Verständnisfrage: Satteldach - tragende Wände - Grundriss

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HausmitGarten

Liebes Forum,

ich bedanke mich schon einmal für die vielen Anregungen, die ich durch das Lesen der vielzähligen Beiträge in diesem Forum in der vergangenen Zeit erhalten habe. Nun wird es auch bei uns konkret: wir haben ein Grundstück erwerben können und planen darauf den Bau eines Einfamilienhauses.

Wir stehen aktuell noch am Anfang der Planung und machen uns intensiv Gedanken zu einer möglichen Grundrissgestaltung. In diesem Zusammenhang trat die Frage auf, welche Rahmenbedingungen wir aus der Statik zu beachten haben: konkret, wie "frei" sind wir im Stellen der Wände.

Ich beschreibe zunächst unser Bauvorhaben:
  • wir bebauen ca. 105 m² Grundfläche - 12,0 x 8,75 m Außenmaße.
  • wir errichten 2 Vollgeschosse und ein Dachgeschoss als Nichtvollgeschoss. Ein Keller wird nicht gebaut.
  • das Dachgeschoss soll als Satteldach errichtet werden, keine Gauben, Dachneigung vrsl. 30 - 35 Grad.
  • wir präferieren den Bau eines "Holzhauses", sprich Holzrahmen-/Holztafelbauweise o.ä. Wir sind aber nicht festgelegt, es könnte demnach auch ein Massivhaus werden.

Unsere Fragen:
  • Welche Bauform für das Satteldach drängt sich auf? Ein Sparrendach scheint die günstigste Option zu sein und kommt mglw. ohne Stützen aus - ist dies bei unserer Gebäudetiefe (8,75 m) umsetzbar? Oder drängt sich eine andere Bauform (Pfettendach?) auf, wenn ja, warum?
  • Müssen (mglw.) tragende Wände in EG und OG "übereinander" stehen, bzw. welchen Grad an Überdeckung oder räumlicher Nähe sollten wir vorerst beachten, sodass wir später keine (ggf. sehr teure) statische Sonderkonstruktion benötigen?
  • Bestehen Abhängigkeiten zum (mittigen) Dachfirst - d.h. müssen tragende Wände in EG/OG möglichst ebenso mittig angeordnet werden?
Um unsere Fragen etwas näher zu beschreiben hänge ich zwei Skizzen zu möglichen Grundrissen im EG und OG an. Die Diskussion zur optimalen Grundrissgestaltung möchte ich hiermit noch nicht starten, wobei ich mich auf Eure Anregungen dazu auch schon freue!

verstaendnisfrage-satteldach-tragende-waende-grundriss-679773-1.png verstaendnisfrage-satteldach-tragende-waende-grundriss-679773-2.png

Uns ist klar, dass unsere Planung zu gegebener Zeit von einem Statiker geprüft und bestätigt wird. Auf dem Weg bis dorthin möchten wir uns aber schon möglichst gut an den statische Rahmenbedingungen orientieren, und hoffen dazu auf Euren Input! So können wir Grundrissvarianten gleich verwerfen, die uns später ggf. vor größere Probleme stellen sollten.

Besten Dank und viele Grüße!
 
wiltshire

wiltshire

Die Beantwortung Deiner Fragen ist recht einfach. Du kannst eigentlich jede gewünschte Raumanordnung bauen. Statische Kunststücke wie weit überspannte strecken oder versetzte tragende Wände kosten Material und Geld.
Versetzte tragende Wände passen nicht zu budgetschonendem Bauen.

Ganz abgesehen davon wirft Dein erster Entwurf ganz andere Fragen auf:
1. Welche zeitgemäße Technik soll in einen HAR dieser Größe passen?
2. Warum hat das Treppenhaus oben ein anderes Format als das unten?
3. Wie soll der große Wohnraum eingerichtet werden ohne dass eine große Verkehrsfläche in diesem Raum entsteht? (Oder wollt Ihr jederzeit Platz zum Tanzen haben ohne Möbel zu rücken?
4. Wie nutzt man so einen schmalen Abstellraum effektiv?
5. Welche Limitierung der Größe von Möbelstücken gibt es durch das enge Treppenhaus / den engen Flur für das erste OG?
6. Wo sind Türen? Wo kommt das Tageslicht her?

Die Tochter von Freunden hat ein Haus mit mittigem Treppenhaus gebaut. Durchaus gelungen. Die Überlegung die Treppe in den besonders dunklen Bereich des Hauses zu verlegen hat was. Dass die Kinder gleich große Räume bekommen sollen erkenne ich auch. Ebenso den Wunsch nach einem großen offenen Wohnbereich als besondere Priorität der Architektur. Macht genau diese Überlegungen einmal schriftlich klar und notiert warum Ihr das wo wollt - nicht unbedingt hier und öffentlich, wohl aber für einen Berater oder Architekten. Lauft durch Musterhäuser. Was ihr bauen werdet wird sicher anders aussehen - und das ist ja auch OK.
 
11ant

11ant

Welche Bauform für das Satteldach drängt sich auf? Ein Sparrendach scheint die günstigste Option zu sein
Nein, bei der Verwendung als Abstellraum drängt sich eher der Trockenbodenbinder als günstigste Option auf - gewissermaßen frei spannend, und auch gleich die oberste Geschossdecke bildend; das macht auch die Aufteilung des OG freier.
Müssen (mglw.) tragene Wände in EG und OG "übereinander" stehen, bzw. welchen Grad an Überdeckung oder räumlicher Nähe sollten wir vorerst beachten, sodass wir später keine (ggf. sehr teure) statische Sonderkonstruktion benötigen?
Tragende Wände stehen tatsächlich sehr empfehlenswert über- oder besser gesagt untereinander. Lest dazu (extern, mitsamt der Anführungszeichen zu suchen) "Das Obergeschoss hat Vorrang", "Planänderung: Aus der Beton- soll eine Holzdecke werden" und "Leichtbauwände in Massivhäusern?".
Bestehen Abhängigkeiten zum (mittigen) Dachfirst - d.h. müssen tragende Wände in EG/OG möglichst ebenso mittig angeordnet werden?
Jein, es muß nicht alle Lastableitung militärisch stramm unter der Firstpfette stehen. In der dargestellten Aufteilung auch wenn das OG ein DG wäre sehe ich keine Schwierigkeiten.

wir errichten 2 Vollgeschosse und ein Dachgeschoss als Nichtvollgeschoss. Ein Keller wird nicht gebaut.
Was sagen Grundstück und Bebauungsplan dazu ? - wurde die 11ant Kellerregel ("Mit oder ohne Keller: eine Regel als Entscheidungswerkzeug") beachtet?
wir präferieren den Bau eines "Holzhauses", sprich Holzrahmen-/Holztafelbauweise o.ä. Wir sind aber nicht festgelegt, es könnte demnach auch ein Massivhaus werden.
Bleibt bei der Bereitschaft, Euch in der Weichenstellung während der Teigruhe überraschen zu lassen, welche Bauweise im konkreten Einzelfall die Nase vorn hat. Wo kommt die Präferenz denn her?

Dass die Kinder gleich große Räume bekommen sollen
Ist kein Wert an sich, sondern meist schlicht eine irrationale Elternmarotte. "Sinn" macht das allenfalls bei eineiigen Zwillingen.
Lauft durch Musterhäuser.
Aber nicht vor dem Kennenlernen Eures Architekten oder anderen freien Bauberaters. Musterhäuser sollten eigentlich nur unter ärztlicher Begleitung verabreicht werden.
 
Y

ypg

Unsere Fragen:
  • Welche Bauform für das Satteldach drängt sich auf? Ein Sparrendach scheint die günstigste Option zu sein und kommt mglw. ohne Stützen aus - ist dies bei unserer Gebäudetiefe (8,75 m) umsetzbar? Oder drängt sich eine andere Bauform (Pfettendach?) auf, wenn ja, warum?
  • Müssen (mglw.) tragende Wände in EG und OG "übereinander" stehen, bzw. welchen Grad an Überdeckung oder räumlicher Nähe sollten wir vorerst beachten, sodass wir später keine (ggf. sehr teure) statische Sonderkonstruktion benötigen?
  • Bestehen Abhängigkeiten zum (mittigen) Dachfirst - d.h. müssen tragende Wände in EG/OG möglichst ebenso mittig angeordnet werden?
Das sind Fragen, die stellt man seinem Architekten. Der plant ja eh erst einmal so, dass man mit wenig Raffinesse in der Statik auskommt. Wenn Ihr dann exotische Wünsche hat, dann wird er Euch schon erklären, warum dies und das machbar ist oder nicht.
Da führen viele Wege nach Rom, Umsetzungen kann man so oder so möglich machen. Es ist einiges möglich.
Uns ist klar, dass unsere Planung zu gegebener Zeit von einem Statiker geprüft und bestätigt wird.
Mir nicht. So wird es nicht sein. Es wird nicht Eure Planung zum Statiker wandern, sondern die des Planers oder Architekten, also des Fachmanns.
Ganz abgesehen davon wirft Dein erster Entwurf ganz andere Fragen auf:
Ich bin immer froh, dass ein Hausentwurf aus etwas mehr besteht als aus einem Grundriss, der nur aus Linien/Wänden besteht oder aus farbigen Kästchen, die etwas mit Tetris verglichen werden können.
IMG_1466.jpeg

Ein Haus ist 3D. Angefangen auf einem Grundstück, die Wünsche von sich und ggf. seiner Familie zu verwirklichen.
Bleistiftzeichnungen sind sehr oft aussagekräftiger als Excel oder ähnliche Programme. Und bei der Idee sollte man sich nicht mit
(Nicht-)Wissen konfrontieren, was einem die Kreativität hemmen kann, sondern frei rauslassen.
 
wiltshire

wiltshire

Aber nicht vor dem Kennenlernen Eures Architekten oder anderen freien Bauberaters. Musterhäuser sollten eigentlich nur unter ärztlicher Begleitung verabreicht werden.
Das mag sein. Eine Warnung zu den Nebenwirkungen würde reichen: Kann bei entscheidungsschwachen Menschen zu Überforderungserscheinungen führen.
 
11ant

11ant

Das mag sein. Eine Warnung zu den Nebenwirkungen würde reichen: Kann bei entscheidungsschwachen Menschen zu Überforderungserscheinungen führen.
Während das sich Überfressen mit Bauideen noch im vollen Lauf ist, künden sich die nachfolgenden Verdauungsbeschwerden ja noch nicht an. Deshalb sollte man den "was unser Bebauungsplan nicht mitmacht" Filter vor dem Ausstellungsbesuch setzen (und am besten in der Diskussion mit der Fachperson bereits gefestigt haben). Das "Antiserum danach" schmeckt bitter/teuer.
 
Zuletzt aktualisiert 12.01.2025
Im Forum Statiker / Statik gibt es 101 Themen mit insgesamt 1017 Beiträgen


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