Jung bauen - ja oder nein?

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Nina132

Hallo Hausbauer,

wir (27 und 28) liebäugeln mit dem Bau eines Einfamilienhaus. Eigentlich wollten wir eine Neubau-ETW, die ist aber wegen der Preise in der Stadt sowie unseres "Haustierproblems" realistisch gesehen nicht existent (Lage, Schnitt, Preis, auf EG beschränkt). Im Verlauf kamen wir durch ein privates Angebot, ein Grundstück in einem begehrten Neubaugebiet (nicht in der Stadt) zu kaufen, auf die Idee, uns damit auseinander zu setzen.
Wir haben natürlich das Gefühl, dass das alles eine Nummer zu groß ist - ich bin gerade seit zwei Jahren im Job, mein Freund etwas länger.
Die Finanzierung würde folgendermaßen aussehen:
Haus 230TEUR + Grundstück 50TEUR + Erdarbeiten, Hangsicherung und Nebenkosten 60TEUR = mind. 350TEUR
Eigenkapital aktuell zusammen 120 TEUR, davon würden wir 20 TEUR Puffer behalten, also = 100TEUR
Darlehen über 250TEUR mit verschiedenen Laufzeiten (KFW, Annuitätendarlehen und ein Bauspar-gekoppelter Kredit der im Zweifel bis 20 Jahre läuft). Mein Freund hat zusätzliche noch zwei laufende Bausparverträge, die in 10 Jahren weitere 100TEUR bringen und zur Ablöse eingesetzt werden könnten.
Einkommen aktuell zusammen ca. 5200, beide Vollzeit, vertragliche Gehaltssteigerungen. Aktuell sparen wir monatlich jeder 1500 Euro plus 500 Euro Miete..

Hört sich eigentlich so an, als könnte man das stemmen. Gerade die niedrigen Zinsen locken natürlich und irgendwann wollen wir ein Haus, das ist auch klar.
Punkt Nr. 1: Kinder - wir verdienen fast gleichwertig aktuell, so dass ich eigentlich nicht lange ausfallen darf. Wie habt ihr das gelöst? Direkt nur mit einem Gehalt kalkulieren? Allein durch die 10% Sondertilgung kann man ja einiges zusätzlich zur Rate zahlen.
Punkt Nr. 2: Was ist, wenn man sich trennt? Mein Freund würde dann das Haus allein tragen müssen. Habt ihr solche Eventualitäten vertraglich vorher fixiert?
Punkt Nr.3: Macht es Sinn, den Grundriss so zu planen, dass im Nachhinein noch Zimmer abgetrennt werden können, die man jetzt noch nicht braucht? Oder ist das dann unverhältnismäßig teuer?

Vielen Dank für alle Art von Antworten und Ideen!
 
jaeger

jaeger

Hallo,

ich bin in einer ähnlichen Situation und habe mich auch lange gefragt ob jung bauen sinnvoll ist. Natürlich gibt es wie bei allen Dingen Vor- und Nachteile. Ein große Rolle spielt sicherlich auch, ob und wann ihr Kinder wollt. Mit Kinder bauen kommt für mich nicht in Frage. Also entweder davor oder wenn die Kinder alt genug sind. Die zweite Variante hätte den Charme, dass man das Haus dann vermutlich ohne Schulden Stämmen könnte. Andererseits wäre ein eigenes Haus auch vor allem sinnvoll, so lange die Kinder noch daheim wohnen. Außerdem weiß wohl niemand was in 20 Jahren ist, vielleicht herrscht dann wieder Krieg und dann ist der Traum vom Haus sowieso vorbei. Also ich persönlich habe mich daher für jung bauen entschieden.

Noch eine Frage zu dem Einkommen. Sind die 5.200 brutto oder netto? Bei Netto würde ich mir überhaupt keine Sorgen machen und würde mich ohne lange zu überlegen für den Hausbau entscheiden

Dann noch zu deinen Fragen. Da ich selbst erst 2016-2017 bauen möchte kann ich dir keine fundierten Antworten liefern. Aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem, vor allem wenn wir eine ähnliche Meinungstendenz haben.
  1. Kommt immer darauf an. Würde mit dem höheren Gehalt kalkulieren und die monatliche Belastung so anpassen, dass sie gerade noch von einem Gehalt möglich wäre. Allerdings nur, wenn die Möglichkeit besteht, dass die Familie (insbesondere die Eltern) in Notsituationen einspringen kann. Ansonsten natürlich weniger. Rest dann immer schön per Sondertilgung zahlen. Allerdings vorher gut informieren, dass da keine versteckten Kosten lauern.
  2. Da kann ich dir leider nicht wirklich helfen. Seid ihr verheiratet oder ist eine Hochzeit geplant?
  3. Wenn bei 150 m² die Möglichkeit besteht warum nicht. Im OG sehe ich wenig Potenzial, da man da bei 3 Zimmern + Bad wohl wenig Spielraum besitzt. Wenn dann im EG, dass man später aus einem großen Wohn- und Essbereich noch ein Zimmer abtrennt. Ich plane auf jeden Fall im EG noch ein Arbeitszimmer, was im Alter bei Bedarf auch als Schlafzimmer genutzt werden kann, falls ich irgendwann keine Treppen mehr steigen kann. Gleichzeitig auch ein entsprechend großes Bad und nicht nur ein kleines WC.
 
N

Nina132

Danke für deine Antwort.
Ja, 5200 netto aktuell, jeder von uns ca. die Hälfte. Weniger wird es im Prinzip nur durch eine halbe Stelle oder so werden, da ich im Tarifvertrag bin.
Klar, wenn alles glatt läuft mache ich mir auch keine Gedanken dass das einigermaßen schnell abbezahlt ist. Aber das Leben kommt ja bekanntlich manchmal anders als man denkt
Für mich sprechen für jetzt bauen vor allem die niedrigen Zinsen plus ca. 5 Jahre Zeit (bis dann evtl mal KInder kommen), schon einen ordentlichen Teil abzubezahlen. Dazu kommt, dass wir momentan noch in unserer Studentenbude hausen und hier definitiv raus wollen (..wie gesagt, Plan war initial ETW).
Meine Eltern sind natürlich etwas skeptisch und sagen, ich soll lieber noch ein paar Jahre sparen (warum? dann sind die Zinsen ja ggf. wieder hoch?).

Deine zweite Variante (Warten bis die Kinder alt sind und dann Bauen) käme für mich definitiv nicht in Frage, da ich dann ja schon total alt bin Und ja, das Haus soll ja für die Kinder da sein.

Noch sind wir nicht verheiratet, geplant ist das auch nicht, aber ich denke wenn wir Kinder haben werden wir wohl auch heiraten. Aber die nächsten Jahre erst mal nicht. Das ist natürlich ein schwieriges Thema, aber wir bauen in "seinem" Ort und ich habe natürlich ein Interesse daran, dass ich im Falle einer Trennung nicht mit einem größeren Minus da rausgehe.
Die Sondertilgungen sind bis zu einem Satz vom 10% kostenfrei. Die aktuellen Zinskonditionen lesen sich schon sehr gut, besonders wenn man es mit den Krediten unserer Eltern vergleicht.
Gleichwohl kommt natürlich das Gefühl auf, dass man sich zu etwas verleiten lässt, weil es gerade so günstig ist.
 
D

Doc.Schnaggls

Hallo Nina,

bei Euren Voraussetzungen würde ich auch eher gleich den Hausbau als den Kauf einer ETW angehen.

Ich selbst habe mir mit 27 eine kleine 2,5 Zimmer ETW gekauft und nahezu voll finanziert, da ich mir ein Jahr vorher mein Traumauto gegönnt und dafür die Ersparnisse von 5 Jahren "auf den Kopf" gehauen habe.

Meine Darlehenssumme waren knappe TEUR 160, mit einem damaligen Gehalt von EUR 1.800 netto. Das war zwar manchmal hart, aber ohne großen Verzicht zu stemmen.

Rechnet mal aus, was bei Euch noch an Einkommen da wäre, wenn einer von Euch eine gewisse Zeit ausfallen würde (Kinder, Arbeitslosigkeit, Krankheit etc.).

Auch wichtig und in Eurem Alter noch vergleichsweise günstig ist eine Berufsunfähigkeits-Versicherung,

Um die Situation "(Noch) nicht verheiratet aber gemeinsam bauen" abzuklären, würde ich Euch ein Beratungsgespräch bei einem kompetenten Notar empfehlen - dieser kann Euch alle Eventualitäten und mögliche vertragliche Regelungen erläutern - das kostet zwar ein paar Euros, aber das ist, in meinen Augen, gut angelegtes Geld.

Die Sondertilgungen sind bis zu einem Satz vom 10% kostenfrei.
Das wiederum kann ich mir kaum vorstellen. Das "Risiko" von Sondertilgungen läßt sich eine Bank grundsätzlich über einen Zinskonditionenzuschlag bezahlen. Du zahlst also zwar keine Gebühren für eine Sondertilgung bis zu 10% p.a., aber dafür über die gesamte Laufzeit einen etwas höheren Zinssatz.

Da Ihr beide noch relativ jung seit, würde ich Euch eine relativ lange Zinsfestschreibnung 25 - 30 Jahre mit einer moderaten Tilgung (2% anfängliche Tilgung) gekoppelt mit der Sondertilgungsmöglichkeit empfehlen (für den Teil der nicht mit den Bausparvertrag abgelöst werden soll).. Dann könnt Ihr, müsst aber nicht zwingend, ordentlich tilgen.

Auch würde ich mir an Eurer Stelle die Möglichkeit in den Vertrag aufnehmen lassen, den Tilgungssatz zwei bis dreimal gebührenfrei anpassen zu können.

Habt Ihr mal geprüft, ob die Bausparvertrag´s Deines Freundes wirklich günstiger sind als derzeitige Bankdarlehen?

Grüße,

Dirk
 
Y

ypg

Wir haben natürlich das Gefühl, dass das alles eine Nummer zu groß ist - ich bin gerade seit zwei Jahren im Job, mein Freund etwas länger.
Hallo Nina,

auch wenn das Gehalt super ist: über den oben genannten Satz würde ich an Eurer Stelle noch mal nachdenken.
Zahlen sind nicht alles, nichts rennt weg - sesshaft werden kann man später immer noch.

Ich warne immer davor, zu früh den Nestbau zu beginnen, aber die Menschen sind verschieden. Auch kann man nicht voraussagen, ob die Beziehung für die Ewigkeit oder nur noch 1 oder 10 Jahre hält.
Nichts hat Garantie und wenn man ohne Rosa Brille auch die Eventualitäten mit einbezieht, ist es ok...
solang man sich in der Situation wohl fühlt!

Gruss Yvonne
 
M

milkie

Mit Kinder bauen kommt für mich nicht in Frage. Also entweder davor oder wenn die Kinder alt genug sind.
Wieso nicht wenn ich fragen darf? Wir bauen aktuell mit 3 Kindern. Das ist überhaupt kein Problem. Die Kids begeistern sich für die Baustelle, die Baufahrzeuge usw. Wir wissen was wir an Platz definitiv benötigen. Hätten wir vor den Kindern gebaut hätten wir uns wohl im Nachhinein geärgert. So wie wir's jetzt im gemieteten Reihenhaus tun.


@TE: Wenn Hochzeit und Kinder noch nicht im Raum stehen und ihr eigentlich noch warten wollt dann tut das. Ich würde mir dann aber wohl eine Mietwohnung suchen, es sei denn das Thema Bauen wird erst mal ad Acta gelegt.
Wenn die Zinsen steigen dann sicher nicht von heute auf morgen um 5%. (Würden dann nicht die Sparzinsen wieder steigen? )
 
Zuletzt aktualisiert 28.11.2024
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