Hallo,
Meine Fragen sind nun:
1.Ist der Preis für ein Haus und allem drumherum halbwegs real angesetzt
2.Ist die Finanzierung wirklich so einfach wie suggeriert wird?
3.Was wäre eine reale Höhe die man mit unseren Einkommensverhältnissen finanzieren sollte?(bzw. sollte man damit überhaupt bauen)
Hallo Paranelos!
Frage 1 hängt davon ab, was im Angebot steht und wie genügsam Ihr seid. 170T€ für 130m² WF ist schon knapp, da muss man sich als Bauherr dann auch am Riemen reißen und wirklich nur das Nötigste einbauen. Was mich auch wundert sind die 150€/m² Fixpreis von der Stadt Salzkotten (ich komme ganz aus der Nähe) - es gibt in Salzkotten nur im Innenstadtbereich derartige Bodenrichtwerte und die Stadt Salzkotten bietet im Baugebiet "Bümers Grund" städtische Flächen für 120€ an. Die 120€ sind für Salzkotten realistisch, 150€ sind mMn definitiv zu hoch, insofern frage ich mich, wo dieser Wert herkommt!? Bei 500m² Grundstück sind das immerhin satte 15T€, wenn für Euch auch zB Thüle als Standort in Frage käme, könntet Ihr bei gleicher Grundstücksgröße und einem Qm-Preis von 68€ sogar 42T€ sparen.
Zu Frage 2: Grundsätzlich ist eine Finanzierung keine Hexerei, man kann bzw. muss das tatsächlich so stumpf rechnen. Was die Frage des Eigenkapitals angeht, kannst Du selbstverständlich Werte, die in einer Lebensversicherung stecken als Eigenkapital einsetzen, Du musst dann nur die LV an die Bank verpfänden, d.h., Ihr könntet durchaus mit ca. 35T€ Eigenkapital in die Finanzierung gehen - seid dann nur tatsächlich absolut am Limit und mehr oder weniger sofort im Dispo, wenn Euch das Auto kaputt geht. Ich würde maximal die Rentenfonds und den Bausparer einsetzen, dann hättet Ihr 25T€ Eigenkapital und immer noch 10-12T€ auf der Bank für Notfälle.
Des Weiteren zur Ablöse von Krediten durch Erlöse aus zu erwartenden Immobilien/Erbfällen: ich kann aus beruflicher Erfahrung nur empfehlen das - auch wenn's weh tut - im Vorfeld bzw. zu Lebzeiten der Erblasser zu klären und (falls es entsprechende Möglichkeiten in der Heimat gibt) die Immobilien schon jetzt an die Erben zu überschreiben. Die Großeltern bekommen im Gegenzug ein lebenslanges Wohnrecht o.ä., d.h., für die ändert sich relativ wenig. Vorteil ist, dass es im Erbfall keine Streitigkeiten gibt, weil schon alles geklärt ist. Erbengemeinschaften mit unklaren Vorstellungen über Erbaufteilung und Werte von Immobilien sind oft eine langwierige Geldvernichtungsmaschine und das könnt Ihr, wenn Ihr das Kapital zur Tilgung Eurer Verbindlichkeiten sofort oder mittelfristig einsetzen könntet, ganz und gar nicht gebrauchen. Wenn Ihr also damit rechnet (!!), mit den Erlösen der Immobilien der Großeltern die Immobilie in D vorzeitig abzulösen, dann sprecht das Thema in der Familie unbedingt an. Und regelt das, auch wenn das unangenehm ist. Stoßt Ihr in der Familie dann auf Widerstand, wißt Ihr, dass Ihr mit dem Kapital nicht so ohne weiteres rechnen könnt oder solltet, denn auf die gleichen (womöglich auch mehr) Widerstände werdet Ihr in 15, 20 oder 30 Jahren stoßen, wenn man die Eigentumsübertragung heute nicht regelt. Deine Beweggründe sind dabei durchaus plausibel, aber das muss für andere Familienmitglieder noch längst nicht genauso sein. Manche hängen zB schlicht emotional an einem Haus und können sich dann nicht davon trennen - das ist für Euch dann uU ein Problem.
zu 3: Ich würde an Eurer Stelle kein Grundstück in einer Lage um die 150€ suchen, sondern maximal 120, besser 90-100€. Das gibt es in Eurem Umkreis, wenn man ausweicht, sogar deutlich drunter. Alternativ würde ich auch eine geräumige Eigentums-Wohnung evtl. mit Garten in Betracht ziehen. Du rechnest jetzt mit Kosten von ca. 270T€ - dafür bekommt man in Salzkotten ziemlich exclusive Wohnungen oder auch gebrauchte Häuser mit überschaubaren Folgekosten. Ich würde mir bei Eurem Einkommen einfach mal bei 200T€ + Nebenkosten einen dicken Strick im Portemonnaie machen und dann mal schauen, was es in Salzkotten für 200T€ gibt. Neu bauen würde ich mit Eurem Kapital und 75T€ Grundstückskosten definitiv nicht.
Viel Erfolg!
Dirk Grafe