Ich stelle mir dabei einfach die Frage warum die Behörden das extra kompliziert machen. Es hat ja wohl jeweils einmal einen Beschluss für eine Förderungen gegeben mit dem Ziel die Leute in eine Richtung zu lenken.
Warum also dieses Labyrinth?
Ich denke die ganze KfW-Förderung ist ein gutes Beispiel für Bürokratie und eventuelle noch Lobbyarbeit.
Wenn ich als Staat das Eigentum fördern will, kann ich die Grunderwerbsteuer auf die erste Immobilie erlassen. Wäre einfach und würde allen helfen. Oder wenn ich den Bau allgemein fördern will, mache ich halt den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Baustoffe.
"Ich als Staat" gibt es hier als eine Person mit siebzehn Ichs (Bund und sechzehn Länder), die gemeinsam die Marshallplananstalt KfW besitzen, deren Verwaltungsrat Minister Habeck vorsitzt (was wohl jede Verwunderung über ihren Kurs erklärt). Übergreifende Beschlußlage hinsichtlich der Wohnbauförderung ist das Handeln der KfW leitend, mit Steuerungsinstrumenten (Anreizen) darauf hin zu wirken, daß die Marktteilnehmer "Bauherren" (einschließlich Bauträgern) die Klimaziele der Bundesregierung beschleunigt / vorzeitig zu erfüllen anstreben. Leider ist dabei ein Grundproblem, daß die Bauträger agiler sind als die Eigenheimbauherren und die Töpfe schneller ausschöpfen können. Das beginnt schon damit, daß man einen Antrag effizienter ausfüllen kann, wenn die eigenen Lobbyisten am Formular nett gesagt "mitgearbeitet" haben. Das meint natürlich nicht nur das Formular als Zettel, sondern schon die Konstruktion der Maßnahme. Der Bürger darf im Prinzip nur mitspielen, weil das sein Sichwahrgenommenfühlen steigert und es auch einfach schöner aussieht, wenn die Bauträger die Töpfe nicht allein leeren - aber wirklich dabei Hilfe brauchen würden sie nicht. Der Effekt, daß die Eigenheimbauherren und ihre Berater dazulernen, wird wie in jedem guten Strategiespiel dadurch kompensiert, daß man die Regeln öfters ändert. Levels gibt es in dem Spiel nicht, also muß immer wieder eine neue Spielvariante released werden.
Da die Zusammensetzung von Parlament und Regierung(skoalition) nett gesagt "volatil" ist, schwankt auch der Kurs auf die Hauptzielgruppe ständig: "arme" Leute, "kinderreiche" Leute und selbst ob eine Einliegerwohnung den Wohnungsmarkt entspannen, die häusliche Pflege erleichtern oder einfach steuerkosmetische Beihilfe leisten soll, wechselt ständig. Notfalls, bis die Wähler ihre Hoffnungen auf eine böse Schmuddelpartei umschichten. Eine Einliegerwohnungsförderung nützt Geschoßwohnungs- und Reihenhausbauträgern nichts, die ja auch nie Kinder haben oder unter Einkommensgrenzen liegen. Also entstehen auch ständig aus der Sicht der Bauträger "Schieflagen" in der Verteilung, wie schnell die Fördertöpfe im Wettbewerb der dünnen und der dicken Trinkhalme leer gesaugt werden. Politik ist schon ein harter Job. Wohneigentumsförderung ? - na ja, was dem einen die Hauptsache, das ist dem anderen der Nebeneffekt. Das müssen wir wohl chilliger sehen, fürchte ich. Wie sagte doch Ulrich Wickert so schön: das Wetter.
Insbesondere bei älteren Immobilien könnte es herausfordernd und kostspielig sein, diese Standards zu erreichen. Glaubt ihr, dass diese Auflagen Familien, die sich ein Eigenheim wünschen, eher abschrecken oder sogar vom Kauf abhalten? Was sind eure Erfahrungen oder Meinungen dazu, speziell wenn es um die energetische Sanierung älterer Gebäude geht?
Junge Gebrauchtimmobilien aus der Ära Energieeinsparverordnung (2002 bis 2020) sind faktisch weder von Gesetzes- noch von Fördermaßnahmen relevant betroffen, Bestandsgebäude bis zurück zum Baujahr 1977 schon eher. Noch ältere Bestandsgebäude sind kaum im Fokus von Familien im engeren Sinne von "Eltern mit minderjährigen oder zumindest noch nicht ausbildungsabsolventen Kindern". Und regelrechte Altbauten (älter als die BRD) haben ein anderes Orgelmanual im Fördermaßnahmenbaukasten, ihr Zielhorizont liegt ja teilweise nur bei EH115. Also je älter das Haus, desto eher wird es von jungen Familien nicht gekauft, sondern höchstens geerbt (und einen Erbfall strebt man ja - auch als Plan B - eher nicht an). Wer für das Familienwohnen Wohnraumbeschaffungsdruck hat, ist von Deiner Fragestellung hauptsächlich dann betroffen, wenn es um die Abwägung zwischen einer Gebrauchtimmobilie "noch vor Energieeinsparverordnung" gegen einen Neubau geht. Für einen Neubau rate ich gesetzlich Versicherten generell nur den vorgeschriebenen Standard zu erfüllen und auch nur eine Wohneinheit zu bauen. Ökobioavantgarde spielen zu wollen, zahlt sich in der Regel erst oberhalb der Pflichtversicherungsgrenze und mit der entsprechenden Steuerprogression aus, und Vermieterei in der Losgröße "1 Wohneinheit" (auch in Verbindung mit dem Klumpenrisiko) nie. Ein Drei- oder Noch mehr Familien Altbau ist in Foren schon eine Seltenheit und kam in meiner Beratungstätigkeit noch gar nicht vor. Gebrauchtimmobilien "noch von vor Energieeinsparverordnung" empfehle ich nicht auf jünger als ein Viertel ihres Alters upgraden zu wollen, da es einen die Erkenntnis von Pareto zu buchstabieren lehren würde - dagegen helfen auch Fördermittel-Zaubertränke nicht.