Bausachverständiger kurz vor Abnahme sinnvoll?

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tristan01

tristan01

Hallo zusammen,

wir bauen zur Zeit ein Einfamilienhaus (massiv) und stehen kurz vor der finalen Abnahme und Schlüsselübergabe. Der Bau wird von einem Generalunternehmer durchgeführt. Der TÜV Rheinland begleitet den Bau durch mehrere Kontrollen zwischendurch. Mir ist bewusst, dass der TÜV über den Generalunternehmer beauftragt wird und damit sicherlich "parteisch" sein könnte.

Wir überlegen gerade, ob wir vor der finalen Abnahme noch einen externen, von uns beauftragten Bausachverständiger beauftragen. Ich frage mich, ob das kurz vor der Abnahme überhaupt noch sinnvoll ist. Dadurch das der Boden drauf ist, kann er z.B. keine Rückschlüsse mehr auf den Estrich ziehen.

In einem ersten kurzen Telefonat hat er mir mitgeteilt, dass er nur augenscheintliche Sachen aufnimmt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen aber sicherlich vieles sieht, was wir auf den ersten Blick nicht sehen würden. Die Kosten liegen bei ca. 600€

Wie ist Eure Einschätzung dazu?
 
11ant

11ant

wir bauen zur Zeit ein Einfamilienhaus (massiv) und stehen kurz vor der finalen Abnahme und Schlüsselübergabe. Der Bau wird von einem Generalunternehmer durchgeführt. Der TÜV Rheinland begleitet den Bau durch mehrere Kontrollen zwischendurch. Mir ist bewusst, dass der TÜV über den Generalunternehmer beauftragt wird und damit sicherlich "parteisch" sein könnte.
[...]
In einem ersten kurzen Telefonat hat er mir mitgeteilt, dass er nur augenscheintliche Sachen aufnimmt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen aber sicherlich vieles sieht, was wir auf den ersten Blick nicht sehen würden. Die Kosten liegen bei ca. 600€
Daß es begleitende Überprüfungen gegeben hat, ist gut. Daß der Kontrolleur vom Auftragnehmer beauftragt wurde, entschieden weniger. Daß es der TÜV ist, besonders. Jeder Autobesitzer hat Angst vor deren Pingeligkeit. Von diesem Markenimage lebt der Verein, und die Generalunternehmer lassen dies nur zu gern als Anscheinsbeweis, daß sie nichts zu verbergen hätten, auf sich abfärben. Das ist eine Win-Win-Situation: die Prüforganisation hat dadurch volle Auftragsbücher sicher, und die Bauunternehmer sonnen sich in der aus diesem Nimbus resultierenden Qualitätsunterstellung. Ein drittes Win fehlt, oder besser gesagt: ein dritter Winner - nämlich der Kunde. Deshalb:
Wir überlegen gerade, ob wir vor der finalen Abnahme noch einen externen, von uns beauftragten Bausachverständiger beauftragen. Ich frage mich, ob das kurz vor der Abnahme überhaupt noch sinnvoll ist. Dadurch das der Boden drauf ist, kann er z.B. keine Rückschlüsse mehr auf den Estrich ziehen.
... ganz klar "ja !" zu einem eigenen Sachverständigen, jetzt noch immerhin besser als nie. Auf jeden Fall vor Eurer Unterschrift unter die Abnahme. Dieser Sachverständige möge die Protokolle des TÜV-Baubegleiters beiziehen. Wenn die Begleitung kein Etikettenschwindel war, dann gibt es ja solche.

Allen Mitlesern (und natürlich auch Euch, für´s nächste Haus) sei nochmals betont:
1. Generalunternehmer können gute Auftragnehmer sein, sind aber trotz allen süßen Giftes der Festpreisversprechen KEINE gute Alternative zu einem Vergabeverfahren nach Ausschreibung (an der allerdings gerne auch GU beteiligt werden dürfen);
2. nur ein bauherrenparteiischer Bauleiter und baubegleitender Sachverständiger kann auch ein guter sein, in anderen Rechtsfragen - und diese Dimension ist hier nie heraustrennbar ! - läßt man sich ja schließlich auch nicht vom gegnerischen Anwalt vertreten.
 
K

k-man2021

Meine Tochter hatte gerade Abnahme mit Gutachter. Resultat: 3 Seiten eng beschrieben mit Mängeln, u.a. Austausch von mehreren zerkratzten Fensterscheiben, neu Verputzen einer Außenwand, fehlerhafte Montage Regenfallrohr etc. Die 600 EUR haben sich mehr als gelohnt! Allerdings hat der Gutachter auch nicht alles gesehen (zB ungenügendes Gefälle in bodengleicher Dusche). TÜV-Protokolle einfordern finde ich eine gute Idee, allerdings weißt du evtl nicht, ob du alle bekommst.
 
WilderSueden

WilderSueden

Sinnvoll wäre gewesen, sich früher um das Thema zu kümmern. Jetzt sind fast alle wichtigen Sachen überbaut. Wenn da noch nie ein Sachverständiger für euch draufgeschaut hat, würde ich den trotzdem engagieren. Wenn zu viel rauskommt, weißt du wenigstens, dass beim Bau viel gepfusch wurde
 
A

Allthewayup

Kann ich nur alles bestätigen was die Vorredner sagten. Wir hatten kürzlich eine Vorbegehung und da waren noch massiv(st)e Mängel die behoben werden müssen. Einzug verschiebt sich (mal wieder) um ca. 2 Monate.
600€ ist da noch nichtmal eine Überlegung wert - machen!

Also unbedingt einen unabhängigen Sachverständigen beauftragen einschalten.

War der TÜV (Süd) nicht der Verein der einen Damm in Brasilien als „bedenkenlos“ zertifizierte und kurz darauf brach dieser?
 
11ant

11ant

Wenn da noch nie ein Sachverständiger für euch draufgeschaut hat, würde ich den trotzdem engagieren. Wenn zu viel rauskommt, weißt du wenigstens, dass beim Bau viel gepfusch wurde
Willst Du damit darauf hinweisen, daß die jetzt noch sichtbaren Mängel "repräsentativ" dafür sein könnten, auf die nicht mehr sichtbaren "hochzurechnen" ? (da ginge ich mit).
Bislang hat ja auch nicht kein Sachverständiger draufgeschaut, sondern lediglich ein auftragnehmerparteiischer. Dokumentiert haben sollte der trotzdem, und das sollte sich der eigene Sachverständiger auch zeigen lassen (Bericht und Fotos).
War der TÜV (Süd) nicht der Verein der einen Damm in Brasilien als „bedenkenlos“ zertifizierte und kurz darauf brach dieser?
Holzmann war bumperlgsund, laut letztem Wirtschaftsprüfertestat vor der Pleite. Experten halt. Deswegen halte ich als Fachmann von Experten nichts außer Abstand [hheh].
 
Zuletzt aktualisiert 29.11.2024
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