Hallo, eine schöne Diskussion,
während einige von Euch den Begriff des Homestaging und seinem Sinn begreifen, möchte ich - ohne zu viele Zitate zu verwenden - an die Zweifler einige Worte richten:
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie es war, als Ihr Eurer Liebe auf den ersten Blick zum ersten Mal vorgestellt wurdet?
Habt Ihr da gestammelt und hinterher bereut, kein richtiges Wort herausbekommen zu haben? Habt Ihr Euch hinterher geärgert, dass das Haar nicht frisch Gewaschen war, die schicke neue Jacke noch im Schrank hing, der Bauch unter dem Hemd spannte, welches auch noch blass machte oder Ihr sowieso gerade einen muffeligen Tag hattet? Nein?
Dann seid Ihr entweder jeden Tag ein Überflieger oder einfach nur nüchtern veranlagt, der sich von Werbestrategien nicht beeindrucken lässt (was ja auch nicht negativ zu bewerten ist).
Vielleicht könnt Ihr Euch aber an die erste Verabredung erinnern? Da werden die Fingernägel minutenlang gesäubert, die Dusche doppelt so lang benutzt und das Anziehen dauerte auch immens lang. Zähne werden geputzt, der Raucher nimmt noch ein Kaugummi, die Schuhe werden poliert. Beim Daten wird anfangs gestrahlt, der Rücken gerade gehalten, die Liebste ausgehalten und für sie wird sich mit dem Bierchen zurückgehalten und eher mit einem Glas Sekt angestossen.
Funkt es jetzt bei Euch?
Seid Ihr deshalb eine Mogelpackung, weil Ihr später zugebt, gern ein oder zwei Bierchen zu trinken und Euch am Sekt nichts liegt??
Möchte man lieber in einem Hotelbett schlafen, welches neu wirkt oder stört es Euch nicht, wenn es noch warm vom vorherigen Besucher ist und die Zahnpaste noch am Beckenrand klebt?
Kauft Ihr gern ein Auto, wenn das Sitzpolster voller Pferde- und Hundehaare ist und nach Zigarettenqualm riecht oder zum gleichen Preis ein neutral sauberes Auto?
Es geht beim Homestaging nicht um Vertuschen von Mängeln.
Wenn natürlich die Möbeldummies vor Mängeln eingesetzt werden, ist es nicht richtig. Dieses Gebaren würde einen guten Homestager von einen schlechten Verkäufer unterscheiden, der etwas vertuschen möchte.
Ein substanziell mängelbehaftetes Haus ist grundsätzlich ein schlecht zu verkaufendes Haus, auch eine Schrottimmobilie braucht man nicht aufzuwerten, da diese Art von Immobilie gar keinen Eigenwert hat, bis auf das Grundstück.
Die Dinge, die durch Homestaging verändert werden können und sollten, sind auch in neuwertigen Häusern anzuwenden.
Sicherlich trifft
@nasenmann mit seinem Beispiel von Omas Wohnung den Nagel auf den Kopf: kein Mensch fühlt sich in einer solchen Immobilie wohl, wer kann es verwerflich finden, wenn man persönliche Sachen ausmistet, die Wände weißt, lüftet und zeitgemässe Möbel verteilt?
Ent-personalisieren und Aufräumen muss man auch in relativ neuen Häusern ohne Mängel. Die Bewohner sind stolz auf das Können der Youngsters, dass diese jetzt mit Duplo bauen können und danach sieht der Fußboden des Kinderzimmer dann auch aus. Die Jagdtrophäen hängen bedrohlich an der Wand, und in den Küchenschränken ist kein Platz mehr, weil Madam zu viel Tupper in zu wenig Schränke gestapelt hat.
Im Hauswirtschaftsraum findet sich ein Katzenklo, und leider ist das vollgesaugte Substrat nicht nur darin zu finden.
Ich weiss nicht, ob die Personen, die das Gespür haben, sich Räume umgestaltet vorzustellen, diese Sensibilität auch bei Herpesviren haben, aber auch wenn bei der eigentlich optimalen Immobilie der Bauch beim Anblick in eine nicht gereinigte Toilette rumort, zweifle ich nicht daran, dass der Kaufinteressent nicht kauft.
Ich mache den Verkäufern ja auch keinen Vorwurf. Ich denke lediglich, dass ich nicht so leicht darauf reinfallen würde...
Ich persönlich wäre bei einer "gehomestageten" Immobilie noch vorsichtiger, als bei einer "normalen" Immobilie.
Eine gut inszenierte Bude seht Ihr das gar nicht an
Was nützt mich denn die hellere Farbe und die Pappküche, mit denen der Verkäufer, nur weil es schön aussieht, einige Tausend Euro mehr herausschinden möchte, wenn z. B. Bad und Toilette komplett modernisiert werden müssen.
Der Makler/Verkäufer will meist nicht
mehr herausschinden, er will irgendwann mal verkaufen und nicht seine Arbeitszeit jahrelang mit dieser Immobilie vergeuden. Besser wird diese Wohnung durch Leerstand nicht!
Und Dir nützt es, dass Du überhaupt das Potential der Immobilie siehst: nicht wenige Wände in leer stehenden Immobilien sind farblich grauenhaft: da wurde hier eine Wand blutrot gestrichen, das Bad mit dunkelbraun noch kleiner gehalten.
Die renovierungsbedürftigen Elemente sollten vom Käufer immer gesehen und bewertet werden - rein rechnerisch wird man dennoch oder gerade dann ein Schnäppchen machen, da die ältere Immobilie nicht den Kaufpreis einer Neubaukomfortwohnung hat, dafür aber oft die bessere Lage