Hallo Steffi,
so einfach ist das nicht.
Ein Grundriss ist kein Hausentwurf. Ein Hausentwurf in seinen ganzen Komponenten ist abhängig vom Grundstück mit seinen Vor- und Nachteilen, sowie den Wünschen und Bedürfnissen der BauherrInnen.
Ein Entwurf für ein Ü60-Pärchen hat andere Komponenten wie ein Hausentwurf für eine junge 4-köpfige Familie.
Und die Bedürfnisse der 4-köpfigen Familie würden mit einem Grundriss auf einem schmalen Grundstück in der Stadt wahrscheinlich genauso gedeckt sein wie mit einem völlig anderen Grundriss auf grossem Grundstück auf dem Lande.
Ein Hausentwurf entsteht in mehreren Phasen: ein gelernter/studierter Architekt/Planer hat grob Statikrichtlinien im Kopf und arbeitet meist strukturiert von außen nach innen, heisst: er schaut sich das Grundstück an und erarbeitet nach dem Bebauungsplan und Wünschen der Bauherren einen Entwurf, wobei er immer alle Geschosse und Außenansichten (und noch viel mehr) bei den Schritten mit einbezieht. Das ist ein Prozess, der über ein, zwei Abende hinausgeht.
Natürlich hat der eine oder andere Amateur sich im Laufe der Jahre Halbwissen oder durch seine Ausbildung Wissen angeeignet und hat so mehr Fähigkeiten, einen strukturierten Plan oder Skizze zu zeichnen, in dem weniger "Fehler" zu finden sind. Dennoch sind wahrscheinlich mehr Kompromisse zu finden, als wenn ein Fachmann einen Entwurf fertigt. Kompromisse müssen meist immer gemacht werden, der Architekt hat aber berufsbedingt die Erfahrung, wie man die Kompromisse minimiert und wiederum positiv darstellen kann.
Es ist auch nicht jeder gleich Künstler von Tonkeramik, nur weil er einen Töpferkurs besucht hat. Meist ist man von seiner unerwarteten schöpferischen Gestaltung so überwältigt, dass man denkt, es ist gut, obwohl es einfach nur für andere ein dilettantisches Werk ist.
Grundsätzlichkeiten sind meiner Meinung nach bei einer Planung, die mir auf die Schnelle einfallen: effiziente Wohnraumnutzung, wenig Verkehrsfläche, persönliche Rückzugsmöglichkeiten für jeden Bewohner, Entfaltungsmöglichkeiten, grosszügige Gemeinschaftsräume, genügend Stauraum,regelmässige Abläufe müssen ohne Hürden funktionieren (zB in der Küche oder Bad).
Weiter sollten die Räume mit ausreichend natürlichem Licht belichtet werden.
Persönliche Wünsche können sein: beeindruckende Empfangsdiele, Tür zur Garage, Wellnessbad, offene Küche, Galerie, Kinderbad, Barrierefreiheit, usw. Diese Wünsche müssen dann im finanziellen Rahmen eingebracht werden. Vorlieben sollten überdacht werden, ob diese sich nur durch das bestehende Wohnen entwickelt haben.
Es gibt genug Hausentwürfe und Grundrisse im Internet zu finden. Alle Hausanbieter sind zu googeln und haben ihre Entwürfe im Netz eingestellt - der eine anspruchsvoll, der andere weniger.
Es gibt Familien, die kommen für sich mit dem einfachsten Grundriss ohne Probleme klar, andere hegen einen individuellen Anspruch - beides ist nachvollziehbar. Meist regiert der Preis. Ich habe aber schon oft individuell gebaute Häuser gesehen, die unterscheiden sich im Äusseren wie vom Grundriss nicht von den Standard-Typenhäusern.
Wenn Du mal die Bauzeitschriften blätterst, sieht Du verschiedene Bautypen. In schöner Wohnen trifft das Cottagehaus den zeitgemässen Anspruch wie das Bauhaus oder das sanierte Siedlungshaus.
Ob man nun immer modern bauen muss, bezweifel ich.
Das beste ist immer, zu einem Fachmann zu gehen, wenn man ahnt/weiss/denkt, man kommt an seine Grenzen
Gruss Yvonne