77.willo hat völlig Recht. Keinesfalls sollte man die Restschuld mit Aktien sichern. Darum geht es nicht. Und die Investments (!) in den Kapitalmarkt statt in Tilgung erfolgen nur wegen Renditegesichtspunkten und nicht um etwa am Ende alles wieder aufzulösen und die Restschuld abzulösen. Das ist nur eine theoretische Möglichkeit.
Es geht darum, dass man früher oder später
a) den Kredit abzahlen muss
b) eine nennenswerte Menge an Eigenkapital braucht
weil wir sicher alle irgendwann mal in Rente gehen wollen.
Über die staatliche Rente wird unsere Generation (Alex85 = Jahrgang 1985?) nicht vor dem 70. Lebensjahr in Rente gehen können (Jahrgang 1964 geht mit 67 in Rente, danach wird die Steigerung pro Jahrgang vermutlich eher Richtung 3 Monate statt 2 Monate gehen; rechnerisch geht dann ein 1985er mit 72 Jahren und 3 Monaten in Rente). Wenn es nur darum geht, bis dahin die Immobilie abgezahlt zu haben, ok. Dann viel tilgen und gut.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass man vor dem 70. Geburtstag in Rente gehen möchte. Da kann man entweder erst maximal alles in Tilgung stecken und dafür 1,1% Rendite bekommen und sich danach in 15-20 Jahren dem Kapitalmarkt zuwenden und dort im Schnitt 6-11% erwirtschaften ODER man tilgt (Rendite 1,1%) etwas und spart etwas im Kapitalmarkt (Rendite z.B. 8%) und kommt deutlich früher in den Genuss des Zinseszins.
Mit Sicherheit hat das alles gar nichts zu tun. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten auch eine Annuität von 6,7,8,9% in 10 oder 15 Jahren locker wippen können. Es geht aber darum, dass man mehr als nur eine abgezahlte Immobilie braucht und dass es keinen Sinn macht, die Immobilie möglichst schnell abzuzahlen und dabei ECHTE Altersvorsorge auf der Strecke liegen zu lassen.
Eine populäre Empfehlung ist, 100 minus Alter gleich Aktienanteil. Wenn ich 30 Jahre alt bin und 875 EUR in Tilgung stecke (Zinsen sind nicht zu beachten, die sind ja keine Investition), dann sollte ich auch 2.041 EUR in Aktien stecken. Alleine das schafft schon kaum einer und die meisten werden wohl am Ende bei 80-100% Festgeldanteil (also Tilgung) landen.
Man sollte auch bitte, bitte gedanklich die Immobilie und die Finanzierung trennen. In dem Moment, in welchem ich die Immobilie gekauft/gebaut habe, steht diese zu 100% auf der Aktivseite meiner gedanklichen Bilanz. Ich partizipiere zu 100% an Wertgewinn und Wertverlust. Auf der gedanklichen Passivseite steht ein Kredit und der hat, außer rechtlich gesehen, nichts mit der Immobilie auf der Aktivseite zu tun.
Wenn ich eine 80% Finanzierung habe, dann bin ich trotzdem zu 100% wirtschaftlicher Eigentümer der Immobilie und nicht zu 20%. Die Bank partizipiert weder an Wertgewinnen, bekommt aber ihr gesamtes Geld auch bei Wertverlusten (außer Totalverlust) wieder.