Ganz ehrlich, last es lieber bleiben. Zu der Thematik "Bauen mit/neben Freunden" will ich dabei gar nicht eingehen, aber ihr seid noch sehr jung. Ein Haus hat sicher Vorteile, ich möchte meines auch nicht missen, aber es hat auch Nachteile. Es bindet euch an einen Ort (wisst ihr schon ob ihr da für immer bleiben wollt?) und es bindet euch aneinander. Jetzt werden wieder Leute kommen und sagen, man hat ja das Haus als Gegenwert und kann verkaufen, aber in den ersten 10 Jahren gehen (bei 0 Eigenkapital) beide noch mit ordentlich Schulden da raus. Ich habe ein befreundetes Paar (mit 2 Kindern) die sich derzeit tatsächlich nicht trennen, weil sie es finanziell nicht können. Das ist kein schönes Leben!
Im Moment mögt ihr die tollste Beziehung der Welt haben, aber allein der Hausbau wird eure Beziehung schon auf eine harte Probe stellen, glaubt mir.
Dazu kommt noch der finanzielle Aspekt. Das Eigenkapital ist aus meiner Sicht nicht so entscheidend. Je mehr, desto besser, klar. Aber wichtig ist, wie hoch die Summe ist, die aufgenommen wird, da sie die monatliche Belastung bestimmt. Auch wenn ihr nicht den besten Zinssatz bekommen werdet, ist in der heutigen Zeit alles unter 2,5% oder eher 3% Tilgung eigentlich unverantwortlich. Auch wenn ihr durch euer Alter noch lange abzahlen könnt, bleiben einfach sehr hohe Restschulden über einen langen Zeitraum. Nehmen wir mal das Beispiel mit 2,5% Zinsen und 2% Tilgung. Da zahlt ihr eine Rate von 1125€! Davon gehen 625€ an Zinsen darauf. Das ist fast der Betrag, den du hier als Miete in den Raum gestellt hast. Macht für mich erst mal keinen Sinn, da du dafür (außer der Geldleihe) keinen Gegenwert hast, während du in der Wohnung schon wohnen kannst. Die Nebenkosten sind auch höher. Sicher hat Altbau die höheren Heizkosten, aber wenn man von 70m² Mietwohnung auf 130m² Haus geht, bleibt vom Kostenvorteil nicht mehr so viel übrig. Wasser, Strom, Grundbesitz, Versicherung, Abfall wird alles teurer. Dazu kommen noch sämtliche Reparatur und Instandhaltungskosten. Die können auch bei einem Neubau im ungünstigen Fall schnell kommen.
Ich höre auch immer von der Mär, dass man sich ein Haus baut und der Abtrag nicht höher ist als die vorherige Miete. Ich persönlich kenne jedoch niemanden wo das so ist oder die sind nicht an einer 100% Tilgung interessiert (gibt es auch). Das kann aus meiner Sicht nur unter 2 Rahmenbedingungen passen:
1.) Ich ziehe aus einer Großstadt wie Hamburg, München, Frankfurt, etc. raus aufs platte Land. Da kann so etwas passen, dafür fährt man dann aber auch täglich 50km und mehr in die Stadt. Hier vergleicht man dann eher Äpfel mit Birnen
2.) Ich habe viel Eigenkapital (50%). Dann ist es natürlich einfacher, da ich ja "nur" die halbe Summe finanzieren muss und dadurch direkt den Abtrag halbieren kann. Das ist aber auch falsch gerechnet. Wenn ich die anderen 50% anlege, bekomme ich ja Zinserträge, die ich danach nicht mehr habe. Ich müsste die also von der zu zahlenden Miete abziehen.
Wer zur Gruppe 2 gehört, kann natürlich über Eigenheim nachdenken, da die Zinserträge niedrig sind und die Zinsen ebenfalls, da man ja auch durch den hohen Eigenkapital-Anteil super Zinssätze bekommt. Rein wirtschaftlich gesehen, muss dass dann aber auch eine Immobilie sein, die langfristig im Wert zulegt um aus rein ökonomischer Sicht Sinn zu machen.