Sorry, aber das Haus ist eine komplette Fehlplanung - und damit meine ich nicht die Badentwässerung oder den Pilgerweg von der Küche an den Mit-Gästen-esstisch (die originelle Begründung „ich kann nicht, wenn jemand guckt“ kannte ich bisher nur vom Backen mit K statt B). Sondern das Haus ist fehl, weil an den Bedürfnissen der Bewohner vorbeigeplant. Wir sind im Durchschnitt keine fünf Jahre jünger als ihr, aber wenn es eines gibt, wofür wir uns ganz bestimmt zu alt fühlen, dann sind das faule Kompromisse bei einem neuen Haus.
Einen Esstisch, der nur mit Besuch benutzt wird, würde ich mir nicht prominent ins Wohnzimmer stellen und ständig draufschauen; immerhin schreibst Du, zum Spielen werde er auch benutzt, und für den PC. Für Übernachtungsgäste gibt es keine „hoffentlichen“ Schlafplätze, sondern solche, die ihnen die Hausherrin zudenkt. Ihr zieht mehrere Fahrstunden weit um, da werden Freunde aus dem alten Leben eher selten, aber dann mit Übernachtung zu Besuch sein. Hinzu kommt, daß der Fernseher nur „ehebedingt“ geduldet wird und Du Dir wünschst, eine gute Fee hexe einen Platz für das Ding weg, damit der Kelch an Dir vorbei zieht. Das alles spricht dafür, den Planer darauf einzunorden, vom klassischen Wohnkonzept des Familienwohnzimmers wegzugehen und die Bereiche „Er-Zimmer“ und „Sie-Zimmer“ nicht da zufällig anzuordnen, wo eine Anstattvilla ggü. einem Anderthalbgeschösser im OG gottseidank mehr Platz hat, sondern irgendeinen kommunikativen Bezug zwischen den Räumen zu planen (Kind 1 und Kind 2, die in der Anstattvilla 08/15 ihre Zimmer dort hätten, gingen sich wohl gerne aus dem Weg - Ehepartner doch hoffentlich nicht). Und, sie nicht zu Abstellräumen für Schreibtisch und kleiderschrank zu machen, sondern in das Er-Zimmer auch den Fernseher zu stellen, und in das Sie-Zimmer zwei Leseplätze (einen Stuhl, ggf. mit Tisch, und eine Liege zum Beispiel). Und um die Unkonventionalität auf die Spitze zu treiben: im Mitgästenwohnzimmer gibt es außer einem Gesellschaftsspieletisch auch Platz für Klappmatratzen. Und auch die Haltung, Pflanzen seien Euch liebere Mitbewohner als Möbel, sehe ich in einem nach dem Motto „irgendwie einrichten kann man das dann schon wenn es fertig ist“ geplanten Haus nicht befriedigend umsetzbar. Dann dienen die getrennten Arbeitszimmer nur als Auffindeorte für ein Paar von Selbstmördern aus Depression über ihr komplett individualitätsignorant geplantes Haus, die sich nicht einheitlich auf „Aufhängen oder Erschießen“ einigen konnten. Wobei: „Aufhängen“ wäre immerhin eine sinnvolle Verwendung für den hohen Spitzboden. Wenn Ihr in diesem Haus eine Hoffnung haben wollt, sollte man sich als Bewohnerpaar nicht nur im Schlafzimmer, sondern auch am Küchentisch begegnen können - dann darf dieser Platz aber kein Stiefkind sein. Es muß ja keine Alfredissimo-Küche werden - eine Orangerie aus Zierpflanzen und Küchenkräutern mit irgendwo einem Herd, einem Kühlschrank, einer Anrichte und einer Spülmaschine geht ja auch. Dann muß der Zeichenknecht aber über seinen Schatten springen, dieses „Bistro Kaltmamsell“ im Einreichplan auch als Pantry oder Kombüse zu bezeichnen bereit zu sein. Solche Sprüche, daß ein Er-Zimmer und ein Sie-Zimmer im Plan „Arbeiten“ oder „Gast“ heißen müßten, machen mich wütend - und wütend sind 11anten zuweilen gefährlicher als Löwen.
Der Tag geht, Johnny Walker kommt: in der Phase der gereiften Entwurfsplanung haben „Platzhalter“ (ibs. für Dinge fernab der Wohnbedürfnisse der Bauherren) nichts mehr zu suchen. Und ein „hübscher verschlungener Weg“ spricht sehr für Zweifel, daß die strenge Symmetrie Deinem Naturell entspräche bzw. stärkt die Vermutung, mehr als ästhetische Unsicherheit stecke nicht dahinter. Von den Solariums-Carports wäre ich never ever auf die Idee gekommen, daß die so unauffällig sein sollen. Die wären eher Stadtgespräch aller Hundespaziergänger des ganzen Wohngebietes, „das ist das Haus von den komischen Südpfälzern“. Dein Lageplan taugt leider überhaupt nicht für konkrete Vorschläge und ich komme vermutlich erst morgen dazu, in meinen eMails nach Deinem Bebauungsplan zu schauen. Insofern also noch „ungeprüft“ könnte ich mir vorstellen, ein „Rankgerüst für zwei Autos und drei Mülltonnen“ zu wählen. Ungeachtet der Hausform - ich hoffe ja auf ein nichtquadratisches Rechteck - sehe ich die „Wahrheit“ eher bei 25° Dachneigung liegen, und wenn Du konkretere Vorschläge von mir willst, gehört zum Deal ganz klar „freie Hand für Ästhetik ohne strenge Symmetrie“. Im Faschenthread waren wir jedenfalls schon viel weiter, ein schönes Haus anzustreben, als auf der jetzigen Grundlage.