werden - für manch ältere Eigentümer einer Immobilie in solchen Lagen ist der Zug allerdings unwiederbringlich abgefahren. Und das muss man ja nicht sehenden Auges nachmachen.

MfG
Dirk Grafe
Du kannst diesen Standpunkt noch bis zur Erschöpfung weiter vertreten.
In einem Forum voller potentieller Bauherren, aktuellen Bauherren und frisch ins Haus eingezogener Bauherren, hast du damit naturgemäß schlechte Karten. Ob es nun zutrifft, objekt, subjektiv oder sonstwas ist.

Das ist wie die Diskussion ob ein Eigenheim finanziell lohnt oder nicht. Das führt einfach zu nix.
 
Zuletzt aktualisiert 23.11.2024
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