O
Oetti
Liegt das wirklich an den Bewerbern oder an vielleicht doch an euch? Hatte da vor kurzem ein Gespräch mit einem Mittelständler, der darüber klagt, dass sich bei ihm nur die Resterampe bewirbt und dann zu dumm ist einfachste Bürotätigkeiten auszuführen.Was sehe ich denn schwarz? Ich prophezeie keinen Weltuntergang.
Aber ich halte es für eine Illusion, dass das Versprechen "die Kinder sollen es besser haben als die Eltern" weiterhin gelten wird.
Ich weiß nicht woher du deinen Optimismus nimmst, aber was wir an jungem Nachwuchs kriegen... wenn wir was "Brauchbares" kriegen, stimmt mich sehr traurig. Kein Biss, kein "Brennen für den Job"...
Für die IT magst du ja Recht haben, um die 9 to 5 Jobs im Büro prpgeln sich alle Aber im Bereich weltweiter Sonderanlagenbau? Düster, ganz düster was den Nachwuchs angeht.
Nur damit verdienen wir in Deutschland einen großen Teil des Geldes. Anlagen kauft man hier nur, wenn wir die auch beim Kunden aufbauen. Wenn das keiner mehr macht... dann kauft mans bei dem, der es tut.
Bei der Frage nach der Bezahlung kam: "Die sollen froh sein, dass sie Mindestlohn kriegen!"
Auf die Frage nach dem Monatslohn kam: "Jeden Monat anders, ich zahl nach tatsächlichen Stunden. Im Februar z.B. arbeiten die ja auch weniger Tage als im Juli!"
Auf die Frage nach der Einarbeitung: "Was soll ich denn da groß einarbeiten? Ich habs doch einmal erklärt. Dann kann ich doch erwarten, dass der neue das kann. Wird ja schließlich dafür bezahlt."
Er kann sich bis heute nicht erklären, weshalb er keine guten neuen Mitarbeiter findet und die Fluktuation im Unternehmen so hoch ist...
Was will ich damit sagen? Es liegt nicht immer nur an den Bewerbern. Oftmals liegt es auch am Unternehmen und wie dieses sein Recruiting und Onboarding gestalltet. Wenn schon das Recruiting Mist ist, wieso soll ich mich da dann bewerben?
Habe neulich in einer Doku den Inhaber einer Zimmerei gesehen, der adressatengerecht über verschiedene Social Media Kanäle nach Mitarbeitern sucht. Über Xing nach Bauingenieuren und über TikTok nach Azubis. Gleichzeitig bietet er seinen Mitarbeitern Benefits wie ordentliche BAV, Weiterbildungsmöglichkeiten und "Azubi-Taxi" zur Firma und abends wieder nach Hause an. Er erhält viele und auch gute Bewerbungen.
Viele Unternehmen haben noch nicht verstanden, dass sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Die "hire-and-fire"-Politik in Kombination mit "ich stelle erstmal auf ein Jahr sachgrundlos befristet ein und verlängere dann um ein weiteres Jahr, um dann zu schauen, ob ich den Mitarbeiter dann auf Dauer übernehme" hat eben Spuren hinterlassen und die Bewerber schauen nun genauer hin wo sie sich bewerben. Das fängt beim Betriebsklima an, geht weiter über die Arbeitsbedingungen und endet nicht bei der Wertschätzung, die sich u.a. in vernünftiger Bezahlung ausdrückt.