Heute waren wir mit dem Architektenplan beim (zukünftigen) Baubegleiter, er sah in den vorgeschlagenen Maßen kein Problem.
Das muß nicht zwingend bedeuten, daß er ein schlechter Baubegleiter wäre. Aber es würde mich sehr mißtrauisch machen.
Nach den Steinmaßen würde schon lange nicht mehr gebaut,
Tja, was war zu erst - Huhn oder Ei ?
Es gibt tatsächlich eine Generation von Bauplanern, die sich um Grundwissen bzw. Grundlagen einen feuchten Kehricht schert, und entsprechend den Oktameterraster in grenzenloser Überheblichkeit ignoriert.
das Schneiden der Steine sei unproblematisch und würde kaum Zeit kosten. Jedenfalls nicht genug, als dass man sich darum Gedanken machen sollte.
Das ist gleichzeitig so wahr wie es Unfug ist. Der Maurer will eine Akkordleistung schaffen. Da kann er sich mit der Ignoranz von "Studierten" nicht aufhalten. Was soll er auch tun ? - etwa eine Behinderungsanzeige schreiben, oder den Planer belehren, bei seinem Chef dann als Querulant gelten und sich seine Papiere holen ? - nein !
Natürlich wird er pragmatisch erkennen, daß der Klügere nachgibt, und eine Steinsäge etwas ist, das nicht erst gesegnet werden müßte oder gar nur von einem Druiden bedient werden könnte. Natürlich sägt er also im Ernstfall den Stein.
Aber: das Phantasiemaß des Ignorantenplaners geht sich ja nicht immer günstig aus, und dann wird eben gemurkst ("gepfuscht" möchte ich nicht sagen, denn der Pfuscher hinter den Pfuschertaschen ist ja eigentlich nicht der Maurer, sondern der Planer). Wo liegt also das Problem ? - ich will es gerne nochmals erläutern:
Es liegt in der Korrelation von Fugentakt und Überbindemaß. Dieses Problem ist insofern relativ, wie der Parameter "Fugentakt" verschiedene Größen haben kann. Das Überbindemaß steht im Verhältnis dazu und soll fachgerecht "mindestens 40 %" betragen. Das bedeutet, die (bei Plansteinen normalerweise trockene) Stoßfuge soll ideal mittig unter/über dem Stein der benachbarten Lage stehen, in Prozenten also 50/50, tolerant von 40/60 bis 60/40. Die Toleranz beträgt also 10% des Taktes, und hier kommen nun die verschiedenen Größen ins Spiel: bei Porenbeton (oder mit WDVS) reden wir hier von 50 cm Takt, und mithin von 5 cm Toleranzrange; bei Porenziegel, Bims, Blähton o. dergl. (monolithisch) jedoch von 25 cm Takt, und mithin von nur 2,5 cm Toleranzrange. Nehmen wir im Beispiel zwei Mauerstücke von ideal 200 cm, und der ignorante Planer mache einmal 193 und einmal 207 cm daraus: dann sind das im einen Fall "acht Takte minus 7 cm", normal knirsch gemauert und am letzten Stein 7 cm abgesägt, okay, korrekt erkannt kein Weltuntergang; und im anderen Fall "acht Takte plus 7 cm". Auf die ebenfalls sieben Fugen läßt sich das entweder "gerecht" verteilen, dann geht das nicht mehr knirsch, aber mit zugedrückten Hühneraugen noch trocken. Das wird der Maurer aber nur tun, wenn er ein präziser Virtuose ist, viel Erfahrung und Zeit für ein ruhiges Händchen hat. In der Realität wird häufiger sein, dies bei allein der letzten Fuge auszugleichen (aber halt ! - für die allein wäre das ja zu viel). Also wird es hier fünf normale, knirsche, trockene Fugen geben - gefolgt von zweien, die sich die sieben Zentimeter Lücke teilen und zugeschmiert werden (und - da mache ich mir als Protestant keine Illusionen: guckt ja keiner, schwupps mit dem Mörtel für die Lagerfugen). Nicht einmal so ein Romantiker wie ich nähme ernsthaft an, unser braver Maurer hätte sich ein Reststück von vorhin bis hierhin unter den Arm geklemmt ...