Kontrollierte Wohnraumlüftung - Ja oder Nein?!

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G

Goldbeere

Hallo an Alle!
Ewig lang habe ich jetzt im Internet und hier im Forum gelesen und gegoogelt - wirklich schlauer bin ich in Sachen Kontrollierte-Wohnraumlüftung leider immer noch nicht geworden...
Mein Freund und ich planen ein Einfamilienhaus (160 m²) mit Gas+Solar im KfW-70-Standard. Nun stellen wir uns doch noch die Frage nach einer Wohnraumlüftung.
Freunde von uns haben in ihrem Neubau eine dezentrale Lüftung und sind sehr zufrieden damit - sie können es sich nicht mehr ohne vorstellen.
In verschiedenen Foren liest man aber immer wieder: wenn Neubau, dann eine zentrale Lüftung. Die ganze Verrohrung mit der Wartung und evtl. Keimen und so ruft bei mir aber eher ein komisches Bauchgefühl herauf... da würde ich mich immer fragen, was da wohl in meiner Luft ist... Ist das ein falscher Gedanke?
Und ist die dezentrale Lüftung tatsächlich so viel schlechter wie die zentrale Lüftung? Das liest man viel.
Mit was für Kosten muss man bei einer Lüftung ungefähr rechnen? Zentral oder dezentral soll ja etwa gleich teuer sein??!

Lieben Dank für alle Tipps!
Goldbeere
 
B

Bauexperte

Hallo Goldbeere,

…In verschiedenen Foren liest man aber immer wieder: wenn Neubau, dann eine zentrale Lüftung. Die ganze Verrohrung mit der Wartung und evtl. Keimen und so ruft bei mir aber eher ein komisches Bauchgefühl herauf... da würde ich mich immer fragen, was da wohl in meiner Luft ist... Ist das ein falscher Gedanke?... Zentral oder dezentral soll ja etwa gleich teuer sein??!
Grundsätzlich ist eine Wohnraumlüftung immer dann eine zu empfehlende Maßnahme, wenn der Mauerwerksaufbau keinen Luftaustausch zuläßt; bspw. Einfamilienhaus erstellt mit WDVS => Schimmelbildung. Oder dann, wenn beide Partner ganztägig einer geregelten Arbeit nachgehen; insbesondere in der Zeit, wenn das Haus gerade übergeben wurde, ist geregeltes Lüften das „A“ und „O“, genießt also oberste Priorität, gleich welches Bausystem.

Man unterscheidet:

Zentrale Anlagen haben einen entfernten Aufstellungsort und arbeiten nahezu geräuschlos. Sie besitzen zwei Ausgänge und zwei Eingänge (Luft die nach außen geführt wird, Außenluft wird von außen zugeführt, Abluft wird aus den Wohnräumen abgesaugt, und Zuluft den Wohnräumen zugeführt). Zentrale Anlagen sind aufwendiger, denn die Lüftungskanäle müssen von den Wohnräumen zur Anlage geführt werden.

Dezentrale Anlagen (eignen sich besonders für die Nachrüstung) und versorgen normalerweise nur jeweils einen Raum.

Die Erstellungskosten der zentralen Anlage sind höher, als jene der raumbezogenen Lüftung, Kontrollierte-Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung lohnt sich nicht wirklich. Über die bakterielle Verkeimung wird unterschiedlich debattiert, häufig imho aus Unkenntnis gegenüber einer neuen Technik. Sofern die herstellerbezogenen Wartungsintervalle beachtet werden, ergeben sich nach meiner Erfahrung keine Probleme.


Freundliche Grüße
 
B

BauLine

Hallo Goldbeere

Eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung hat durchaus ihre Vorteile. .. und die, die sie haben, sind meist von der Funktion begeistert. nicht immer vom jeweiligen Gerät.. oder dessen ggf. falscher Einstellung.. manche werden auch sehr laut... viele sind nicht korrekt geplant.. und werden lediglich über die Luftauslässe so lange reguliert, bis passende Werte herauskommen.. was aber natürlich nicht Sinn der Sache ist.
Dies betrifft in aller Regel die zentralen Anlagen...zudem sind diese, wegen ihrer Kanalführung auch möglichst in der Warmzone zu halten.. oder entsprechend zu dämmen.

Bei den dezentralen Anlagen kommt man in aller Regel günstiger weg...sie benötigen lediglich kleine Wandöffnungen beim Rohbau.. oder man legt direkt deren Futterrohre in die Wand beim Hochmauern ein.
Bei normalen Wohnhausgrössen reichen sogar je Geschoss meist 2 Geräte, die abwechselnd Luft ansaugen oder ausblasen. Dies wird automatisch gesteuert...diese Geräte sind sehr leise und verbrauchen nur extrem wenig Strom (3 Watt/h)... womit man per Jahr fürs Haus bei etwa 50 € landet..was für die saubere und frische Luft nicht wirklich viel wäre. Diese Geräte (z.B. Inventer) kosten eingebaut ca. 500-800 €.

Etwas teurer wird ggf. der "Ökolüfter", wovon man aber Max. 2 Stück bei normal grossen/gängigen Häusern benötigt. Dieser hat zudem den Vorteil, dass man eine Feuchterückgewinnung betreiben kann, was ansonsten bei dezentralen Geräten nicht möglich ist. Diesen Vorteil nutzt das Gerät natürlich besonders in der Heizperiode.. wo ansonsten die Luft eh zu trocken ist, passend aus.

Bei den dezentralen Geräten besteht der Wärmetauscher meist aus Keramik.. den Du einfach entnehmen und via Geschirrspüler reinigen kannst. Damit ist bekannt, über was, oder wodurch, die frische Luft strömt.

Also.. einfach informieren und die richtige Auswahl treffen.
 
G

Goldbeere

Hallo Bauexperte,
Hallo BauLine,

vielen Dank für Eure Antworten!

Je mehr ich mich in dieses Thema einlese, desto mehr Aussagen pro Kontrollierte-Wohnraumlüftung lassen sich finden. Gerade -wie Du Bauexperte geschrieben hast, wenn beide Partner ganztags arbeiten sind und so nicht häufig gelüftet werden kann. Ich hatte direkt auch an die Zeit nach Hausübergabe gedacht - es scheint ja so zu sein, das immer noch eine Weile Restfeuchtigkeit im Haus ist, die übers Lüften abtransportiert werden muss.
Ich bzw. wir tendieren auf jeden Fall eher zur dezentralen Lüftung. Und falls tatsächlich ca. 2 Lüfter pro Etage ausreichen sollten, sind die Kosten auch nicht allzu groß. Lieber diese Kosten als später evtl. Schimmel.
Ich werde meine Freundin mal fragen, welche Lüfter sie verbaut haben.

BauLine, wenn man nur 2 oder 3 Lüfter pro Etage anbringt - wo sollten diese dann eher sein? Vermutlich Luftabzug in Küche und Bad? Und Frischluft im Wohn- und Schlafzimmer?

Goldbeere
 
E

Erik_I

Hallo Goldbeere,

zwei Fragen vorab:


  • habt Ihr geplant einen Kamin einzusetzen und
  • habt Ihr schon mal über eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft

nachgedacht?

Hintergrund meiner Frage. Wenn Ihr einen Kaminofen geplant habt, kann i. d. R. dieser Raum sowieso nicht in eine Zentrallüftung eingebunden werden. Durch eine passive Wärmerückgewinnung, kann neben der Einsparung durch eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung, zusätzlich Energie eingespart werden. Mehr als 90 % der in der Abluft enthaltenen Energie kann so zurück gewonnen werden. Ist dies geplant, kommt nur eine zentrale Wohnraumlüftung in Frage.
Da es sich um einen Neubau handelt, spricht einiges für eine zentrale Lüftung. Im Altbau kommt meist aus wirtschaftlichen Gründen die dezentrale Variante zum Einsatz.

Neben Deiner Internetrecherche, würde ich auch den persönlichen Kontakt zu Fachleuten suchen und ggf. Referenzobjekte besichtigen. Hier kann man dann die Nutzer befragen, sowohl zur zentralen und dezentralen Lüftung.
 
G

Goldbeere

Hallo Goldbeere,

zwei Fragen vorab:


  • habt Ihr geplant einen Kamin einzusetzen und
  • habt Ihr schon mal über eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft
nachgedacht?

Hintergrund meiner Frage. Wenn Ihr einen Kaminofen geplant habt, kann i. d. R. dieser Raum sowieso nicht in eine Zentrallüftung eingebunden werden. Durch eine passive Wärmerückgewinnung, kann neben der Einsparung durch eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung, zusätzlich Energie eingespart werden. Mehr als 90 % der in der Abluft enthaltenen Energie kann so zurück gewonnen werden. Ist dies geplant, kommt nur eine zentrale Wohnraumlüftung in Frage.
Da es sich um einen Neubau handelt, spricht einiges für eine zentrale Lüftung. Im Altbau kommt meist aus wirtschaftlichen Gründen die dezentrale Variante zum Einsatz.

Neben Deiner Internetrecherche, würde ich auch den persönlichen Kontakt zu Fachleuten suchen und ggf. Referenzobjekte besichtigen. Hier kann man dann die Nutzer befragen, sowohl zur zentralen und dezentralen Lüftung.
Hallo Erik_IEU!

Ja, wir planen im Wohnzimmer einen raumluftunabhängigen Kaminofen. Wenn ich das richtig verstanden habe, soll der Ofen die Zuluft über den Schornstein erhalten. Wieso kann dann im Wohnzimmer keine Kontrollierte-Wohnraumlüftung eingebaut/eingeplant werden? Das hab ich bisher noch nicht gehört...

Mein Freund ist von der "Kosten-Nutzen-Rechnung" einer Kontrollierte-Wohnraumlüftung übrigens noch nicht überzeugt. Er würde das Geld lieber "sinnvoller" investieren und wie bisher weiterhin manuell lüften. Ich tendiere eher zu einer Kontrollierte-Wohnraumlüftung, aber ohne Wärmerückgewinnung - das sprengt dann doch das Budget.

Wir warten nun erst mal auf ein genaues Angebot mit Anlagenbezeichnung, Hersteller, Leistungsbeschreibung und so. Dann kann man sich noch mal intensiver damit auseinander setzen.

Wenn eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung im Wohnzimmer aber nicht eingeplant werden kann - ist eine dezentrale Lösung dann nicht sinnvoller? Wie kann man dann überhaupt das Wohnzimmer lüften (außer manuell)?

Vielen Dank für Deine Hilfe!!
Goldbeere
 
Zuletzt aktualisiert 27.11.2024
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