Für das Passivhaus, gibt es, anders als für den Gebäudeenergiegesetz-Standard oder die KfW-Effizienzhäuser, keine technischen Mindestanforderungen und derzeit auch keine geeignete Förderkulisse. Das erste bedingt wohl letzteres.
Es gibt lediglich das deutsche Passivhausinstitut, welches als Zielwert vorgibt, dass der Wärmebedarf im Jahr 15 kWh/m² nicht übersteigen darf und die Heizlast maximal 10 W/m² beträgt und eine Luftdichtigkeit von unter 0,6/h bei 50mbar Druckdifferenz erreicht wird.
Die Vorgaben ergeben sich rein physikalisch begründet aus der Art der Beheizung nur über die Nacherhitzung der Zuluft. Die 10 W/m² lassen sich mit dem gegebenen Mindestluftwechsel noch mit knapp 40°C erreichen. Bei höherer Heizlast benötigte man mehr Luft oder eine höhere Temperatur.
Davon abweichend kann man natürlich auch einfach Infrarotstrahler oder andere Stromdirektheizungen anstelle einer Nacherhitzung der Luft verwenden. Ich würde elektrische Flächenheizungen empfehlen für maximalen komfort.
Dann kann man sich andere Heizungen sparen (außer vielleicht elektrische Fußbodenheizungen in gefliesten Bereichen, insb. Bad zum Komfort). Ich hab noch nicht gehört, dass sich jemand ein EH40 mit derart minimaler Heizung gebaut hat. Ist eine vollumfängliche Luftwärmepumpe mit Wasser-Fußbodenheizung so günstig, dass die Leute lieber die extra Energieberaterkosten für das PHPP und ein paar extra Maßnahmen für Dämmung für einen höheren Baustandard verzichten wollen (ernstgemeinte Frage)?
Ab einer gewissen Wohnraumgröße ist die zusätzliche Zentralheizung als Luft-Wasser-Wärmepumpe gemeinsam mit den Stromkosteneinsparungen eben wieder günstiger, als der Mehraufwand für die PHPP-Planung und zusätzliche Dämmung. Wahrscheinlich gleichen sich die Baukosten aus und dann bleiben unterm Strich die höheren Stromkosten bei der Direktheizung gegen die zusätzlichen Wartungskosten der Wärmepumpe.
Oder ist der Aufpreis doch so hoch? Oder besteht so wenig Vertrauen in Wissenschaft und Energieberater (vielleicht zu recht), dass das auch funktionieren kann?
Die meisten Energieberater werden die Passivhausplanung nicht empfehlen, ähnlich wie die meisten Heizungsbauer lieber eine zu große Wärmepumpe einplanen. Hauptsache nicht zu zu kalt und wenn es schief geht, ist man der blöde. Zusätzlich muss dazu auch der Nutzer zum Haus passen mit entsprechendem Verhalten (Lüftung) und auch die Baubegleitung muss akribisch erfolgen (Stichwort Wärmebrücken und vor allem Luftdichtheit bei Fenstern und Anschlüssen).
Im Normalfall hat man bei schlechter Bauausführung vielleicht 3-5 W/m² mehr Heizlast und merkt das nicht, weil die Heizung das auch mehr schafft. Beim Passivhaus führt das dann zu 18°C im Wohnraum.
Beim Passivhaus sollte man schon vertrauen in seine Fähigkeiten haben und am besten auch Erfahrungen auf diesem Gebiet als Planer bei Kollegen mit entsprechenden Kenntnissen sammeln, bevor man das eigenständig angeht.
Die genannten Beispiele mit Passivhaus-Besitzern, deren Bauten nicht warm werden, bestätigen das.
Insgesamt hat sich das Passivhaus als Standard zwar nicht wirklich durchgesetzt, aber die allermeisten Kenntnisse im modernen Bauen (Luftdichtheit, Mindestluftwechsel, Wärmebrückenvermeidung) stammen letztlich aus den früheren Forschungen und Bauvorhaben zum Passivhaus und wurden von dort übernommen.