Kaufberatung - Unterschied Sanierungsbedarf 1965 vs. 1985

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J

Johannes86

Hallo zusammen,

nachdem ich schon längere Zeit stiller Mitleser bin, wird es aktuell bei uns konkreter und ich würde mich über ein paar Meinungen freuen.

Kurz zu uns: Meine Frau und ich gehen beide auf die 40 zu, und wir haben zwei kleine Kinder. Aktuell wohnen wir recht gut in einer Mietwohnung, aber leider ohne Garten. Wir schauen uns schon seit ein paar Jahren auf dem Markt um, bislang hat uns aber noch kein Objekt so sehr überzeugt. Jetzt ist jedoch ein Objekt auf den Markt gekommen, was für uns recht attraktiv aussieht. Dazu würde ich gerne einmal einen Blick von außen haben, ob wir hier richtig liegen, oder einfach durch die lange Suche einfach schon zu sehr weichgeklopft sind. Dazu gibt es ganz in der Nähe noch eine zweite Immobilie, die uns auch gefallen würde, aber vom Preis her wohl etwas zu hoch liegt (nach Sanierungen). Vielleicht kann ja jemand etwas zum Vergleich der beiden Immobilien sagen.

Haus 1:
- Scout-ID 153338292
- Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
- Baujahr 1965
- Hanggeschoss mit Einliegerwohnung, Wohngeschoss, Dachgeschoss (teilweise ausgebaut, eventuell aber nicht genehmigt)
- Wohnfläche angeblich 210 m² (aber eher sehr positiv gerechnet, ich gehe von realistisch 170 m² aus). Dazu noch etwas Nutzfläche im Keller (ca. 30 m²)
- Ölheizung aus 1997, Energieeffizienz noch unbekannt (aber bestimmt recht schlecht)
- Neue Fenster aus 2000, ansonsten nur Bad/Küche Einliegerwohnung renoviert
- Grundstücksfläche 665 m², Bodenrichtwert 510 €/m² --> ca. 339.000 Euro
- Kaufpreis 495.000 Euro

Haus 2:
- Kleinanzeigen, "Familienfreundliches Wohnen in Reutlingen. Großzügiges Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung, Garten und Ausbaureserven."
- Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
- Baujahr 1985
- sehr schöner Ausblick, dafür aber recht viel Verkehrslärm. Auf der grünen Wiese darunter wird demnächst ein großes Neubaugebiet entstehen, Ausblick aber wohl weiterhin da Gebäudehöhe (Abstand mindestens 20 m) höchstens Bodenkante EG + 1,5 m.
- Hanggeschoss mit Einliegerwohnung, Wohngeschoss, Dachgeschoss (wohl einfach ausgebaut, aber nicht genehmigt und nicht Teil der Wohnfläche)
- Wohnfläche angeblich 175 m² (auch hier eher positiv gerechnet (wenn auch ohne DG), realistisch eher 150 m²), Nutzfläche im Keller knappe 50 m² + Dachgeschoss
- Gasheizung aus 2003, Energiebedarf 100 kWh/m²*a (Energieausweis von Firma hier vor Ort, Wert kommt uns für Baujahr aber recht niedrig vor. Wände Isoliermauerwerk k = 0,68 W/m²*K, Dach unbekannt)
- Grundstücksfläche 594 m², Bodenrichtwert 510 €/m² --> ca. 303.000 Euro
- Kaufpreis 698.000 Euro

Haus 1 hat unser Interesse geweckt. Laut Makler muss das Dach gemacht werden, wir gehen aber beim Baujahr 1965 eher von einer Kernsanierung aus. Der Aufpreis für das Haus gegenüber dem Bodenrichtwert liegt aber hier nur bei ca. 155.000 Euro, üblicherweise wird auch für absolute Schrottimmobilien noch deutlich mehr verlangt. Sofern jetzt keine größeren Mängel vorliegen (vor dem Kauf würden wir auf jeden Fall mit einem Gutachter besichtigen) und es "nur" baujahrstypisch ist, passt der Preis wohl so? Nach der Lektüre hier im Forum vermute ich eure Schätzung für Sanierungskosten auf 2.000 - 2.500 €/m², wobei wir eigentlich hoffen mit 300.000 Euro die Sanierung durchführen zu können.

Haus 2 wäre auch interessant, ist aber ja auch schon 40 Jahre alt. Wir befürchten, dass auch hier schon etliche Sanierungen anstehen, die bei dem im Vergleich um ca. 230.000 Euro höheren Kaufpreis (inkl. Nebenkosten) dann einfach für uns nicht mehr sinnvoll zu stemmen sind. Oder ist hier eher nur mit Renovierungen zu rechnen, und eine energetische Ertüchtigung ist aufgrund des Energiebedarfs von ca. 100 kWh/m²*a (ich weiß einfach nicht, wie zuverlässig so ein Wert ist) nicht notwendig/sinnvoll (wodurch natürlich deutlich Kosten gespart würden).

Ich würde mich über Meinungen freuen, wie ihr Haus 1 seht, und wie Haus 2 im Vergleich dazu gesehen wird.

Viele Grüße
 
N

nordanney

60 Jahre alt oder 40 Jahre ist am Ende egal. Beides hat eine Generalüberholung nötig.
Ohne das Exposee gelesen zu haben ganz klar Haus 1. Bei ähnlichen Sanierungen viel günstiger. Lage müsst ihr einschätzen.
 
wiltshire

wiltshire

Energetisch dürfte der Unterschied von 1960 zu 1980 weniger von den gesetzlichen Vorgaben abhängen, sondern von der Ausführung abhängen. Da wirst Du bei beiden Häusern etwas tun wollen.
Der Sanierungsaufwand steht im Abhängigkeit vom Pflegezustand. Ein Haus aus den 80igern kann durchaus runtergerockt sein, während ein Haus aus den 60igern noch tiptop dasteht.
 
J

Johannes86

Vielen Dank schon mal für die Einschätzungen. Von außen sehen beide Häuser recht gepflegt aus für ihr Alter, zum Inneren können wir nach den Besichtigungen hoffentlich mehr sagen.

Bei Haus 2 wundert mit etwas der Energiebedarfsausweis, welcher nur knapp über 100 kWh/m²*a liegt (Gas). Ganz stupide gerechnet wären das für 175 m² dann ca. 18.000 kWh/a. Mit Umbau auf Fußbodenheizung und Wärmepumpe sollte sich doch so ein Verbrauch von 6.000 kWh Strom erreichen lassen, ganz ohne Dämmungen. Auch bei steigenden Strompreisen ist das doch recht überschaubar, eine Amortisation von aufwändigen Fassaden- und Dachdämmungen wäre dann kaum zu erreichen. Mache ich da einen groben Denk-/Rechenfehler, oder könnte das einen deutlichen Unterschied in den Sanierungskosten machen? Trotzdem wäre Haus 2 immer noch zu teuer, der Preis müsste noch um 10 % runtergehen.
 
N

nordanney

Für eine WP ist fast nie eine Dämmung der Fassade nötig.
Hab selber 60er Jahre zuhause. Auch vor Dämmung lief die WP super (und günstig). Nur Fenster,Kellerdecke, DG-Decke und FBH (und bei meiner Mieterin mit Heizkörpern).
 
wiltshire

wiltshire

Für eine WP ist fast nie eine Dämmung der Fassade nötig.
Wertvoller Hinweis!
Dazu: Früher wurden Häuser nicht "dicht" gebaut. Entsprechend waren die verwendeten Materialien auch nicht darauf ausgelegt in einem Dichten Gebäude zu funktionieren. Nicht selten bekommen Menschen in nachträglich abgedichteten Häusern Probleme mit Schimmel.
Bei der Sanierung gilt es eine Abwägung zwischen Energieeffizienz und Gebäudeerhalt vorzunehmen um die eigene Investition zu schützen.
 
Zuletzt aktualisiert 10.02.2025
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