Habe gerade ein interessantes Haus in Rheinhessen aus dem Jahr 1968 im Blick.
Dieses ist laut Exposé "in Hanglage". Wie wirkt sich das auf das Gemäuer o.ä. aus? Macht sich das bemerkbar?
Bzw. könnt ihr mir Tipps geben, ob man dazu etwas beachten sollte?
Beim Wort "Hanglage" leuchten bei vielen im Forum gleich die Alarmglocken - wie du vmtl. aus dem Mitlesen weißt und weshalb du auch diese Frage stellst. Allerdings bezieht sich dies nach meiner Beobachtung ausschließlich auf dem Neubau und nicht auf den Bestand.
Neubau am Hang ist (heute wohl mehr als früher) mit erheblich höheren Kosten verbunden, u.a. wegen der "Kellerpflicht" - dazu gibt einen sehr guten Thread, den ich gerade auf die Schnelle nicht finden kann. Wenn ihn jemand zur Hand hat, kann er ihn ja mal verlinken.
Wenn du nun ein Bestands-Hanghaus kaufst, dann ist diese große Hürde schon einmal überwunden. Es gibt noch immer ein paar Besonderheiten zu beachten, aber die sind im Vergleich zu den Unbillen beim Neubau eher Peanuts. Ich stell mal etwas zusammen:
a) Am Hang besteht ein höhere Wahrscheinlichkeit für drückendes Wasser als beim gewöhnlichen Keller, typischerweise auf der "eingebuddelten" Seite. Beim Baujahr 1968 würde ich nicht allzu hohe Erwartungen an die Abdichtung haben - was zur Folge hat, dass in den dort liegenden Kellerräumen keine feuchteempfindlichen Gegenstände gelagert werden können. Kannst die Wandfeuchte ja mal messen lassen.
b) Ein Hanghaus hat im "Hanggeschoss" (Teilkeller) immer Nutz- und Wohnfläche nebeneinander, die allerdings jeweils eigentlich unterschiedliche Anforderungen an Beheizung und Wärmedämmung stellen. Da man aber nun keine Wärmedämmung zwischen Wohn- und Nutzfläche in einem Geschoss einzieht, ist das immer mit Kompromissen verbunden: Entweder ist das ganze Hanggeschoss in alle Richtungen isoliert (Perimeterdämmung, Dämmung Richtung Bodenplatte) - oder aber es ist schlecht bis gar nicht gedämmt. Im ersteren (immerhin weniger schlechten) Fall hast du in den Nutzräumen unnötig hohe Temperaturen, im letzteren Fall wirst du dich in den Wohnräumen dumm und dämlich heizen. Bei Baujahr 1968 rechne mal mit letzterem. Einfache Energiesparmaßnahmen bei Altbauten wie "Dämmung der Kellerdecke" stehen hier logischerweise nicht zur Verfügung.
c) Die Grundrissgestaltung ist stets eine Herausforderung, insb. wenn die Straßenseite hangoben und der Garten hangunten liegen. Dann nämlich liegen Wohnzimmer und Küche zumeist auf Straßenniveau, der Weg auf die Gartenterrasse führt durchs Treppenhaus nach unten. Sitzt man im Garten, muss man für jeden Küchengang die Treppen erklimmen.
Ist die Straße hangunten und der Garten hangoben hat man vorgenanntes Problem zwar nicht, dafür die Zimmer auf Straßenniveau dann meinst von geringerer Aufenthaltsqualität (eignen z.B. als Gästezimmer oder als Wohnung für den bescheidenen Einlieger).
Bei all dem haben Hanghäuser aber auch etliche Vorteile - aber danach war ja nicht gefragt.