Keller-Sanierung im Altbau: Selber machen oder machen lassen?

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piepen55

Hallo zusammen,

ich habe mich eben angemeldet, um hier einmal Erfahrungen/Meinungen zum folgend geschilderten Sachverhalt einzuholen. Kurz zu den Rahmenbedingungen: Wir sanieren einen Altbau (Baujahr ca. 1930), welcher im Zuge dessen von einem Zweifamilienhaus in ein Einfamilienhaus und zum Effizienzhaus 70 oder 55 umgebaut werden soll. Momentan sind wir dabei, mit den Architekten und dem Energieberater den Umfang der baulichen Maßnahmen final festzulegen. Das heißt für uns, dass wir uns in der Zeit, bis die Baugenehmigung eingeholt ist, um den Keller kümmern können und wollen. Anhand der hoffentlich eingehenden Rückmeldungen hier können wir vielleicht etwas besser beurteilen, ob wir das auch sollten.

Zum Keller: Es handelt sich um 3 Kellerräume mit insgesamt ca. 56 m², welche in der Vergangenheit eine Werkstatt (mit Heizungsanlage), ein Lagerraum und ein "Sanitärbereich" (Badewanne, Dusche, Toilette) beinhaltet haben. Zwei Räume besitzen einen Lichtschacht, beim dritten Raum ist dieser zugemauert worden, da darüber ein Wintergarten gebaut wurde. Der zuletzt genannte Raum (ich nenne ihn mal Weinkeller, da wir dort unter anderem sehr viel Weil entsorgen mussten), war der "Laggerraum". Dieser "zeichnete" sich dadurch aus, dass die Wände folgendermaßen aufgebaut waren: Ziegelmauer -> Putz -> Styropor -> Holzverkleidung (Nut+Feder Bretter). Hier haben wir bis auf den Putz bislang alles beseitigt, da die Bretter großflächig verschimmelt waren. Da der Putz auch Ausblühungen aufweist, wird dieser in der nächsten Zeit auch entfernt. Auf dem Boden im Weinkeller sind Spanplatten verschraubt (darauf befand sind sich noch PVC), unter den Spanplatten ist noch eine Folie zu erkennen. Die Spanplatten sind natürlich auch feucht. Was mich unter der Folie erwartet, weiß ich noch nicht.

Bei den beiden anderen Räumen sieht es so aus, dass die Wände gefliest sind. Auch hier sind die Fugen zumindest an den Außenwänden schwarz (je weiter zum Boden hin, desto schwärzer). Auch hier werden wir in den nächsten Wochen alles bis auf die Grundmauern entfernen (müssen). Wenn wir dann mal so weit sind, und den Keller also komplett entkernt haben, stellt sich für uns die Frage, wie es dann weitergehen soll. Der Keller soll künftig für folgende Funktionalitäten genutzt werden:
  • Beherbergung der Heizungsanlage
  • Wäsche waschen
  • Aufbewahrung Werkzeug/Werkstatt
  • Lagern von Lebensmitteln, Getränken, Unterbringung Gefrierschrank
Wir haben bislang einen Sachverständigen und eine Firma, die auf Kellersanierung spezialisiert ist, vor Ort gehabt. Die Experstisen gehen allerdings in etwas unterschiedliche Richtungen:

Der Sachverständige riet uns zum Einbau einer Horizontalsperre kurz über dem Kellerboden und einer weiteren Sperre etwa im Bereich des Bodenniveaus, da das Wasser durch die Kapillarkräfte nach oben gezogen wird. Mit etwas handwerklichem Geschick und gutem Werkzeug (beides ) könne man dies selbst bewerkstelligen. Die Kosten würden sich in diesem Falle überschaubar halten, wobei man beim Einsatz einer Fachfirma hier mindestens einen mittleren fünfstelligen Betrag einkalkulieren müsste. Sein Fazit lautete, dass man die Räume trotz aller Bemühungen aber sowieso nie hunderprozentig trocken bekommen würde.

Der Spezialist von der Sanierungsfirma meinte hingegegen (aus seiner Sicht natürlich verständlicherweise), dass man so etwas bloss nicht selber machen sollte, da die auf dem Markt erhältlichen Lösungen zur Einbringung einer Horizontalsperre 5-10 Jahre halten würden. Der Spezialist empfahl darüber hinaus noch die Einbringung und Verpressung eines solchen "Sperrmaterials" vertikal in den gesamten betroffenen Wänden. Darüber hinaus wäre die Feuchtigkeit schon fast bis in das Erdgeschoss vorgedrungen, der Schimmel hochgefährlich und Risse könnten auch entstehen. Ob da eventuell ein gewisses Maß an "Panikmache" dabei war, vermag ich nicht zu beurteilen. Das Angebot über die zu treffenden Maßnahmen aus Sicht der Firma erwarten wir zur Zeit. Der unabhängige Sachverständige, als auch der Spezialist von der Sanierungsfirma waren sich einig, dass die Räume teilweise eher "nass" als "feucht" sind, das Fazit des Spezis war allerdings, dass man die Räume so trocken bekommt, dass man ein "Kinderzimmer da rein bauen" könne.

Eine dritte Möglichkeit, die unser Architekt eingeworfen hat wäre, die besagte Entkernung bis auf die Grundmauern wie geplant voranzutreiben, die Lichtschächte luftdurchlässiger zu machen, und dann erst mal zu schauen, wie sich die Feuchtigkeit in den Räumen entwickelt.

Aufgrund des geschilderten Nutzungsszenarios brauchen wir sicherlich keine hundertprozentig trockenen Räume. Die Angst, dass sich die Feuchtigkeit bis in die oberen Geschosse zieht, ist aber natürlich vorhanden. Der Einbau einer Horizontalsperre hört sich für mich schon plausibel an, von außen kommen wir sowieso nicht an die Wände dran.

Meine Fragen an diejenigen, die bis hier hin gelesen haben (danke dafür!) wäre also:

  • Horizontalsperre selber machen, oder
  • Firma das machen lassen, was sie beabsichtigen, oder
  • erst mal entkernen, und abwarten oder
  • gibt es weitere Ideen?
Beste Grüße!
 
R

Rumbi441

Ich würde alles entkernen und rausräumen bis auf die Grundmauer, sogar Putz abschlagen. Dann mal die Feuchtigkeit unter verschiedenen Szenarien beobachten. Wird die Wand feucht wenn es Regnet, kommt das Wasser von unten oder von außen. Welche Feuchtigkeitswerte liegen überhaupt an an welchen Tagen. Ist die Konstant oder ändert sich diese.

Währenddessen kann man den Raum zum Wäschewaschen ja benutzen.

Ich verstehe deine Angst nicht. Wenn die letzten 90 Jahren die Feuchtigkeit nicht nach oben gewandert ist, dann wird es die nächsten 90 jahre auch nicht tun. Oder gibt es im EG Schimmel, Putzrisse whatever?

Wenn sich da weiter nichts tut, und das Ding nur als Rümpelkammer/Wäscheding dienen soll dann kann man damit ja leben.
 
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piepen55

Entkerung inklusive Putz abschlagen wird ja auf jeden Fall gemacht. Dann hat man auch sicherlich mal einen bessern Blick auf die Grundmauern, sodass man eventuell schauen kann, ob denn mal eine Horizontalsperre vorhanden war. Außerdem kann man dann die von dir erwähnten Analysen mal vornehmen.

Im Erdgeschoss haben wir bislang noch keinen Schimmel oder Risse im Putz o.ä. finden können. An zwei Stellen im Erdgeschoss sind punktuell die Dielen angefault, bzw. verfault. Hier vermute ich die Ursache aber eher von oben, nicht von unten (Keller).

Mittlerweile ist auch ein Angebot eingetroffen, welches unser Budget auch leider absolut sprengen würde.
 
R

Rumbi441

ist halt auch eine Blödsinn aufgabe mit Folgeproblemen. Berichte doch mal in einem Jahr wieder wie der Status dann ist
 
A

apokolok

Jo, alles entkernen.
Horizontalsperre ist da garantiert keine verbaut.
Wenn ihr nicht von außen an die Wände kommt (wieso nicht?) bekommt ihr den Keller auch nicht trocken.
Das alles verschimmelt ist, liegt mit Sicherheit auch an dem wirklich katastrophal falschen Innenausbau des Vorgängers.
Styropor staut die Feuchtigkeit, das muss ja schimmeln.
Also alles abklopfen, neuer Putz drauf und dann so lassen. Dann ist das etwas feucht aber trocknet bei richtigem Lüften (nur wenn es draußen kälter ist als im Keller) auch ab. Bei der geplanten Nutzung würde ich mir den Aufwand von irgendwelchen nachträglichen Sperren, die dann eh nur ein paar Jahre halten sparen. Statisch ist die Feuchtigkeit irrelevant. Das Haust steht 90 Jahre und wird auch weitere 90 stehen.
Während der Bauphase das ganze mal im Rohbauzustand mal ne Weile beobachten ist sicher auch kein Fehler, je nach Feuchtigkeit kann man sich dann für den richtigen Putz entscheiden.
 
P

piepen55

Erst mal Danke für eure Antworten! An den "Weinkeller" kommt man nicht heran, da eine Wand auch die Wand zum Nachbarhaus ist (es handelt sich um ein Endreihenhaus), zwei Wände an die anderen Kellerräume grenzen und über einer Wand wurde nachträglich ein Wintergarten errichtet. An die beiden anderen Räume würde man jeweils an eine Wand ran kommen. Laut den Experten wäre die Ausgrabung an diesen Wänden von außen aber unverhältnismäßig teuer und aufwändig.

Absolut richtig, der vollkommen falsche Innenausbau der Räume war der große Fehler. Ich wollte allerdings auch erst mal keinen neuen Putz während der Bauphase drauf machen, sondern erst mal beobachten. Ein Putz kann ja dann immer noch drauf, wenn wir die Räume dann auch wirklich brauchen.

Was glaube ich auch wichtig wäre, wäre mal zu checken, wohin das Regenwasser aus den Dachrinnen geleitet wird. Würde mich nicht wundern, wenn das einfach direkt am Haus versickert, oder wenn die Dachrinnen/Fallrohre total zu sind.

Würde der Einsatz von Luftentfeuchtern etwas bringen (oft gehörter, gut gemeinter Tipp)? Da würde sich dann wahrscheinlich einiges an Wasser drin ansammeln, aber im Grunde genommen würde es ja auch immer nachlaufen und man müsste die Dinger dann im Prinzip immer laufen lassen? Das bringt doch eher nichts, oder?
 
Zuletzt aktualisiert 23.11.2024
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