Hallo,
Wir waren nur schon bei mehreren Baufirmen um Angebote für unser Hausbau einzuholen, doch alle haben uns bei der Heizung was anderes vorgeschlagen.
Das ist überhaupt nicht verwunderlich. Würdest Du noch Weitere fragen, kämen X neue Varianten hinzu und die Verwirrung wäre komplett!
Das ultimative und allgemeingültige Heizungssystem existiert definitiv nicht! Es gibt jedoch für jedes Vorhaben, eine besonders vorteilhafte Lösung. Diese muss gefunden werden. Das Gebäude, Ausrichtung, Lage, Klimastandort, Nutzerverhalten etc. bilden eine Einheit. Auch ist die Haustechnik (Heizung., Warmwasser-Bereitung, Lüftung, etc.) stets im Komplex zu betrachten.
Ohne Kenntnis Eurer individuellen Randbedingungen, kann keine objektive Empfehlung, so sie denn sinnvoll und effektiv sein soll, gegeben werden.
… Die erste Baufirma hat uns eine Grundwasser-Wärmepumpe empfohlen, aufgrund des hohen Grundwassers.
Ausschließlich ist die Höhe des Grundwasserspiegels allein kein Entscheidungskriterium für ein Warmwasser-Wärmepumpe! Es existieren aufgrund der Anforderungen an die Wasserqualität relative wenige Standorte, die für den effektiven Einsatz einer Warmwasser-Wärmepumpe geeignet wären! Auch hier müssten zunächst die Randbedingungen geklärt werden (Förder-, Schluckbrunnen; Verockerung). Stimmt die Peripherie, werden sehr gute Jahresarbeitszahl erreicht.
… Die zweite Baufirma hat uns eine normale Gasheizung empfohlen.
Das kann eine Möglichkeit darstellen, es jedoch nicht gesagt, dass diese für Euch tatsächlich die günstigste Variante ist. Hier wird am häufigsten geschätzt, vermutet und nicht berechnet, was sich im späteren Betrieb als sehr nachteilig erweist.
… Und die dritte Firma hat uns eine Luft-Wasser-Wärmepumpe empfohlen mit Lüftungsanlage (Wärmerückgewinnung).
Auch hier gilt das Vorstehend gesagte, erst müssen die Rahmenbedingungen geklärt werden! Luftwärmepumpe haben Kennlinien, der dem eigentlichen Bedarf (Gebäudekennlinie) am stärksten entgegenstehen! Daher werden sie überwiegend bivalent, d.h. bei niedrigen AT, mit einem zusätzlichen Heizstab betrieben. D.h., anteilige Elektroheizung! Andernfalls wären sie im Hauptbetrieb gnadenlos überdimensioniert, was zu erheblichen Problemen führen kann. Zudem wird hier eine weitere Komponente Lüftung angeführt, wodurch ein reeller Vergleich schon mal nicht möglich ist!
Es sollte vorab geklärt werden, ob eine Lüftungsanlage überhaupt erforderlich/ notwendig ist, oder aus Komfortgründen gewünscht wird! Bei der Wärmerückgewinnung werden überwiegend Wirkungsgrade beworben, die im praktischen Betrieb meist nie erreicht werden. Also ist diese Investition vorab auch genau zu überprüfen.
Dennoch können Luftwärmepumpe, trotz ihrer geringeren Jahresarbeitszahl im Vergleich zu anderen Wärmepumpe, für den Einzelfall eine gute Lösung darstellen, ausreichende Dimensionierung vorausgesetzt! Hier besitzt der Energieaufwand für die Warmwasser- Bereitung einen besonders großen Einfluß.
… Und unser Versicherungsberater (Baufinanzierer), der auch ein guter Freund von uns ist, meinte wir sollen eine Fußbodenheizung mit Solarenergie machen. Kann man denn nur mit Solar eine Fußbodenheizung betreiben, reicht das aus?
Woher nimmt der Versicherungsberater sein Wissen? Eine Ausbildung in der TGA hat er sicherlich nicht! Bei Zahnschmerzen geht man nicht zum Bäcker!!!
Natürlich gilt für alle Angebote in kombination mit Fußbodenheizung und einen Kamin wollen wir auch noch dazu haben.
Auch wieder 0815 und pauschal. Sowohl die Fußbodenheizung, als auch WH oder HK haben jeweils Vor- und Nachteile. Fußbodenheizung u. WH sind träge, daher ist eine Heizung nach Bedarf kaum möglich; d.h. es muss meist durchgehend geheizt werden! Der Kamin wird vorrangig für Erlebnis "Feuer" zuständig sein! Nachhaltige Einsparungseffekte in Verbindung mit einer Fußbodenheizung werden kaum möglich sein, da diese unzureichend auf die zusätzliche Wärmequelle reagieren kann. HK sind hierfür wesentlich besser geeignet. Ihr schnelles Regelverhalten ermöglicht eine Heizung "ad libitum". Fremdwärmequellen (Kamin) lassen sich wesentlich effektiver nutzen. Hierdurch sind je nach Nutzerverhalten und Dämmstandard des Gebäudes ohne Komforteinbuße z.T. deutliche Einsparungseffekte erzielbar.
Mit zunehmend sehr gut gedämmter Gebäudehülle werden diese Einsparungen jedoch geringer, so dass der Unterschied kaum noch wirksam wird. Wo die Grenze liegt lässt sich vorab berechnen.
Bei Wärmepumpe als Wärmeerzeuger ist eine Fußbodenheizung jedoch Voraussetzung für einen effektiven Betrieb. Warme Füße im Bad sind nicht mehr sinnvoll möglich. Häufig sind zusätzliche Heizflächen erforderlich.
Grundsätzlich gilt: vor Vertragsabschluss eine ausreichende Prüfung u. Berechnung. Hierzu zählen insbesondere Heizlast (DIN 12831) sowie Jahresenergiebedarf für Heizung. und Warmwasser! Davon ausgehend wird das Gesamtkonzept entwickelt. Die Ergebnisse aus dem Energieeinsparverordnung Nachweis sind hierfür grundsätzlich nicht geeignet!!!
Eine objektive und unabhängige Beratung bekommt man nur von einem qualifizierten Fachmann, der nicht verkauft, installiert oder vermittelt!
mfg