Ich habe einen Stiefsohn. Dieser 19 Jährige Bengel hat es letztes Jahr versäumt, sich rechtzeitig für eine spezielle Ausbildung zu bewerben. Mein Mann schimpfte vor sich hin. Ich fragte dann, warum er sich nicht vorher mit seinem Sohn hingesetzt hätte. Manche Jugendliche brauchen da etwas Schub von hinten oder wissen schlicht nicht, wo sie anfangen sollen. Jetzt, 1 Jahr später sind wir immer noch nicht weiter und weder Mutter noch Vater scheinen gewillt, sich mal in Ruhe mit dem Kind hinzusetzen und die Lage durchzusprechen.
Jetzt habe ich ihn zu uns zitiert (auf mich hört er noch ganz gut) und werde mal seine Zukunftspläne und Bewerbungsunterlagen durchgehen. Aber keiner der Eltern hat den Mut, sich mit dem jungen Erwachsenen auch mal ernsthafter zu unterhalten.
....und ich hatte mich schon damit abgefunden, einer der wenigen Elternteile zu sein, deren Kinder nicht schon gleich nach der Geburt von Harvard angebettelt wurden.
Ich finde das, was Du beschreibst nicht so schlimm und habe das damals ganz gut ausgehalten, als es bei uns ähnlich war. Es ging vom Gymnasium runter und wäre fast in der Hauptschule "geendet"; eine schwere Zeit.....FÜR DEN JUNGEN ! Alle um ihn herum waren/sind so erfolgreich, werden teilw. mit Geld überschüttet und haben ein vermeintlich leichtes Leben und Du sitzt als junger Kerl da und verstehst gar nix mehr, zu allerletzt die fordernden Eltern, die oftmals den Murks oder auch einfach ihr Glück der eigenen Jugend wieder vergessen haben.
In Deinem Fall ist es wohl gut so, weil man als "Außenstehender" manchmal einen ballastfreieren Zugang finden kann. Es ist mMn schwer, wenn man als Jugendlicher ganz plötzlich alles Alleine können soll, wenn man zuvor meist nur gepudert wurde; woher soll das dann gekommen, wenn nie geübt oder gelebt? Auch wenn mich diese Jugendlichen dann oft auch nerven weiß ich aber doch, dass die Ursache woanders liegt, nämlich dort wo man laut behauptet, man habe doch immer Alles getan für das Kind.
Heutzutage existiert ein vermeintliches Überangebot an Möglichkeiten und der Druck auf die jungen Leute ist enorm, insbes. auch von zuhause ! Ich hatte ja schonmal den Film "Alphabet" dafür genannt.
Ich finde, dass ein junger Mensch auch mal gefühlt durchs Leben stolpern kann, wegen mir bis er 30 ist, er sollte eben nur immer klar wissen, dass er alleine dafür verantwortlich ist, auchb finanziell. Die tolle Reise nach dem Abi wird leider oft mit der Kreditkarte der Eltern geleistet anstatt mit wenig eigenem Geld und dem Risiko des Scheiterns. Was ich sehe sind Bilder an Stränden, mit Elefanten, armen Kindern ....dazu gibts schräge Berichte über Poverty porn, ein Begriff, den ich vorher gar nicht kannte. Jugendliche fragen mich nach Reisemöglichkeiten nach dem Studium dabei gehjt es aber fast immer nur um den Fun-Faktor, weil das hat man sich ja schließlich "verdient"o_Oo_O. Wer ihnen DAS wohl so gesagt hat?
Man muss seine Kinder Stück für Stück zur Selbstständigkeit bringen. Einige aber betüdeln bis fast zur Pubertät, merken dann, dass sie nicht mehr können und die Nachkommenschaft immer undankbarer wird und plötzlich ist das Kind alt genug, seinen Kram selbst zu regeln.
Oh, wenn Du doch nur Recht hättest und es wirklich nur BIS zur Pubertät so wäre....wie schön wäre das. Aktuell erlebe ich es gerade im Umfeld, da sind die jungen Leute fast fertig mit dem Studium und es ist noch so. Zuhause bleibt man immer Kind, das war bei mir sogar so, als ich schon 50 war. Diese Nabelschnur muss man aktiv durchtrennen !
In einem anderen Fall sind die Eltern hypernervös wg. Corona und weil das "Kind" dadurch Zeit fürs Studium verliert; es werden Pläne geschmiedet und Strategien entwickelt (für aber ohne das Kind)....von den Eltern und der Kerl sitzt daneben und versucht, freundlich zu bleiben.
Unserer hat zweimal das Studium geschmissen, ohne dass wir es anfangs wussten, heute ist er selbstständig und ist sortierter und zuverlässiger als der Alte (keine Kunst). Der Andere hat sich irgendwan selbst berappelt, hat in irgendeiner dieser "Übergangsschulen" Runden gedreht, die ihn dann doch noch genommen haben, dann FH abgelegt mit 3,5 und bekam danach 3 Zusagen bei 5 Bewerbungen fürs Studium. Nur soviel zu den Bildungsmöglichkeiten in Deutschland für JEDERMANN ! Inzwischen Master und einen tollen Job, ein völlig anderer Mensch, zufrieden mit sich UND das hat er sich ALLES ALLEINE gestaltet, was ich als das Wichtigste empfinde; genauso anerkennend sage ich es ihm heute auch. Ohne Kreditkarte von Papa (der ist eh pleite), ohne freies Wohnen oder Hotel Mama. Erst als das wirklich endete hat bei ihm etwas gezündet. Eltern wollen das aber nicht so gerne aushalten, was ich ja ein Stück weit verstehen kann.
Sage ich meinem Jungen öfter: Ich bin deine Mama, nicht deine Freundin.
Könntest Du das bitte als Gesetzesvorschlag im Bundestag einbringen? In Südamerika haben Kinder wirklich geweint, wenn man ihnen das gesagt hat, es ist für sie völlig unverständlich, weil alle mit Allen amigos sind, mit Ekltern, KLehtrern, Arbeitgebern, alle sind amigos....
Sie können sich aber nie wirklich etwa Kritisches sagen, opftmals nichtmal denken. Ein schreckliches Erlebnis für mich damals, völlig unkritische, bewusst unselbststdändig gehaltene Kinder zu erleben, das ganze System funktioniert dort aber so.