Hallo Daniel,
grundsätzlich ist es schon möglich, als Laie eine Heizungsanlage zu installieren. Ich habe inzwischen 2 Gasheizungsanlagen komplett incl. Therme und eine Anlage nur die Heizkreise in Eigenleistung montiert. Einziges Tabu ist die Gasleitung, wo ein Laie nichts dran zu suchen hat.
Voraussetzung sind m.E. gewisse Grundkenntnisse, die man sich in jahrelanger Kleinarbeit durch Bücher, Fachforen-und Beiträge im Internet und zahllose Gespräche mit Heizungs-Sanitärmeistern aneignen kann. Dann sollte man sicher sein im Umgang mit dem Weichlöten und Einhanfen und jede Menge Geduld und Ausdauer mitbringen. Ich bin inzwischen seit fast 20 Jahren Laienbauarbeiter, darunter auch Laienheizungsbauer und Laiensanitärer. Meine Anlagen laufen heute noch und es gab keine Probleme. Du sparst zwar viel Geld, musst dafür aber viel Zeit, Kraft, Interesse und Initiative aufbringen. Heizungsbauer ist - wie jeder andere Handwerksberuf - nicht umsonst ein Lehrberuf. Du kannst als Laie immer nur an der Oberfläche kratzen und Dich mit Grundlagen ausstatten, Du wirst niemals ein echter Heizungsbauer werden.
Für die Selbstbau-Heizung habe ich schon folgende Wege beschritten:
1. Bauen mit einem "Bausatz" und einer "Selbstbaufirma"
Letztlich ist diese Variante nur ein überteuerter Materialverkauf. Die Leute versprechen Dir jede Menge Unterstützung und dass Du im Sommer draußen Schlittschuh laufen kannst. Wenn das Material in einer Fuhre bei Dir abgekippt und Dein sauer verdientes Geld als Bargeld über den imaginären Tisch gegangen ist, ist der Kontakt mit der Firma quasi beendet. Du erhältst eine Strichmännchenzeichnung für die Verrohrung, die ein Fünfjähriger besser hätte malen können, und bekommst Deinen schlauen "Energieberater" erst wieder zu Gesicht, wenn Du mit einem Anwalt oder anderer Gewalt drohst. Aber auch das hilft Dir nicht, weil nämlich der "Energieberater" maximal weiß, wie man das Wort "Energie" schreibt, ansonsten jedoch keine Ahnung von Heizungen hat. Irgendwann bekommst Du das großzügige Angebot, dass Dir am Rande des Verzweifelns eine zufälligerweise mit der Selbstbaufirma zusammenarbeitende Handwerkerbude Deinen Trümmerhaufen fertig zusammenlöten würde - natürlich zu einem vollkommen überzogenen Preis. Die wissen genau, dass kein Externer sich das antun würde und haben bei der Preisgestaltung Konkurrenzfreiheit.
Das ist der Punkt, wo es sich entscheidet, ob Du Dich durchbeißt oder ob Deine Selbstbauheizung letztlich teurer wird, als eine von Anfang an vom Handwerker gebaute Anlage. Ich entschied mich damals fürs Durchbeißen und lernte sozusagen fürs Leben. Diese harte Schule vergisst man nicht mehr. Nach 6 Monaten Heizungsbau in jeder freien Minute war die kleine Anlage betriebsbereit. Der Abnehmer der Firma sagte, dass er erst eine Selbstbauheizung abgenommen habe, die wirklich selbst gebaut wurde. Die anderen wurden von bekannten Handwerkern der Käufer oder eben von den Selbstbaufirmen-Handwerkern gebaut - so ist das Geschäft.
2. Bauen mit einem geduldigen Handwerksmeister, der sich nicht einp..., wenn ein anderer in seinem Fach dilettiert
Irgendwie hatte ich das Glück, so Jemanden zu treffen. Wir saßen Abend-lang zusammen und haben über Heizungen geredet. Das war eine spannende Zeit. Der Mann wollte die Firma an seinen Sohn weitergeben, der aber kein Interesse hatte. Nun kam ich als damals noch junger Mensch und erhielt seine Lektionen, die ich gierig aufsaugte. Meine Selbstbauerfahrungen waren ein kleiner Anfang, auf den ich aufbauen konnte. Immerhin konnte ich bereits sauber einhanfen und weichlöten bis 28er Cu. Auch diese Anlage baute ich komplett allein. Ich ließ mir nur alles Material zum Großhandelspreis liefern, borgte mir eine Presszange, weil ich das unbedingt ausprobieren wollte, und legte los. Die Therme war ein einfaches Modell mit Wandschablone und gut dokumentiertem Anschlussschema, so dass es kein Problem war. Einen Warmwasserkreis baute ich mit separatem elektrischen Durchlauferhitzer, weil Strom damals noch bezahlbar war. Mein Haus war zu klein für einen Speicher.
Bei Fragen konnte ich den Meister anrufen und er half sofort. Fehlten Teile, besorgte er mir das Zeug über den Großhandel. Ich sah ihn dann nur noch einmal auf der Baustelle zum Gasanschluss und zur Inbetriebnahme.
3. Selbstbau der Heizkreise und Thermen-/Speicheranschluss durch eine Firma
Diese Variante setzte ich bei meiner 3. Anlage um. Ich brauchte ein Jahr, um eine Firma zu finden, die begriff, dass ich sie nicht in Haftung nehmen kann, wenn mein Heizkreis defekt ist. Klar spielen da auch andere Probleme rein: die Firma verdient nicht besonders viel an so einem Auftrag und bei Problemen ("wenns nicht warm wird") befürchten sie ein Hickhack über die Ursache (Therme oder Heizkreis). Letztlich verstehe ich das abschreckende dieser Variante trotzdem nicht, weil Firmen auch Kesseltauschs vornehmen. Da wird auch eine neue Zentrale an vorhandene Kreise angeschlossen. Egal, vielleicht findest Du schneller eine Firma für so ein Projekt.
Da ich über 600 m Rohr zu Verlegen und 20 Gussheizkörper aufzuarbeiten und zu hängen hatte, war ich ein 3/4 Jahr nur mit dem Heizkreis beschäftigt. Der Handwerker, der Gas, Therme und Speicher installierte prüfte meine Verrohrungen genau und nahm die relativ große Anlage behutsam in Betrieb. Beim Anblick der Heizkörper schauderte es ihm und er meinte, sowas würde er nie wieder machen wollen. Er war vom alten Schlag und kannte den Aufwand noch genau. Vorteil der Sache ist, dass Du das gesamte Material von (seriösen) Internethändlern kaufen und kostenlos liefern lassen kannst zu Preisen, die kein ansässiger Großhändler bieten könnte, wenn er von irgendwas leben will.
So, nun kennst Du 3 Varianten und kannst Dir eine aussuchen!
Gemeinsam ist allen, dass es jede Menge Arbeit und Zeit kostet und Du ggf. auch Rückschläge hinnehmen musst. Theorie muss auch sein, sonst baust Du Dir Fehler ein, die schwer zu korrigieren sind. Du musst in der Lage sein, Dich mit den Aussagen und Vorschlägen von Fachfirmen auseinanderzusetzen und alles zu hinterfragen. Ist Dir das 3.000 € wert?
Abschließend kurz konkret zu Deinen Fragen:
Reine Fußbodenheizung scheint bei Dir generell nicht in Betracht zu kommen, darum beziehe ich mich nur auf Heizkörper:
Verrohrung
Gasrohre darfst Du - wie geschrieben - gar nicht installieren. Du meinst die Heizungsrohre. Davon gibt es in modernen Anlagen immer 2: Vorlauf (Vorlauf, rot) und Rücklauf (Rücklauf, blau) - ein Strang geht warm los vom Wärmeerzeuger und einer kommt mehr oder weniger kalt wieder zurück. Im Wärmeerzeuger ist eine Umwälzpumpe eingebaut, die das System in Betrieb hält. Die Hydraulik allein bewältigt heutzutage keine Umwälzung mehr. Das waren früher die Schwerkraftheizungen mit den riesigen Rohrquerschnitten. Sowas baut heute keiner mehr ein, auch gibt es dafür m.W.n. keine Wärmeerzeuger mehr. Der Nachteil ist immer, dass Du bei Stromausfall nicht mehr heizen kannst.
Die Heizungsrohre werden im Neubau oder bei Entkernungen, wo die Fußböden erneuert werden, immer gerne in die Böden geschmissen. Das macht die geringste Arbeit. Dafür brauchst Du dann Plattenheizkörper mit sog. Hahnblöcken / Fußventilen, wo Vorlauf und Rücklauf unten angeschlossen werden können, weil beide Rohre aus dem Boden kommen. Die klassische Installation ist aber eine Aufputzinstallation, d.h. die Rohre verlaufen sichtbar an den Sockelleisten und als Steigleitungen in den Raumecken. Es gibt auch Systeme, wo die Rohre hinter den Sockelleisten verschwinden. Alles Geschmackssache. Aber halte Dir immer vor Augen, dass die Rohre in den Räumen auch Mitheizen. Wenn Du sie einbaust, vernagelst, versteckst oder verstellst, gibt es Wärmestau an sinnlosen Orten, anstatt die Wärme in den Raum abzustrahlen. Unter Putz wird i.d.R. gar nicht verlegt, eben auch aus diesen Gründen. In der Wand würde sehr viel Wärme entstehen, die wieder Probleme mit Putz und Tapete bringen kann. Darum sind meist nur die "Steiger" und Verteiler versteckt, aber in richtigen Installationskanälen, in denen dann auch die Rohre ausreichend gedämmt werden können, um nicht den Schacht aufzuheizen.
Deine Frage nach dem Material hat m.E. nur 2 mögliche Antworten: entweder klassisch Kupfer oder eben modern Kunststoff, also hochwertiges, nahezu sauerstoffundurchlässiges Mehrschichtverbundrohr. Letzteres ist die häufigste Lösung für Fußbodenheizungen und Installationen im Estrich. Es gibt aber auch Ausnahmehandwerker, die ummantelte Kupfer-Flexrohre in den Boden legen, weil sie sagen, dass die Kunststoffrohre sowieso nach spätestens 20 Jahren wieder raus müssen. Das ist inzwischen aber auch die mit Abstand teuerste Lösung.
Die Rohrverlegung sollte grundsätzlich die natürliche Hydraulik unterstützen. Das bekommt umso größere Bedeutung, je mehr Etagen Du zu versorgen hast , wie groß die Höhenunterschiede sind und wie viel Wasser transportiert werden muss. Danach wählst Du Anzahl der Steiger, Stichleitungen und der zugehörigen Querschnitte. Wer das falsch aufbaut und zu sparsam dimensioniert, sitzt auch bei leistungsstarkem Wärmeerzeuger im Lauwarmen. Bei meinen knapp 1.000 Liter Wasser in der Anlage, 3 Etagen und 20 Gussheizkörpern hängt jeder Heizkörper an einem 28er Steiger. Davon reduziere ich auf 22 und gehe mit kurzen Stichen ran. Trotz der oft getadelten Trägheit dieser alten Technik wird es dadurch schnell warm. Die Heizkörper sind in 20 Minuten heiß und strahlen, was das Zeug hält - auch bei minus 20 Grad. Wenn Du nur die normalen Plattenheizkörper verbaust, die in durchschnittlicher Baumarktqualität i.d.R. nach ein paar Jahren durchgerostet sind, kannst Du natürlich kleinere Querschnitte und weniger Steiger verwenden. Aber eine reine "Horizontalheizung", dass also Vorlauf und Rücklauf nur einmal Etagen-übergreifend geführt werden, halte ich für überprüfungswürdig. Das wäre m.E. ok, wenn im OG nur ein paar Quadratmeter zu beheizen wären.
Heizkörper
Es gibt außer der Baumarkt-Plattenheizkörperware auch wieder Radiatoren neu zu kaufen. Die sind jedoch meist sehr, sehr teuer. Alternativ kannst Du die Teile aber überall gebraucht abstauben, weil sie bei Sanierungen regelmäßig entsorgt werden. Die Wärme von Radiatoren wird als angenehmer empfunden, weil der Anteil an Strahlungswärme viel höher ist, als bei Plattenheizkörpern, die mit Luftumwälzung arbeiten, d.h. kalte Luft plumpst oben rein in die Plattenzwischenräume und die warme Luft steigt dann hoch. Extrem sind Fußbodenheizungen, die den Staub des gesamten Bodens in stetem Umlauf und Aufwirbelung halten. Gerade für Allergiker ein Albtraum. Vorteil der Plattenheizkörper ist das schnelle Aufheizen. Logisch, weil ja kaum Wasser drin ist. Genauso schnell werden sie auch wieder kalt. Das widerspricht aber dem von der Brennwerttechnik gepredigtem System des steten Modulierens: der Brenner arbeitet stetig, aber unterschiedlich stark, je nach Wärmeanforderung. Das radikale Zudrehen der Heizkörper und das Aufreißen bei Bedarf kostet angeblich mehr Energie, als diese stetig auf geringem Niveau durchlaufen zu lassen. Das geht mit Radiatoren aber besser, weil sie viel mehr Wasser drin haben und die Wärme durch das Gusseisen auch gespeichert wird. Plattenheizkörper sind meist nur aus billigem Blech. Vielleicht bekommst Du hochwertigere Ware empfohlen.
Alternativ gibt es auch Wand-und Sockelheizungen, die aber aus Kostengründen für Dich sicher nicht so interessant sein dürften.
Wärmeerzeuger / Warmwasser
Heute wird meist nur noch Brennwerttechnik verbaut. Der Vorteil liegt m.E. hauptsächlich in der Modulation (s.o.). Aber falsch installierte / dimensionierte Anlagen neigen auch zum sog. "Takten", d.h. statt der gewünschten Modulation geht der Brenner ständig an und aus und ist bald kaputt. Außerdem hat das einen höheren Gasverbrauch zur Folge. Die Takterei ist ein umfangreiches Thema und könnte Bücher füllen.
Die Unterscheidung Therme / Kessel wird meist nach dem Wasserinhalt und dem Material getroffen: viel Wasser und Gusseisen können Kessel sein, wenig Wasser und Kuchenblech sind Thermen. Es gibt von namhaften Firmen auch hochwertige Thermen, die einem Kessel in Leistung und Zuverlässigkeit nicht nachstehen. Die sog. Kombithermen machen auch gleich noch die Warmwasserbereitung mit: durch ein Vorrangprinzip ballert das Gerät bei einer Warmwasseranforderung mit Vollllast und erhitzt einen Minibehälter Wasser im Durchlaufprinzip. In dieser Zeit wird dann nicht geheizt. Bei falscher Dimensionierung brauchst Du 2 Stunden, um eine Wanne vollzukriegen oder stehst unter einer tröpfelnden Dusche, die nur lauwarmes Wasser in Dein enttäuschtes Gesicht tropfen lässt. Das ist aus meinen Erfahrungen eine sehr heikle Angelegenheit. Höchsten Komfort hast Du mit einem separaten Speicher. Nachteil ist dabei, dass das Warmwasser immer auf Vorrat bereitet und dann bei nicht vollständigem Verbrauch ständig warm gehalten werden muss. Es gibt keine verlustfreien Speicher. Man kann die Verluste aber durch sinnvolle Speicherdimensionierung (nicht zu klein, aber auch nicht zu groß) und allerlei Einstellungen stark begrenzen. Meist brauchst Du für den Warmwasserkreis eine separate Pumpe, es gibt aber auch Einpumpensysteme. Zusätzlich kann man sich über Zirkulation Gedanken machen, d.h. dass sofort nach dem Aufdrehen der Armatur heißes Wasser kommt (einfach ausgedrückt).
Das waren ein paar Gedanken zum Einstieg,
Gruß
Allrounder