Bauen mit Architekt - eure Erfahrungen?

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ruby27

Wir sind dabei, eine sanierungsbedürftige Doppelhaushälfte zu kaufen, die wir kernsanieren und an die wir anbauen möchten. Eckdaten wie folgt:
Altbestand Doppelhaushälfte, 1,5 Geschosse mit Satteldach, 100 qm, BJ 1930- alles raus und einmal neu. Ein neuer Anbau von 90qm soll dran, zweigeschossig als Kubus, unterkellert mit ca. 40 qm.
Wir haben uns auf einen Kaufpreis geeinigt, die Finanzierung steht und wir rechnen mit Gesamtkosten von 900 000€. Wir haben uns entschieden, 500000€ zu finanzieren und bringen 400000€ Eigenkapital ein.

Nun zur Frage: Wir tendieren dazu, das Gesamtprojekt (Sanierung auf KFW70EE plus Anbau mit Keller) mit einem Architekten zu realisieren. Ich habe Zeit und Spaß an Planung, das soll ja wichtig sein, wenn man die Variante ohne GU wählt und mit einem Architekten arbeitet.
Jetzt interessieren mich vorab eure Erfahrungen bzgl. der Zusammenarbeit mit einem Architekten/einer Architektin. Worauf sollten wir bei der Auswahl achten? Wie läuft die Zusammenarbeit idealerweise ab? Gibt es sonst Tipps? Würdet ihr wieder so bauen?

Was wir auf gar keinen Fall benötigen, ist Jemand, der uns nur seine Vorstellungen aufdrücken möchte, ohne auf unsere Wünsche einzugehen. Wir wissen schon genau, was wir bzgl. Größe und Grundriss brauchen/wollen, kennen auch den Bebauungsplan, das Baufenster etc. und brauchen keine Beratung dahingehend, wo das Arbeitszimmer hin soll oder ob wir überhaupt eins brauchen usw. Das sind so grundlegende Dinge, da wissen wir, was wir wollen. Uns geht es also weniger um Hilfe beim Gestalterischen, sondern mehr um das Einreichen von Anträgen, die Baubegleitung und die bessere Kostenkontrolle und Transparenz.
Ich freue mich sehr auf eure Erfahrungen und Tipps diesbezüglich!
 
11ant

11ant

Was wir auf gar keinen Fall benötigen, ist Jemand, der uns nur seine Vorstellungen aufdrücken möchte, ohne auf unsere Wünsche einzugehen.
*LOL*, ich habe den Eindruck, das hat schon längst jemand geschafft, nämlich das Architekturbüro Pinterest:
Altbestand Doppelhaushälfte, 1,5 Geschosse mit Satteldach, 100 qm, BJ 1930- alles raus und einmal neu. Ein neuer Anbau von 90qm soll dran, zweigeschossig als Kubus,
Wir wissen schon genau, was wir bzgl. Größe und Grundriss brauchen/wollen, kennen auch den Bebauungsplan, das Baufenster etc. und brauchen keine Beratung dahingehend, wo das Arbeitszimmer hin soll oder ob wir überhaupt eins brauchen usw. Das sind so grundlegende Dinge, da wissen wir, was wir wollen. Uns geht es also weniger um Hilfe beim Gestalterischen, sondern mehr um das Einreichen von Anträgen, die Baubegleitung und die bessere Kostenkontrolle und Transparenz.
Kostenkontrolle beginnt bei der Planung. Und gegen fixierte Bauherrenvorstellungen anzubauen ist die engste Baulücke von allen, sowie zudem noch ähnlich kostentreibend wie gegen das Grundstück.
Wir tendieren dazu, das Gesamtprojekt (Sanierung auf KFW70EE plus Anbau mit Keller) mit einem Architekten zu realisieren.
Die Anbauunterkellerung wäre mein erster Prüfstandskandidat. Wichtig ist, einen altbauerfahrenen Architekten zu nehmen (und zwar keinen, der eine Vorher-Nachher-Fotostory in "Schöner Wohnen" anstrebt). Sondern primär einen, dem bewußt ist, daß die Leistungsphase 1 bei einem zu integrierenden Bestandsgebäude im Vergleich zu einem Nacktgrundstück nicht die halbe, sondern doppelte Arbeit ist. Im N3-Sendegebiet habe ich da leider keinen im Rolodex. Aus meinem Nähkästchen daher hier nur der Tipp: Brüche im Baukörper NICHT an der Nahtstelle Altbau/Anbau vornehmen ! (gleiches gilt für evtl. Mehrraumhöhenwünsche).
 
R

ruby27

Danke für deine Antwort. Mit Wünschen und Bedürfnissen meinte ich so was wie: Wir brauchen drei Kinderzimmer und ein Arbeitszimmer. Und einen Wohnbereich, der vom Koch/Essbereich möglichst schalldicht abgetrennt ist (Schiebetür). Ein kleines Gästebad und ein Vollbad sind auch Pflicht. Da gibt es keine Kompromisse. Bei geplanten ca. 190qm Wohnfläche und einem Budget von 900000- max. 1 Mill. sollte das auch möglich sein, denke ich.
Wir haben drei Kinder und arbeiten viel im Homeoffice. Da bringt mir ein Architekt nix, der mir seine Vorstellung von "eine Arbeitsecke im Wohnzimmer reicht doch und es können sich auch zwei Kinder ein Kinderzimmer teilen und ein komplett offener Wohn/Koch/Essbereich ist doch viel schöner" aufdrücken möchte.
"Alles offen" haben wir jetzt und es nervt wahnsinnig (ein Kind muss Hausaufgaben unter Beobachtung am esstisch machen, eins liegt krank auf dem Sofa und sieht fern, eins hat Spielbesuch und rennt damit durchs Zimmer, ein Erwachsener muss telefonieren, der andere räumt die Spülmaschine aus= alle gehen sich im offenen Wohn/Koch/Essbereich auf den Keks). Also, da würde es mich einfach nur stören, wenn auf diese Wünsche keine Rücksicht genommen wird. Keller ist absolut wünschenswert. Haben wir jetzt auch, wollen wir nicht drauf verzichten (als Lagerfläche und Werkraum, kein Wohnkeller).

Davon abgesehen bin ich kein Bauingenieur. Wenn der Architekt sagt, dass ein Keller aus den und den Gründen bautechnisch gar nicht zu realisieren ist/die Baukosten unser Budget total sprengen, dann gibt es eben keinen Keller. Wäre schade, dann aber nicht zu ändern.
Wenn der Architekt sagt "wozu brauchen Sie einen Keller? kein Mensch braucht einen Keller! Wir können doch dafür einen 8qm Abstellraum im OG einplanen" - dann soll der Keller bitte realisiert werden. Immerhin wollen wir ja später in dem Haus wohnen und nicht der Architekt.
 
WilderSueden

WilderSueden

Wenn der Architekt sagt "wozu brauchen Sie einen Keller? kein Mensch braucht einen Keller! Wir können doch dafür einen 8qm Abstellraum im OG einplanen" - dann soll der Keller bitte realisiert werden. Immerhin wollen wir ja später in dem Haus wohnen und nicht der Architekt.
Ein guter Architekt wird das nicht sagen. Der wird euch aber vielleicht einen alternativen Grundriss ohne Keller zeigen können, der x Tausend Euro weniger kostet. Direkt am Bestandshaus aufzugraben ist eine heikle Sache und teuer. Und das wird bei alten Häusern nicht einfacher, wenn z.B. keine durchgehende Bodenplatte existiert.
Oder ein guter Architekt wird euch vielleicht einen Anbau mit Stauraum im Dachboden präsentieren, der am Bestandshaus nicht wie ein Fremdkörper wirkt
 
11ant

11ant

Also, da würde es mich einfach nur stören, wenn auf diese Wünsche keine Rücksicht genommen wird. [...] Immerhin wollen wir ja später in dem Haus wohnen und nicht der Architekt.
Als Architektenfinder habe ich mitnichten den Eindruck, das wären grundsätzlich (oder auch "nur" mehrheitlich) pathologische Besserwisser.
 
Y

ypg

alles raus und einmal neu. Ein neuer Anbau von 90qm soll dran,
Das hört sich vom Grundsatz her als ein sehr interessantes und spannendes Projekt an. Auch mit dem Budget ist sicherlich einiges umzusetzen.
Wir haben drei Kinder und arbeiten viel im Homeoffice. Da bringt mir ein Architekt nix, der mir seine Vorstellung von "eine Arbeitsecke im Wohnzimmer reicht doch und es können sich auch zwei Kinder ein Kinderzimmer teilen und ein komplett offener Wohn/Koch/Essbereich ist doch viel schöner" aufdrücken möchte.
Ein Architekt lebt, wie auch andere Dienstleister, von zufriedenen Kunden und deren Weiterempfehlung und nicht von Unzufriedenen.
Wie läuft die Zusammenarbeit idealerweise ab? Gibt es sonst Tipps?
Eigentlich auf Augenhöhe. Man sucht sich im Optimum „seinen“ Architekten aus, weil er was drauf hat, und sei es hier „nur“ das Fach Altbausanierungen bzw Symbiose Neu-Alt. Die sind jetzt allerdings auch nicht häufig in der Region gesät.
Man könnte bei fertigen Bauprojekten einfach mal anfragen, welcher Architekt das durchgeführt hat. Da muss es noch nicht einmal um gleiche oder ähnliche Optik gehen - Ob alt und neu harmonisch gelungen ist, sieht man. Dann kann man ja vieles beim Plaudern hinterfragen.

Spaß an Planung, das soll ja wichtig sein, wenn man die Variante ohne GU wählt und mit einem Architekten arbeitet.
Eher das Gegenteil, weil ein GU-Architekt nicht das leistet, was ein freier Architekt leistet.
Planung ist Architektenleistung. Er als Fachmann weiß, was wie umzusetzen ist. Man kann nicht einfach hier und da, es ist auch nicht alles möglich - vieles muss wegen der Statik wohl überlegt sein. Oftmals muss man auf C zurückgreife, obwohl man A+B genannt hat.
Man führt im Vorfeld Gespräche. Man erzählt wie man tickt, was jetzt an der Wohnsituation problematisch ist, was man sich im neuen Haus wünscht. Genau das, was Du hier geschrieben hast. Mit dem Unterschied: uns ist das egal, weil wir ja nichts für Dich umsetzen - der Architekt muss es wissen, weil er es umsetzen soll.

Problem könnte sein, dass Ihr ihm überhaupt keine Möglichkeiten gebt. Er ist ja jetzt schon von Euch ent’fach’t (übertragen von ent’mann’t).
Davon abgesehen bin ich kein Bauingenieur.
Das ist ja mal eine Aussage. Entsprechend möchte ich Euch zu denken geben, ob Ihr tatsächlich so alles wisst, was Ihr wollt.
Denn…
Und einen Wohnbereich, der vom Koch/Essbereich möglichst schalldicht abgetrennt ist (Schiebetür).
… eine Schiebetür ist nicht und wird nie schalldicht sein. Eher das Gegenteil.

Ein guter Rat: Die Guten sind rar gesät - da wird man eher als Kunde ausgesucht. Natürlich wird man wohl keine Absage bekommen, aber hofiert wird man als zahlender Bauherr nicht unbedingt, wenn man selbst alles besser weiß. Mitdenken und Teamarbeit ist aber erwünscht.
 
Zuletzt aktualisiert 18.12.2024
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