Heizungserfahrungen im Vergleich für Neubau

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Lamenta

Hallo liebe Forums-Mitglieder,
ich lese immer mal wieder leise mit, fühle mich jetzt aber einmal bemüßigt, selbst eine Frage zu stellen (todesmutig).
Noch haben wir weder Grundstück, noch Haus - sind aber sehr interessiert. Überall hört und liest man widersprüchliche Aussagen. Je nachdem, wer was verkaufen will. Dass es nicht DAS optimale Heizsystem gibt ist klar, hat alles Vor- und Nachteile, aber es ist alles echt verwirrend. Daher interessieren mich Eure Erfahrungen, bitte auch Gute!

Unser Grundstück soll ca. 1000m2 haben, aktuell ist eines in Sicht. Haus soll ca 160 bis 180m2 haben. Welche KfW-Stufe ist noch nicht klar. Ort: Südniedersachsen, bissl Mittelgebirgsregion, kein Wasserschutzgebiet.
Gas liegt dort leider nicht, sonst hätten wir uns für eine Brennwerttherme entschieden.
Flüssiggastank im Garten empfinde ich als nicht schön - ob unterirdisch geht, weiß ich nicht, finde aber "Tanken" auch blöd, fand ich früher bei unserer Ölheizung auch schon blöd...

Am interessantesten ist für uns aktuell die Erdwärmesonde mit Tiefenbohrung.
Über die Bodenbeschaffenheit habe ich mich bereits etwas schlau gemacht (Unterhaltung mit Geologen)
- Kalkstein, Ton, Gips, kein Anhydrit; wenig Wasseraustausch, daher kommt Grundwasser-Wärmepumpe wohl nicht infrage, Tiefenbohrung ginge wohl, nicht ganz easy, aber möglich. Je tiefer desto besser.
Das Paar auf dem Nachbargrundstück hat gerade gebaut, die haben wegen des Wassers auf einen Keller verzichtet. Schade, aber nicht so schlimm.

Wunsch:
-> Im Bad soll es schon 24 Grad warm werden können - ich bin ne echte Frostbeule!! und Frieren ist im Winter für mich ein echtes no-go - Frau halt...


Jetzt kommen wir zur Zusammenfassung der Infos, die ich inzwischen in Erfahrung bringen konnte - verunsichert uns enorm:

Erdwärme:
- 40 bis 100m Bohrung, je tiefer desto besser, natürlich dann umso teurer
- gute Effizienz, sofern alles klappt
- Keine Info über Haltbarkeit, Probleme bei Erdverschiebungen, Pumpe dann kaputt, ein Ansprechpartner einer Fertighausfirma erzählte, dass sie die jetzt nicht mehr anbieten, weil viele Rückläufer und Kunden unzufrieden, bei den hohen Kosten!
- wenn schlecht geplant bzw nicht günstige Umgebung Vereisungsgefahr, bei kalten Wintern und Sommern Problem, dass sich die Umgebung nicht regenerieren kann (also tiefer bohren?)
- wer hat Erfahrungen mit Bohrtiefen über 150m? Wurde uns angeraten

LW-Wärmepumpe:
- man hört nur Schlechtes
- im Winter schlechte Effizienz, man heizt mit Strom hinterher, die Kosten schnellen in die Höhe!!! oder es wird nicht warm
- Einstellungsprobleme, Fachleute bzw. Heizungsbauer überfordert
- scheinbar schwierige Berechnungen, wo und wie viel Fußbodenheizung hinkommen soll, im Bad mehr Dämmung und Wandheizung, dann muss mit Heizgerät und Strom doch noch nachgeholfen werden.
- Dann ist das Außengerät zu laut und es gibt Stress mit den Nachbarn
- Ständig ist was kaputt und es kommt keiner
- kann hier mal jemand was Gutes dazu sagen?
- wird von Fertighausanbietern gern empfohlen weil "günstig" und man hat noch Geld für anderen Kram über?
- sind teure Geräte deutlich besser als günstige?
- habe eigentlich keine Lust hier dann Heizkurven zu posten um mich über Einstellungsmöglichkeiten zu unterhalten, da habe ich echt keine Zeit zu. Es soll einfach nur warm sein und bleiben. Warum ist das bei dem System so ein Problem?

Frage zu Lüftung:
- wann ist diese zwingend zu empfehlen? Schon bei KfW55?
- prinzipiell finde ich eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung gut (ganzen Tag bei der Arbeit, ständig lüften ein Problem!) , habe aber große Probleme mit meiner Nase, im Winter bei trockenen Räumen und fürchte da größte Schwierigkeiten. Es gibt ja auch Befeuchtungssysteme - inwiefern sind die zu empfehlen?
- wie ist das mit der Verkeimung der Rohrsysteme?
- Im Fertighauspark ist uns aufgefallen, dass auch die ach so toll belüfteten Häuser morgens um 11 kurz nach Öffnung des Parks total muffig riechen. Nicht sehr charmant.

Da denkt man, mit regenerativen Energien ist alles toll und dann nur Schwierigkeiten, wo man hinschaut.
Bei uns steht und fällt der Grundstückskauf damit. Der Ökologie Gedanke ist natürlich auch da und das würden wir uns auch entsprechend was kosten lassen, aber frieren wollen wir deswegen nicht...

Freue mich über gut verständliche Beiträge, bin noch absoluter Laie.
Kläre das aber gern vorher ab, bevor es hinterher ein böses Erwachen gibt.
Vielen vielen Dank für Eure Mühe!
Liebe Grüße, Anni
 
D

Domski

Also:

Zur Sondenbohrung empfehle ich euch die Firma ixxx aus Bovenden. Die sind gut und beraten auch im Vorfeld prima.

Zur Wärmepumpe (egal ob Luft oder Geo) braucht ihr einen fähigen Heizungsbauer und eine Heizlastberechnung. Die Berechnung ist nicht schlimm, nur sind Handwerker oft schlechte Papierschubser. Google mal nach "In einer Wärmepumpe brennt kein Feuer" . Viele Sanitär haben das leider noch nicht verstanden. Dann klappt das auch.
Wir sind auch von Geothermie weg auf Luft-Wasser-Wärmepumpe, so massiv wie man gelegentlich liest sind die Mehrkosten aber nicht.

Zum hydraulischen Abgleich:Ich finde, den sollte man als Bewohner zwingend selber machen. Das lohnt sich, auch wenn man nicht zu den 100%Optimierern gehört. Und kein HB kann den gut machen, weil er eben nicht permanent vor Ort ist. Da Fußboden Heizung träge ist, sollte man nach einer Justierung 24h warten und dann erst entscheiden ob das gut ist.
Im Badezimmer wirst du ziemlich sicher eine Wand mit heizschleifen belegen müssen. Üblich große Bäder haben einfach zu wenig Bodenfläche im Vergleich zum Heizbedarf. Achtung, Fertighaus-Bauer kriegen Wand Heizung meist nicht gestemmt.
 
L

Lamenta

Guten Morgen Domski,
vielen Dank, dass Du Dir den langen Text von mir durchgelesen hast

Deine Antwort war auch schon sehr hilfreich!
Mit der Firma aus Bovenden will ich ab Montag Kontakt aufnehmen, der Chef ist diese Woche nicht da.
Deine Erklärung mit dem hydraulischen Abgleich verstehe ich und bin erleichtert.
Wie groß müsste ein Bad denn sein, damit es über Fußbodenheizung ausreicht und ohne Wandheizung auskommt? Danke für den Tipp, das mit der Wandheizung, das hab ich auch im Fertighaus park noch nicht gesehen oder gehört.
Der Link von dir war auch interessant, werde jetzt darauf achten, dass die Heizschlaufen auch unter der Wanne verlegt werden.
Und Eure LWWR läuft gut? Voll zufrieden? Welche habt Ihr?

Danke!
 
ares83

ares83

Gerade was die Luft-Wasser-Wärmepumpe betrifft ist da einiges an Klischees dabei, einiges betrifft auch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe genauso. Wenn man nicht gerade nen HB hat der nur Gasbrennwerttherme einbaut sind das meiste doch gelöste Probleme. Sicher braucht die Luft-Wasser-Wärmepumpe im Winter etwas mehr Strom, aber nach 9 Monate kann ich das Fazit ziehen das das bei uns total unkritisch ist, wir sind trotzdem noch bei einer Jahresarbeitszahl über 4.
Wir haben ein KFW55 Haus mit ganz einfacher Fußbodenheizung im Bad + einen Handtuchheizkörper und bekommen die 24 Grad gut hin. Die Verlegeabstände sind halt sehr klein, aber das ist Standard.
Der hydraulische Abgleich ist kein großes Ding und sollte eigentlich jeder Heizung erfolgen. Auch dei Anpassung der Heizkurven ist nicht gerade Rocket Science. Bei uns gibt es 2 Parameter, in der Anleitung steht drin was man tun kann.
Zur Lüftung:
Ich würde nicht mehr ohne zentrale Lüftung bauen, alles andere sind für mich persönlich unschöne Lösungen, aber hier gibt es diverse Meinungen. Wenn dann auf jeden Fall mit Feuchterückgewinnung, dann sollte das Thema auch durch sein. Was soll denn verkeimen?
 
andimann

andimann

Moin,

zur Erdwärme:
Es gibt auch die Möglichkeit Flächen oder Grabenkollektoren im Garten zu verlegen. Bei 1000 qm Grund sollte das machbar sein. Das ist wohl auch in Eigenleistung recht gut machbar und soll dann sehr preiswert sein. Unsere Nachbarn haben ein 620 qm Grundstück, dort Grabenkollektoren in Eigenleistung verlegt und sind sehr zufrieden. Aber keine Ahnung welche Stromkosten die haben!

Generell sind WPs schon etwas tricky zu installieren und sehr viele Heizungsfachmänner scheinen sehr schnell überfordert zu sein.

zur Luft-Wasser-Wärmepumpe:
ich bin bekannterweise kein Freund dieser Krachmacher, aber ganz so schlecht wie du schreibst, sind die auch wieder nicht. Es steht und fällt aber sehr extrem mit der Qualifikation des Heizungsbauers. Man kann viel falsch machen.
Und ja, die sind unterm Strich mit großer Sicherheit teurer als eine Gasheizung. Aber die fällt bei dir ja aus.

zur Lüftung:
wollte ich zuerst ums Verrecken nicht, wir haben dann aus verschiedenen Gründen doch eine eingebaut und lieben sie. Ich möchte die Lüftung nicht mehr missen.
Wir haben eine zentrale Kontrollierte-Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Enthalpietauscher, also auch Feuchterückgewinnung. Das hält auch im Winter die Feuchtigkeit zumindest im Bereich 40%. Verkeimen werden die Rohre nicht. Die sind knochentrocken, es fällt da ja kein Kondenswasser an. Da fehlt also die Grundlage für Keimbildung. Verstauben können die natürlich, aber dafür gibt es Filter. Unsere Außenluft geht durch zwei Feinstaubfilterstufen mit dem Ergebnis, dass du im Haus eine nahezu pollen- und staubfreie Luft hast. Sehr angenehm und du brauchst sogar deutlich weniger Staub zu wischen.
Tipp, baut einen Erdwärmetauscher ein, dann wird die Luft im Winter kostenlos vorgewärmt und im Sommer leicht gekühlt, so das du dir zumindest keine warme Luft ins Haus zieht. Das kühlt das Haus nicht ab, aber reduziert im Sommer das aufheizen.

Viele Grüße,

Andreas
 
Zuletzt aktualisiert 29.11.2024
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