Auf die Gespräche mit den Hausverkäufern freue ich mich schon, [...] Aber zurück zum Thema, den Punkt "Was ist günstiger/teurer" zurückgestellt, welche Vorteile/Nachteile gibt es noch zum Thema Fertighaus? Von den Hausverkäufern wurde bis jetzt folgende Gründe aufgeführt:
Weshalb freust Du Dich auf die Gespräche mit den Hausverkäufern ? (profunde Produktkenntnis haben nur eine Minderheit von ihnen). Viel mehr als das Amüsement, sie zu beobachten, wie (un)elegant sie Konkurrenzangebote schlechtreden und/oder die Kunden für tumbe Tropfe halten, hat man dabei kaum zu erwarten.
Die "Vor- und Nachteile" sind im Einzelnen insofern uninteressant, wie sie austauschbar sind: Fakten gibt es, Argumente auch, aber die Schnittmenge zwischen beiden ist vernachlässigbar. Jeder Verkäufer versucht einem einen anderen Bären aufzubinden - aber sogar daraus kann man kaum vernünftige Entscheidungsgründe ableiten, denn leider kann es durchaus sein, daß zufällig der dummdreisteste Schwätzer trotzdem das beste Produkt hat. Und das würde einem dann entgehen, wenn man dieser Firma die dicksten Minuspunkte gäbe.
Es bleibt einem also wenig anderes übrig, als Verkauf und Beratung zu trennen und etwas in Anspruch zu nehmen, was man bei Versicherungsprodukten "Honorarberatung" nennt. Oder eben selber Ahnung zu haben. Von den Verkaufsargumenten sind mitnichten alle gelogen oder objektiv nicht relevant, aber
subjektiv relevant sind in jedem einzelnen konkreten Fall per Saldo andere. Das Nurvorteileprodukt gibt es ebensowenig wie das Nurnachteileprodukt, und Dein relativ bester Kompromiß mag ein ganz anderer sein als meiner. Deshalb finde ich als Berater immer wichtig, eben zu
beraten statt zu
bevormunden. D.h. meine Ratnehmer zu "coachen",
ihre Wahrheit herauszufinden und ihnen zur eigenen Gewichtung aufzubereiten, wo die Unterschiede im jeweiligen konkreten Vergleich liegen.
Als Black Box zu sagen "Anbieter X ist der Beste, mein Rechenweg ist geheim - glaube es mir, denn ich habe die Weisheit gepachtet oder mit Löffeln gefressen" nützte Dir wenig, und deshalb halte ich nichts davon. Du wirst hier auch schon mehrfach von mir gelesen haben können, daß ich andere Berater für nicht weniger kompetent halte als mich selbst (Verkaufsberater tun das selten bis nie),
und für Interessenten mit der festen Überzeugung, ein "Fertig"haus sei ihr Glück, halte ich die entsprechenden von mir auch regelmäßig erwähnten spezialisierten Kollegen sogar für die bessere Wahl. Erst vor weniger als zehn Tagen habe ich die vierte Folge meiner Kellerregel-Reihe spontan mit dem Hinweis und Link auf ein ofenfrisches Erklärvideo eines Kollegen geupdatet; und an anderer Stelle habe ich sogar einen markengebundenen "Fertig"hausvertriebler mehrmals lobend erwähnt (weil der vernünftig berät und den Leuten Tipps gibt, die ihnen anbieterunabhängig nützen).
Ja, auch markengebundene Provisionsberater müssen nicht schlecht sein. Im übrigen sind auch freie Architekten eine gute Adresse, wenn man zumindest
anbieterneutral zu seinem optimalen Eigenheim begleitet werden will.
Bauweisenneutral sind Architekten leider nicht immer, viele sind sehr dem steinernen oder hölzernen Fahrwasser verhaftet. Auch aus diesem Grund rate ich zur Architektenbeauftragung zunächst nur mit dem "Modul A" (wie ich es im Hausbau-Fahrplan nenne, also den Leistungsphasen 1 und 2), weil bis da ein quasi noch "omnipotenter" Vorentwurf entsteht, und der Bauherr in der Teigruhe zu einer Weichenstellung finden kann, die möglicherweise anschließend einen Architektenwechsel initiiert.
Einen der von Dir genannten Aspekte möchte ich dennoch stellvertretend einmal herausgreifen, nämlich die Gesamt-Wandstärke: als ich mich vor vierzig Jahren mit dem Thema Bauberatung zu beschäftigen begann, sprachen wir hier von signifikanten Unterschieden. Da war das typische "Fertig"haus ein monolithisch gemauertes mit 30 cm Wandstärke, das Kaliber 365 war gerade erst im Kommen. Das "Fertig"haus hatte damals um 16 cm Wandstärke, dabei wärmedurchgangsmäßig um zwei Oktaven besser, und meist wie heute fälschlich als Holz"ständer"bauweise bezeichnet als Wärmedämmintegralsystem aufgebaut.
Heute sprechen wir (um es einmal mit Hilmar Koppers Worten zu sagen) von "Peanuts", nämlich von jeweils nur zwei bis drei Zentimetern unterschiedlicher Wandstärke bei gleicher Effizienzklasse (also EH55/Gebäudeenergiegesetz oder EH40 jeweils "Äpfel mit Äpfeln" oder "Birnen mit Birnen" verglichen), und das quer von monolithisch über WDVS zu WDIS verglichen. Ja, in EH40 sind die Steiner meist teurer als die Holzer. Den Aspekt Wohnklima kannst Du am Markt praktisch vergessen, da die Lehmbauer Nischenanbieter sind, statistisch / stückzahlmäßig also faktisch nicht von Gewicht. Aber immerhin sind sich da die "Massiv"- und die "Fertig"-Platzhirsche einig: der lachende Dritte sei doch esoterischer Kram. Na, immerhin haben sie einen "gemeinsamen Feind" ;-)