Hallo,
Wir sind in einer sehr ähnliches Lage wie du gewesen und haben uns gegen den Hausbau aus folgenden Gründen entschieden.
Haushaltseinkommen 5.500 Euro netto zzgl. Pro isionszahlung 6k jährlich), Eigenkapital 50.000 Euro (mühsam angespart, da ebenfalls Studium und würde für Kaufnebenkosten und Küche und Puffer für den Bau komplett draufgehen). Man möchte meinen, dass das für unser Alter (32 und 34) doch recht stabile Verhältnisse sind, zumindest in unserer Gegend.
Gesamtdarlehenssumme wären bei uns 480.000 Euro gewesen, da Grundstücke südlich von Berlin doch sehr teuer sind (mind. 300 Euro/qm, eher mehr). Da ihr eine Doppelgarage plant und sicher ein paar Annehmlichkeiten möchtet (Rollläden, ebenerdig Duschen usw) wird euer Hausbau gen 300.000 Euro gehen. Eher mehr. Wir haben viele Abstriche bei der Planung machen müssen. Ätzend.
Unser Finanzier hat uns erste Finanzierungsrechnungen vorgelegt, da haben wir die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Aufgrund des geringen Eigenkapitals und der gewünschtes Rate von 1.800 Euro wurde je Bank ein Zinssatz von 2,6 % bis 3% angeboten, bei einer Tilgung von 1,5 %! Nach 15 Jahren ergibt das eine Restschuld von ca. geschätzt 330.000 Euro. Was ist, wenn die Zinsen auf 4-5 % steigen? Mit der hohen Restschuld bekommt man keinen günstigen Zinssatz für die Anschlussfinanzierung. Achja, wir hätten beim besten Angebot 37 Jahre abzahlen sollen, bei gleichbleibenden Zinssatz. Verrückte Vorstellung.
Wir sind da jetzt einfach realistisch. Ich möchte nicht Jahr für Jahr mit der Angst vor Zinssteigerungen leben. Noch mehr Eigenkapital anspagen, so wir ihr, ist damit verbunden, keine Urlaube zu machen. Jeden Cent zu sparen. Wir haben aber auch ein 11 jähriges Kind, das ist auch ihr ggü. unfair. Nach dem Hausbau ist es aufgrund der hohen Rate auch nicht besser. Und dafür arbeitet man 60 h in der Woche.
Wir haben uns daher entschieden, eine große, schöne Wohnung zu mieten, die man für 2.000 Euro in Berlin warm locker bekommt und den Eigentümer den Stress mit steigenden Zinsen und Instandhaltungsrücklagen zu überlassen. Wir nehmen unser Eigenkapital und lassen uns ein kleines Ferienhaus an den mecklenburgischen Seenplatte bauen und nehmen nur einen kleinen Kredit auf.
Ihr habt das Grundstück bereits erworben und Zinsen gezahlt. Ich muss ehrlich sagen, wir sind erleichtert, dass wir vom Grundstückskaufvertrag zurückgetreten sind und wir die letzte Unterschrift nicht geleistet haben.
Vielleicht hilft dir mein Erfahrungsbericht, die Sache nochmal ganz objektiv anzugehen und alles durchzugehen, welche Rate ihr bei welchem Zinssatz habt, wie viel Nebenkosten ihr im Monat bei einem Haus zusätzlich anfallen und welche Annehmlichkeiten wie Urlaub und Co. trotzdem leistbar sein sollen. Denn denkt daran, daß Haus gehört erst euch, wenn der letzte Euro abbezahlt ist.
Liebe Grüße, just
Interessante Punkte - die ich aber überhaupt nicht teile und denke ihr habt zwar emotional (weil ihr eben da sehr ängstlich seid) die richtige Entscheidung getroffen, die aber kurzfristig gedacht ist.
Wenn ihr einfach zur Miete lebt und gar nichts anspart, werdet ihr keiner derjenigen 60 jährigen sein, die auf ein abbezahltes Haus zurückgreifen können - sondern diejenigen, die 30 Jahre zur Miete gelebt haben und deutlich ärmer als der vergleichbare Immo-Eigentürmer sein werdet.
Bedenke, dass die 1,5% oder 2% Tilgung die ihr bei einem Immobilien-Kredit leistet ja Sparleistung ist - die brauchst du als Mieter ebenso. Und da kommen dann auf deine 2000 Euro Warmmiete noch ein paar Hundert Euro on top drauf - da lebt ihr vom Einnahmen / Ausgaben Verhältnis her ebenso nicht im Saus und Braus als Mieter.
Anstatt Angst vor einer gut planbaren (da monatlich zu überprüfen) Zinssteigerung in 15/20 Jahren zu haben und mich um die Anschlussfinanzierung zu sorgen, wenn es so weit ist (die wirklich gut planbar ist), hätte ich massive Angst wegen ständig steigender Mieten und einer z.B. Eigenbedarfskündigung / Kündigung an sich. Und wenn du eine schöne große Wohnung mit einem Einfamilienhaus plus Garten vergleichst, ist das halt Äpfel mit Birnen. Wenn du dich in 12 Jahren scheiden lässt, dann kannst du das Haus verkaufen, die VFE bezahlen und ihr habt beide was davon. Wenn du in 12 Jahren dir eine neue Bude in Berlin suchen musst, na viel Spass, was du dann wohl Miete bezahlst?
Wichtig ist zu verstehen, dass mieten auch nicht die "sichere Bank" ist, da du eben da auch andere Risiken trägst. Wenn du heute 2.000 Euro zahlst, wie sieht die Miete bei 1,5% Steigerung p.a. denn kurz vor Renteneintritt aus? Davor hätte ich Angst!
Ich will jetzt nicht wieder die Mieten / vs Kaufen Diskussion bemühen, aber man muss schon bei beiden Optionen berücksichtigen, dass es Risiken gibt.
Ihr habt euch einfach für Konsum (siehe Urlaube etc.) entschieden, anstatt euch finanziell über Jahrzehnte etwas aufzubauen. Nochmal in aller Deutlichkeit: Was ist dir lieber? Mit 60 eine zu z.B. 80% abbezahlte Immobilie nahe Berlin, oder mit 60 3.000 Euro Warmmiete rauszuballern?
Der Grund, warum die wenigsten Mieter ein signifikantes Vermögen aufbauen konnten, ist weil man zusätzlich zur MIete nichts mehr sparen kann. Da sollte man wenigstens den hohen Betrag nutzen, der monatlich an die Bank (oder in deinem Fall halt an den Vermieter) geht (nennt sich "Tilgung")