Bauunternehmer Tecklenburg stellt Insolvenzantrag

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BananaJoe86

Ging da glaube ich weniger um die Größenordnung. Aber alles was wir vorher rausgefunden hatten, ging so in die Richtung "haben nen hohen Qualitätsanspruch an sich selbst" und durchaus solide. Bin jetzt aber kein Branchenkenner, aber nach dem was @jens.knoedel so sagt, schien das ja innerhalb der Branche auch so grob die Sicht gewesen zu sein.

Nun gut, ich harre dem, was da kommt. Ich weiß noch nicht genau, wie denn der übliche Ablauf da so ist. Ich vermute mal, die Subs tun dann auch nix mehr, weil sie nicht wissen, ob sie noch Geld sehen werden? Oder wird bei sowas relativ schnell versucht, Projekte doch noch fortzuführen? Dass meine Prio ist, "bitte zahlt unsere Subs" muss ja nicht mit der Prio von Banken und Insolvenzverwalter übereinstimmen :/
Tja der beste Qualitätsanspruch bringt nichts, wenn man die eine falsche Betriebswirtschaftliche Entscheidung trifft. Ich würde die aber noch nicht aufgeben, wenn das eine Objekt für das die in Vorleistung gegangen sind verkauft werden kann sieht die Welt ja schon wieder ganz anders aus.
 
11ant

11ant

Ich weiß noch nicht genau, wie denn der übliche Ablauf bei einer Insolvenz ist. Ich vermute mal, die Subs tun dann auch nix mehr, weil sie nicht wissen, ob sie noch Geld sehen werden? Oder wird bei sowas relativ schnell versucht, Projekte doch noch fortzuführen? Dass meine Prio ist, "bitte zahlt unsere Subs" muss ja nicht mit der Prio von Banken und Insolvenzverwalter übereinstimmen :/
Über übliche Abläufe habe ich hier schon viel geschrieben, Linksammlung siehe: https://www.hausbau-forum.de/threads/grundrissaenderungen-reihenendhaus-von-bautraeger.45425/page-19#post-651172
Die Prios werden von der InsO vorgegeben und sind ein weites Feld für sich, das auch "hausärztliche" Anwälte kaum überblicken.

Tja der beste Qualitätsanspruch bringt nichts, wenn man die eine falsche Betriebswirtschaftliche Entscheidung trifft. Ich würde die aber noch nicht aufgeben, wenn das eine Objekt für das die in Vorleistung gegangen sind verkauft werden kann sieht die Welt ja schon wieder ganz anders aus.
Scherzkeks. Was verkauft werden kann, bestimmt der Verwalter, sobald er dauerhaft eingesetzt ist. Die "falschen Betriebswirtschaftlichen Entscheidungen" sind eher volkswirtschaftliche, aktuell ist die Bundesregierung eine Verunsicherungsindustrie mit hohem Produktionsausstoß. In der Folge reagieren die Marktbeteiligten wie ausgebüxte aufgescheuchte Pferde, und die "Insolvenzen" der Unternehmen sind eigentlich "Anschlußinsolvenzen" eines turbulenten Marktes, auf dem die Bullen und Bären von einer Rotte (depressiver) Wildschweine aufgemischt werden. Um den Zoo komplett zu machen, bringen dann in Insolvenzverfahren zuerst die Wölfe ihre Schäfchen ins Trockene.
 
J

jens.knoedel

Traurige Branche, in der man mit 144 Mitarbeitern als BMW gilt
Qualität, nicht Quantität - und seit fast 150 Jahren ein Familienbetrieb und keine seelenlose Vertriebsbude.

Wenn ich zwischen den Zeilen lese bzw. was im Markt kursiert, ist es bei einem Großprojekt zu Problemen gekommen. Zur richtigen Zeit gestartet (Einkaufspreise passten, Zinsen passten, Vertrieb auch), dann während der Gestehungsphase von explodierenden Preisen/Zinsen überrascht worden und der Exit hat nicht geklappt (ob zu lange gewartet oder ob der Käufer abgesprungen ist, weiß ich nicht). Und dann tut es trotz Vermietung weh, wenn irgendwo zwischen 50 und 75 Mio. (so schätze ich das in Rede stehende Projekt in Ratingen ein) fremdfinanzieren muss. Ein Zinsanstieg von 3,5%-4% (solche Projekte werden auf Basis des 3-Monats-Euriobors finanziert) sind mal eben zwischen 1,8 Mio. und 3 Mio. zusätzlicher Zinsaufwand im Jahr.

ICH persönliche gehe davon aus, dass das Unternehmen die laufenden Projekte wie geplant abwickeln wird.
 
X

xMisterDx

Was genau war denn die falsche betriebswirtschaftliche Entscheidung? Vor 2, 3 Jahren, als das Großprojekt vermutlich geplant wurde, konnte doch keiner ahnen, dass Russland die Ukraine überfällt, die Zinsen explodieren und die Inflation auf bis zu 10% pro Jahr hochschießt?
Das ist dasselbe geunke wie nach der Finanzkrise... da wollten es 2, 3 Jahre später auch alle gewusst haben, wie immer. Hinterher kommen die Klugscheißer...

Das ist als würde man jemandem vorwerfen schlecht geplant zu haben, wenn 5 Jahre nach dem Hausbau der Arbeitgeber in den Konkurs geht und man seinen Job verliert. Mit sowas kann man nicht vorher rechnen... würde man es tun, dürfte niemand in diesem Land mehr in irgendetwas auf Kredit investieren.
 
J

jens.knoedel

Was genau war denn die falsche betriebswirtschaftliche Entscheidung?
Darauf zu setzen, dass es immer weiter nach oben (Mieten, Verkaufspreise) und nach unten (Zinsen) geht. Kaufen von Grundstücken um jeden Preis (drei mal von einer zu anderen Projektgesellschaft verkauft und schon hat das Grundstück seinen Wert vervielfacht). Und das bei vielen Projekten gleichzeitig - kann ja nichts schiefgehen. Und dann auch noch möglichst ohne Eigenkapital bzw. mit Mezz. War ja egal, wer 2016 ein Projekt begonnen hat, dem waren steigende Preise sch...egal - bis zum Verkauf 24 Monate später waren die Verkaufspreise so weit nach oben gelaufen, dass auch 30% Kostensteigerung überkompensiert werden konnten.

Hab selber noch vor gut 2 Jahren Verkaufsverträge für Logistikhallen gesehen, also diese 40.000qm Schuhkartons mit 30 Jahren Lebenserwartung, die für das 28-fache der Jahresmiete verkauft wurden. Drei Jahre früher hast Du dafür Zinshäuser in den Landeshauptstädten kaufen können.
Oder Mehrfamilienhaus in 2021 in München für das 50-fache.

Mit Augenmaß und Eigenkapital wäre die Devise gewesen. Ob Tecklenburg so sehr gezockt hat, weiß ich nicht. Aber Eigenkapital hat er garantiert gar nicht bis homöpathisch eingesetzt. Und das ist eine falsche betriebswirtschaftliche Entscheidung, da ein mögliches Risiko einfach ausgeblendet wurde. Hätte er Eigenkapital bereit liegen, wäre es auch nicht zur Insolvenz gekommen. Denn das Ratinger Projekt ist ein an sich gutes Projekt (Lage, Vermietung, Bauqualität).
Aber wenn der Käufer halt sagt: Nö, ist mir jetzt zu teuer und ich lasse den Kaufvertrag platzen, hat der Projektentwickler mit Zitronen gehandelt.
 
X

xMisterDx

Darauf zu setzen, dass es immer weiter nach oben (Mieten, Verkaufspreise) und nach unten (Zinsen) geht. (...)
Hat keiner getan.
Sicherlich hat man Sicherheiten eingeplant, falls die Zinsen um 0,5-1% steigen im Zeitraum zwischen Planungsbeginn und Fertigstellung.
Aber niemand plant Sicherheiten für Kriege, Pandemien, drastische Lieferengpässe, Lockdowns oder sonstige Katastrophen ein...

Erzähl mir doch mal, von welchen Annahmen ein solide finanziertes Projekt im Jahre 2020 hätte ausgehen müssen... also natürlich ausgehend vom Wissen des Jahres 2020, nicht mit dem Wissen von heute.
Ich bin wirklich gespannt.
 
Zuletzt aktualisiert 25.11.2024
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