Hallo Bola,
das ist (leider) genau die Antwort, die ich erwartet hatte und Deine Idee - so sinnvoll sie auch sein mag - geht mMn an mehreren Stellen nicht auf.
1. Option: Schenkung/vorweggenommene Erbfolge:
Problem dabei: Dein Vater will das gar nicht und seine jetzige Ehefrau kann daran auch kein Interesse haben, Dein Bruder müsste ebenfalls auf seinen Anteil verzichten. Fraglich ist zudem, wie hoch der Anteil überhaupt wäre, denn vom Hauspreis von 150T€ (ich vermute auf Grund der Beschreibung ehrlich gesagt noch weniger) ginge noch das kapitalisierte Wohnrecht ab und das hängt davon ab, wie hoch die Lebenserwartung Deines Vaters ist. Zudem kann das Wohnrecht auf die Ehefrau übergehen - die wird sich zumindest auch bedanken, wenn sie im (hohen?) Alter aus dem Haus fliegt, weil das Wohnrecht nicht für sie gesichert ist. Dein Vater geht ja bei seinen Überlegungen davon aus, dass Ihr beide das Haus zu gleichen Teilen erbt (was nicht korrekt ist, wurde ja schon beschrieben, bei gesetzl. Erbfolge erbt seine jetzige Ehefrau 50%) - was aber auch hieße, dass Ihr Eure Stiefmutter im Erbfall ohne weiteres auf die Straße setzen könntet.
dem zufolge müsste man also die (vermutlich höhere) Lebenserwartung der Stiefmutter ansetzen, was den Wert der Schenkung weiter mindert.
Als Beispiel Folgendes: bei einer fiktiv anzusetzenden Miete von 8T€/Jahr und einem Alter von 65 Jahren der Ehefrau/Stiefmutter, würde ein Faktor von 12,5 angesetzt, d.h., das Wohnrecht hat kapitalisiert einen Wert von 12,5 x 8T€ = 100T€ ... das ist also ein massiver Anteil vom kompletten Übertragungswert, den man in Ansatz bringen muss!
Fraglich wäre dann aber überhaupt, warum Du für etwas bezahlen möchtest, was Dir sowieso zusteht!? Die finanzielle Verbesserung für Deinen Vater ist ja Dein Ziel - durch eine Schenkung aber bei diesem geringen Hauswert gar nicht zu erreichen!
2. Kauf wie unter Fremden.
Du zahlst den Verkehrswert abzgl.. eines "Familienabschlags" des Hauses an Deinen Vater. Dann verfügt Dein Vater über das Kapital, aber Du über das Haus. Da steht dann Dein Name im Grundbuch. Das will Dein Vater nicht, Dein Bruder eigentlich auch nicht, die Ehefrau ebenfalls nicht.
Also muss der Kauf an Bedingungen geknüpft werden, hier zB lebenslanges Wohnrecht. Das schmälert den Kaufpreis (wieder abhängig von der Lebenserwartung) enorm, reduziert also die Summe, die Dein Vater faktisch von Dir erhalten sollte.
Selbst wenn das so klappt, bist Du ab sofort finanziell dafür zuständig, dass das Haus seinen Wert erhält, d.h., Du musst renovieren/sanieren, zahlst also zusätzlich darauf. Miete kannst Du von Deinem Vater ja nicht verlangen, denn dann hätte er wieder weniger Kapital! Abhängig von der Lebenserwartung (ich weiß, der Punkt nervt, kommt man aber nicht drum rum), wird das Haus aber weiterhin an Wert verlieren, d.h. Du zahlst heute für das Objekt einen Preis, erbst dadurch weitere Kosten für die Instandhaltung und darfst noch jahrelang zusehen, wie der Wert verfällt - es sei denn, Du renovierst/sanierst sehr aufwendig und fortlaufend. Und das beliebt allein an Dir hängen, denn Dein Bruder wird sich kaum an den Kosten beteiligen, wenn er schon auf sein Erbteil verzichtet.
Ganz oben darauf kommt die grundsätzliche Skepsis Deines Vaters einer vorweggenommenen Erbfolge resp. eines Eigentumsüberganges - in beiden Fällen.
Daher mein Lösungsvorschlag:
Geh' der komplizierten Hauskaufaktion einfach mal aus dem Weg und leg' eine Summe X für Deinen Vater an die Seite oder spar' mtl. etwas an, vielleicht zusammen mit Deinem Bruder. Das Haus fällt dann irgendwann an Euch, die Erbfolge mit der Ehefrau bzw. den diesbezüglichen Willen Eures Vaters könnt ihr vielleicht sanft ansprechen und eine Lösung finden, ohne über einen vorzeitigen Eigentumsübergang zu reden. Ich glaube, das wird schwierig genug.
Wenn Du und Dein Bruder dann merken, dass Dein Vater finanzielle Hilfe benötigt oder am Haus wirklich mal was gemacht werden muss, dann macht ihr das eben von dem Geld - letztlich ist das dann das, was Dir vorschwebt, nämlich dass Deinem Vater geholfen werden kann.
Die anderen Varianten kann ich zwar moralisch durchaus nachvollziehen und finde das auch äußerst löblich - aber Du verbrennst vermutlich Dein Erbe und das Deines Bruders, ohne dafür eine adäquate Gegenleistung zu erhalten, oder kurz: Du schenkst Deinem Vater Geld.
Das allerdings kann man auch einfacher haben.
Alternative: Wenn's wirklich eng wird, verkauft Dein Vater das Haus, erlöst die 150T€ und erwirbt eine (im Unterhalt) kostengünstigere Wohnung.
MfG
Dirk Grafe