Wärmepumpe mittlerweile wieder teurer als Gas?

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Teryamy

Ich habe mir die letzten Tage mal wieder Gedanken gemacht, ob wir unsere bestehende Gas-Therme nicht doch (frühzeitig) gegen eine Wärmepumpe tauschen. Bisschen grundsätzlich davon abgebracht hat mich auch die Tatsache, dass es die Förderung (in einigermaßen vernünftigem Umfang) erst gibt, wenn die Gas-Therme mindestens 20 Jahre alt ist. Aber gut, sinnlose Regelungen und Gesetze - Nebenschauplatz. Dass wir für die Vergangenheit Gas gewählt haben, damit bin ich auch sehr zufrieden. Alleine bei der Estrich-Aufheizung haben wir zig kWh verbraucht und da müsste man ja bei einer Wärmepumpe mit elektrischen Heizern arbeiten (Jahresarbeitszahl =1), wir haben bis Frühjahr 2022 meist unter 5 Cent gezahlt, ganz am Ende knapp über 5 Cent.

Wir haben jetzt noch einen festen Vertrag mit Preisbindung mit 9,4 Cent für Gas und 30,6 Cent für Strom. Jetzt mal geschaut, wohin wir wechseln können, sobald die Preisbindung abläuft:
- 8,2 Cent Gas
- 31,0 Cent Strom
(jeweils wieder 12 Monate Preisbindung)

Das ergibt eine implizite Jahresarbeitszahl von 3,78, ab welcher die Wärmepumpe besser ist. Ja, es gibt Grundgebühren, andererseits gibt es auch die erwartbare Lebenszeit wo im Moment noch alle behaupten, dass die Wärmepumpe keine 30-40 Jahre alt wird, so wie es Gas-Heizungen schon lange in der Praxis bewiesen haben.

Ich habe mal den Rechner vom Bundesverband Wärmepumpe bemüht, Niedrigenergiehaus, 35 Grad Vorlauf, VWL 75, 40-50 Prozent Warmwasseranteil (entsprechend unserem jetzigen Verbrauch - wir haben 24/7 Zirkulation und wollen das auch nicht missen; andererseits war das Gebäude damals KFW55-Standard - nur nicht so zertifiziert, d.h. z.B. wir haben keine Solarkollektoren auf dem Dach, weil wir als Ersatzmaßnahme ein gut gedämmtes Haus haben [monolithisch, aber gute Fenster, gute Dachdämmung, ...]), 60 Grad Speichertemperatur (auch hier: 60 Grad ist die optimale Temperatur gegen Legionellen - wir werden hier nicht paar Cent am Tag gegen unsere Gesundheit aufrechnen) und da kommt eine Jahresarbeitszahl von 3,66 bis 3,78 heraus.

Man könnte jetzt noch mit Wärmepumpe-Strom rechnen, aber der hat dann Abschaltzeiten, oder? Wäre evtl. problematisch mit der 24/7 Zirkulation? Da wären wir bei 22,3 Cent und eben Grundgebühr, 2. Zähler usw...

22,3 / 3,78 = 5,9 Cent für eine kWh Heizenergie. Okay - spart man bei 17.000 kWh ca. 414 Euro im Jahr. Evtl. mit Problemen aufgrund Abschaltung und/oder Lebensdauer der Wärmepumpe (+Anfangsinvestment ~20k).
 
Musketier

Musketier

Wenn man kontra Wärmepumpe rechnet, dann kommt auch kontra Wärmepumpe raus. Aber das nur nebenbei. Du scheinst zumindest von der Wärmepumpe nicht überzeugt.

Die Frage ist nicht, was kostet Gas und Strom jetzt, sondern in Zukunft. Gas soll ja durch die Klimawende deutlich teurer werden. Die Frage ist, kommt das wirklich so oder wird dann wieder gegengesteuert und was passiert mit dem Strompreis? Fakt wird sein, dass die Gasinfrastruktur für immer weniger Nutzer bereitgehalten wird. dem zufolge dürften allein die Grundkosten deutlich ansteigen, egal was der Weltmarktpreis, die Umlagen und die Besteuerung machen.

Wir haben uns vor 10 Jahren bewußt gegen Gas entscheiden und sind zufrieden. Ich brauche keine 60° Wassertemperatur und hatte auch keine exorbitanten Kosten bei der Estrich-Aufheizung.

Allein durch die Ressourcennutzung für die Herstellung der Gasheizung, würde ich aber erst wechseln, wenn es wirklich notwendig ist, solange beim Unterhalt kein deutliches Ungleichgewicht bei den Gaskosten zur Wärmepumpe gibt oder wenn abzusehen ist, dass die Gasheizung die Hufe hoch macht.
 
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Dahlbomii

Ich kann deinem Gedankengang ab der Hälfte nicht mehr ganz folgen, sehe aber einen grundlegenden Fehler: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, bestehende Systeme aus dem Fenster zu werfen und durch Wärmepumpen und Elektroautos zu ersetzen! Vorausgesetzt das System verursacht nicht an einer Stelle große uneingepreiste Kosten, ist es falsch das System zu ersetzen.

Ich finde auch den Blickwinkel für die Rechnung etwas zu schmal: Es werden die Anschaffungskosten der Gasheizung und die Opportunitätskosten des Weiterbetriebs der Gasheizung nicht berücksichtigt. Die 20-30.000€ werden entweder heute ausgegeben oder für 10 Jahre verzinst, das verschiebt die Wirtschaftlichkeit weiter zur Gasheizung. Gleichzeitig könnte sich die Rechnung aber auch deutlich in Richtung Wärmepumpe verschieben, wenn eine günstige Photovoltaikanlage Anlage auf dem Dach wäre.

In jedem Fall sind das so viele wenn und wenig Gewinn im Vergleich dazu, dass das aus meiner Sicht nur wegen der Förderung einen geringen wirtschaftlichen Sinn ergibt und im Sinne der Nachhaltigkeit ist es definitiv nicht!
 
T

Teryamy

Wenn man kontra Wärmepumpe rechnet, dann kommt auch kontra Wärmepumpe raus. Aber das nur nebenbei. Du scheinst zumindest von der Wärmepumpe nicht überzeugt.
Ich versuche realistisch anhand unserer tatsächlichen Gegebenheiten zu rechnen. Beispiel Winter 2022/2023 - da haben wir, aus Solidarität, auch etwas die Temperatur runtergedreht. Preislich leistbar war es immer gut für uns. Das haben wir dann auch den letzten Winter wieder zurückgedreht. Mal für ein Jahr verbiegen ging schon, aber nicht dauerhaft.

Die Frage ist nicht, was kostet Gas und Strom jetzt, sondern in Zukunft. Gas soll ja durch die Klimawende deutlich teurer werden. Die Frage ist, kommt das wirklich so oder wird dann wieder gegengesteuert und was passiert mit dem Strompreis? Fakt wird sein, dass die Gasinfrastruktur für immer weniger Nutzer bereitgehalten wird. dem zufolge dürften allein die Grundkosten deutlich ansteigen, egal was der Weltmarktpreis, die Umlagen und die Besteuerung machen.
Wenn es dann so kommt, kann man noch umsteuern.

Wir haben uns vor 10 Jahren bewußt gegen Gas entscheiden und sind zufrieden.
Bei uns hieß es damals von allen Seiten: Gas-Heizung geht auch später noch, weil dann Wasserstoff statt Gas genommen wird und der Wasserstoff dann irgendwann eh billiger als Gas ist. Heutige Prognosen sagen dann ja wieder etwas ganz anderes aus.

Ich brauche keine 60° Wassertemperatur und hatte auch keine exorbitanten Kosten bei der Estrich-Aufheizung.
60° und Zirkulation minimiert das Risiko für Legionellen (und die Zirkulation ist sehr komfortabel und zudem ja auch in jedem Mehrfamilienhaus Pflicht - da wäre ein Einfamilienhaus ohne Zirkulation komfortmäßig ein Rückschritt). Wie bei Risiken üblich: Sie müssen nicht eintreten. Das ist schon klar.

Allein durch die Ressourcennutzung für die Herstellung der Gasheizung, würde ich aber erst wechseln, wenn es wirklich notwendig ist, solange beim Unterhalt kein deutliches Ungleichgewicht bei den Gaskosten zur Wärmepumpe gibt oder wenn abzusehen ist, dass die Gasheizung die Hufe hoch macht.
Im Moment, so wie in den letzten Jahren, sieht es weiterhin so aus, als wäre die Gas-Heizung preiswerter. Neu einbauen würde ich mir trotzdem keine. Von den Preisen her denke ich auch, dass es damals richtig war, die Gas-Heizung zu nehmen. Die kostet keine 2k, dazu nochmal 2k für den Einbau - also etwa ~4k (hatten auch einen GÜ, mit welchen wir aber nicht gebaut haben, der es uns damals aufgeschlüsselt hatte - 5k Gas-Heizung inkl. WW-Speicher und 5k für die Solar-Kollektoren, welche wir ja NICHT haben; Erdwärmepumpe inkl. Speicher und Bohrung damals 40k).

Ich überlege gerade nur, ob sich der Tausch aktuell lohnt. Die 4-5k für die Gas-Heizung habe ich gedanklich schon abgeschrieben, weil wir viele Jahre für 4,5 Cent, später 5,0 Cent geheizt haben und sich das schon längst doppelt und dreifach amortisiert hat (auch unter Beachtung der höheren Zinskosten, wenn wir die teure Wärmepumpe geholt hätten - dann wäre der Kredit eben auch höher gewesen).

Ich kann deinem Gedankengang ab der Hälfte nicht mehr ganz folgen, sehe aber einen grundlegenden Fehler: Nachhaltigkeit bedeutet nicht, bestehende Systeme aus dem Fenster zu werfen und durch Wärmepumpen und Elektroautos zu ersetzen! Vorausgesetzt das System verursacht nicht an einer Stelle große uneingepreiste Kosten, ist es falsch das System zu ersetzen.
Ach naja, aber genau so ist doch der Mainstream. Verbrenner ab nach Osteuropa, wo er dort statt hier noch paar hunderttausend Kilometer fährt. Dafür schön erstmal einen Neuwagen produzieren - so ist es doch gewollt, wenn man Verbrenner benachteiligt (mit Spezial-Parkplätzen für Elektroautos, tlw. mit eigenen "Öko-Spuren" in manchen Städten usw. - damit erreicht man halt nur: noch mehr Konsum). Die Geschichte mit den Innenstadt-Fahrverboten für Diesel (die gingen dann eben nach Ost-Europa, dafür wurden hier neue Verbrenner produziert) wird sich sicher bald auf ähnliche Art und Weise wiederholen (mit einem noch zu erfindendem vorgeschobenen Grund, ich glaube Direkteinspritzer waren doch mal ein Thema, oder?).

Ich finde auch den Blickwinkel für die Rechnung etwas zu schmal: Es werden die Anschaffungskosten der Gasheizung und die Opportunitätskosten des Weiterbetriebs der Gasheizung nicht berücksichtigt. Die 20-30.000€ werden entweder heute ausgegeben oder für 10 Jahre verzinst, das verschiebt die Wirtschaftlichkeit weiter zur Gasheizung. Gleichzeitig könnte sich die Rechnung aber auch deutlich in Richtung Wärmepumpe verschieben, wenn eine günstige Photovoltaikanlage Anlage auf dem Dach wäre.
Da hast du Recht. Das Elektroauto macht nur mit Photovoltaik Sinn. Die Photovoltaik macht gegenüber einem ETF keinen Sinn. Die Wärmepumpe profitiert eigentlich nicht wirklich von der Photovoltaik, weil die Wärmepumpe im Winter den Strom braucht und da liefert die Photovoltaik nichts, d.h. der Eigenverbrauch ist schon durch den Haushalsstrom ausgereizt. Und im Vergleich Photovoltaik mit Eigenverbrauch vs. ETF gewinnt der ETF.

In jedem Fall sind das so viele wenn und wenig Gewinn im Vergleich dazu, dass das aus meiner Sicht nur wegen der Förderung einen geringen wirtschaftlichen Sinn ergibt und im Sinne der Nachhaltigkeit ist es definitiv nicht!
Es kam mir nur gerade der Gedanke in den Sinn, Mensch - du wolltest doch im Frühjahr 2022 mal das Thema Wärmepumpe prüfen. Damals haben sich alle darauf gestürzt, also habe ich mir gesagt: Ich prüfe es später mal. Ich versuche möglichst anti-zyklisch zu agieren, weil es völlig klar war, dass im Frühjahr 2022 einfach Mondpreise aufgerufen wurden.

Jetzt im Sommer 2024 denke ich mir: Mensch, jetzt wo sich alles wieder normalisiert hat, lass mal nachrechnen. Und siehe da: 8,2 Cent vs. 31,0 Cent. Ups, rechnet sich ja gar nicht mehr!?
 
andimann

andimann

Moin,
was du gerade machst ist die Wärmepumpe bewusst schlecht zu rechnen. Das ist genauso sinnvoll wie sie schön zu rechnen. Was richtig war, wirst du erst in 10-20 Jahren wissen. Ich bin derzeit bei einer ähnlichen Überlegung, wir haben vor 8 Jahren mit Gasheizung gebaut und ich überlege, die Gasheizung vorzeitig rauszuwerfen.
Und es stimmt, es macht derzeit rein finanziell sicherlich wenig Sinn eine funktionierende Gasheizung rauszuwerfen und durch eine Wärmepumpe zu ersetzen.
Aber wie jedes Investment ist eine Wärmepumpe eine Wette auf die Zukunft mit vielen Unbekannten:
  1. Die Entwicklung der Gas- und Strompreise ist nur schwer vorhersagbar, es ist aber zu vermuten, das sich das Verhältnis der kWh Preise, dass bis 2022 eigentlich immer bei etwa 1:4 war (Gas und Strom) zukünftig immer mehr zugunsten des Strompreises verschieben wird.
  2. Ja, ETFs haben über die letzten Jahrzehnte gemittelt immer Renditen von 5-7% gebracht. Da bekommst du keine Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine Photovoltaik und / oder Wärmepumpe hin. Aber keiner garantiert uns, dass die zukünftigen Renditen auch noch so aussehen. Eine solche Gesamtlage der Welt hat es noch nicht gegeben, keine Sau kann vorhersagen wohin die Reise geht.
  3. Jetzt eine Wärmepumpe einzubauen wird dich mit hoher Sicherheit davor schützen, irgendwann auf Fernwärme umstellen zu müssen. Wenn erstmal die Bürgermeister nebst Stadtwerken realisiert haben, dass da per Anschlusszwang nahezu unbegrenzte Preise und Gewinne zu realisieren sind und man seinen Spezies für die Umsetzung tolle Aufträge zuschieben kann, wird da der ganz, ganz große Goldrausch ausbrechen. Alleine der Anschluss an die Fernwärme in ein paar Jahren wird in der gleichen Größenordnung liegen, wie heute der Preis für eine Wärmepumpe. Garten aufbuddeln und Leitung verlegen ist nun mal teuer.... Und danach bist du auf Gedeih und Verderb der Preisgestaltung der Fernwärmebetreiber ausgeliefert. Nach derzeitiger Rechtsauffassung kann ein Anschlusszwang bei einer Wärmepumpe nicht durchgesetzt werden.
  4. Wenn du wartest, bis deine Gasheizung hinüber ist, wirst du ein ziemliches Problem haben, kurzfristig eine Wärmepumpe zu einen gutem Preis zu bekommen. Das endet damit, dass du dir dann wieder eine Gasheizung einbaust, die du dann aber nach 3 Jahren wieder durch eine Wärmepumpe ersetzen musst. Ist noch unsinniger.
  5. Eine Wärmepumpe kostet auch nicht die 20-30k€, wie Dahlbomii schreibt. Ich habe hier ein fertiges Angebot für 24 k€ liegen, davon gehen 40% Förderung ab, bleiben 14,4 k€. Wenn ich dann noch einrechne, dass ich aufgrund der möglichen Kühlfunktion der Wärmepumpe, mir die eigentlich angedachte Nachrüstung einer Klimaanlage (nur minimal Version im Wohnzimmer) einsparen kann, komme ich auf etwa 10k€ Kosten. (Ja, das ist schön rechnen....).
Für mich persönlich sind die Punkte 3 und 4 so gewichtig, dass ich persönlich das Thema Wärmepumpe wohl in den nächsten 1,5 Jahren durchziehen werde. Ob es die wirtschaftliche beste Entscheidung ist? Frag' mich in 20 Jahren nochmal...

Viele Grüße,

Andreas
 
N

nordanney

Jetzt im Sommer 2024 denke ich mir: Mensch, jetzt wo sich alles wieder normalisiert hat, lass mal nachrechnen. Und siehe da: 8,2 Cent vs. 31,0 Cent. Ups, rechnet sich ja gar nicht mehr!?
Eine funktionierende Gasheizung rauszuwerfen bei niedrigem Verbrauch, ist m.E. finanzieller Unsinn (Wärmepumpe ökologisch wg/Ökostrom kann man drüber diskutieren).
Aber wenn ein Tausch tatsächlich vor der Tür steht, würde ich heute niemals die Gasheizung austauschen gegen eine neue. Dann direkt auf Wärmepumpe und für die Zukunft mit - das ist meine Meinung und tatsächlich auch die vieler Experten bzw. professionellen Immobilienbestandshaltern - moderaten Heizkosten rechnen während Gas überproportionale teurer werden wird. Die Kosten für CO2 Abgaben, die momentan noch moderat sind, kann ich heute schon an den Heizkosten meiner Mieter ablesen. Und wenn der Preis jetzt (2026) freigegeben wird bzw. gleichzeitig die Zertifikate politisch gewollt klein gehalten werden, freust Du Dich über die Wärmepumpe.
 
Zuletzt aktualisiert 18.11.2024
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