Schimmel durch Dämmen weg oder nicht?

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J

julia123

Hallo,

wir haben letztes Jahr ein Bungalow aus dem Jahr 1974 gekauft.
Vor dem Kauf haben wir das Haus viermal besichtigt. Es war zu diesem Zeitpunkt seit etwa sechs Monaten unbewohnt. Während der Besichtigungen haben wir gründlich nach Schimmel gesucht und sogar an mehreren Stellen Tapeten abgenommen, um sicherzugehen, dass kein Schimmel vorhanden ist.
Zum Zeitpunkt des Kaufs war das Haus mit zweifach verglasten Holzfenstern ausgestattet und hatte keine nennenswerte Dämmung. Lediglich das Flachdach war mit 10 cm Styropor gedämmt, und diese Dämmung wurde laut Vorbesitzer in den 2000er-Jahren angebracht.
Nach dem Kauf haben wir folgende Maßnahmen vorgenommen:
  • Das Dach wurde erneuert, indem wir auf die bestehende Flachdachkonstruktion eine weitere Schicht mit 10 cm Styropordämmung aufgebracht haben.
  • Es wurden dreifach verglaste Kunststofffenster eingebaut.
  • Eine Fußbodenheizung wurde installiert, und unter den Estrich haben wir eine 5 cm dicke Styropordämmung eingebaut.
  • Die Außenwände im Erdreichbereich (von der Betonplatte bis etwa 0,5 m über der Erdoberfläche) wurden gedämmt.
Nun zu meinem Problem und eventuell möglichen Lösungen:
Seit etwa zwei Monaten haben wir in den Ecken der Außenwände Schimmelbildung festgestellt. Die Wände sind gestrichen, keine Tapeten.
Das Merkwürdige ist, dass vor dem Kauf an diesen Stellen kein Schimmel vorhanden war.
Meine Fragen:
  • Kann dieses Problem durch eine Außendämmung (ca. 20 cm Styropor) beseitigt werden?
  • Wie sieht es dann mit der Lüftung aus? Es gibt Lüftungsanlagen, die man einbauen kann. Hat jemand Erfahrung damit? Sind solche Lüftungsanlagen zwingend notwendig?
Ich bin für jede Art von Antwort sehr dankbar.
Liebe Grüße
Julia
 
J

Jesse Custer

Ich gehe davon aus, dass Euer Schimmel explizit durch Eure Umbauten (dichtere Fenster + Dämmung) in Verbindung mit zu wenig Lüftung erzeugt wird.

Eine zusätzliche Dämmung wird dies nur verstärken.

Schimmel entsteht in den meisten Fällen durch zu wenig Lüften...
 
S

SoL

Ich gehe davon aus, dass Euer Schimmel explizit durch Eure Umbauten (dichtere Fenster + Dämmung) in Verbindung mit zu wenig Lüftung erzeugt wird.
Sehr naheliegend, ja.
Eine zusätzliche Dämmung wird dies nur verstärken.
So ein Quatsch!

Kauft Euch ein Hygrometer, berechnet aus den Angaben den Taupunkt. Dann bestimmt die Oberflächentemperatur der schimmeligen Wände. Das Ergebnis wird sein, dass die Oberflächentemperatur niedriger ist, als die Taupunkt Temperatur und sich daher Kondensat auf der Wand absetzt und Nährboden für Schimmel bildet.
Zur Zeit liegt der Taupunkt auf der Innenwand-Oberfläche, weil die Fenster einen besseren Dämmwert, als die Wand haben.
SOmit ist es sinnig, die Wand entsprechend passend zu den neuen Fenstern zu dämmen, am besten per WDVS.
Passend dazu muss mehr gelüftet werden, als Ihr es bisher macht. Die alten Fenster waren undichter, als die neuen (und fungierten damit als Zwangslüftung). Alternativ könnt Ihr Euch eine Lüftungsanlage einbauen, die das für Euch übernimmt.
 
N

nordanney

Kann dieses Problem durch eine Außendämmung (ca. 20 cm Styropor) beseitigt werden?
Ja. Warum?
In der Vergangenheit war es ein gut gelüftetes Haus durch die alten Fenster. Da wurde die Luftfeuchtigkeit im Winter "weggelüftet" oder sie hat sich an den alten Scheiben niedergeschlagen. Letztes fällt auf jeden Fall durch die neuen Fenster schon mal weg.
Dann bleiben noch die anfälligsten Stellen im Haus über. Das sind - glaub es einfach - die Außenecken (hat mit der Geometrie zu tun, dass die Ecken am anfälligsten sind). Das sind nämlich die kältesten Stellen im Haus. Wenn a) nicht ausreichend geheizt und b) nicht dauernd gelüftet wird (ich empfehle Euch falls möglich noch dezentrale Lüfter einzubauen), kann dort das Wasser kondensieren.
Kannst Du die Temperatur des Mauerwerks in der Ecke messen? Dann könntest Du alles nachvollziehen. Online kannst Du Dir nämlich ausrechnen lassen, wo der Taupunkt liegt.
Wenn Du jetzt, um mal ein Beispiel zu geben, 20 Grad im Haus hast bei 60% Luftfeuchtigkeit (was gerade in Schlafzimmern gerne nachts passiert), liegt der Taupunkt bei "nur" 12 Grad. Wenn es draußen kalt ist, hat die Wand ganz schnell in der Ecke diese Temperatur und die Wand wird richtig nass ==> Schimmel
Eine zusätzliche Dämmung wird dies nur verstärken.

Schimmel entsteht in den meisten Fällen durch zu wenig Lüften...
Ersteres ist einfach nur Unsinn. Die gedämmte Ecke hat dann 17-18 Grad und Schimmel ist mangels Feuchtigkeit unmöglich. Ist Physik, gepaart mit Biologie.

Schimmel entsteht durch Feuchtigkeit bzw. Kondensation von Feuchtigkeit an kalten Stellen im Haus ==> s.o.
Oft nach einem Fenstertausch, da dann zu wenig Luftaustausch stattfindet.

Daher an Dich, lieber TE, die Frage, was der Fensterbauer denn in sein Lüftungskonzept für Euch geschrieben hat? Ich wette, es gibt dazu gar nichts...
Nach DIN 1946 ist so ein Konzept aber Pflicht, oder zumindest die Belehrung des Fensterbauers, dass Ihr Euch drum kümmern müsst, denn ansonsten kann es zu Feuchteproblemen kommen. So wie bei Euch.
 
J

Jesse Custer

Ersteres ist einfach nur Unsinn. Die gedämmte Ecke hat dann 17-18 Grad und Schimmel ist mangels Feuchtigkeit unmöglich. Ist Physik, gepaart mit Biologie.

Schimmel entsteht durch Feuchtigkeit bzw. Kondensation von Feuchtigkeit an kalten Stellen im Haus ==> s.o.
Oft nach einem Fenstertausch, da dann zu wenig Luftaustausch stattfindet.
Notiz an mich selbst: in 2025 immer GENAU LESEN, was da steht!

Ihr habt natürlich vollkommen Recht - ich bin nur aktuell bei der Sanierung einer frisch erworbenen (aber schon betagten) Immobilie im Familienkreis, in welcher der Vorbesitzer 20 MM Styropor INNEN aufgebracht hat. Wie das aussieht möchte ich hier echt nicht posten.

20 CM und auch noch AUSSEN ist da natürlich etwas anderes - ich würde aber trotzdem (bin auch weiterhin kein besonderer Freund von "einfach mal außen was draufklatschen") in jedem Falle erst mal über einen längeren Zeitraum anständig lüften...
 
Y

ypg

Das Merkwürdige ist, dass vor dem Kauf an diesen Stellen kein Schimmel vorhanden war.
Dazu wurde ja schon viel gesagt. Auch ich habe es immer wieder gehört: durch die neuen Fenster bleibt die Feuchtigkeit im Raum und durch Heizung entsteht Schimmel.
Fenster lassen nichts mehr durch. Und in einer Nacht verliert ein Mensch durchschnittlich einen halben Liter Wasser. Von Wasserdampf durch Dusche und kochen ganz zu schweigen.
Das, was Wasserdampf ist und in der Luft hängt, kann nicht raus und setzt sich dort ab, wo keine Luft zirkuliert.
Hat jemand Erfahrung damit? Sind solche Lüftungsanlagen zwingend notwendig?
Sie sind nicht zwingend notwendig, aber sehr komfortabel. Denn wie man sieht, reicht Euer Lüftungsverhalten nicht aus. Ihr müsst schauen, wieviel Zeit ihr dafür aufwenden könnt. Mir persönlich wäre das sogar in einem Bungalow Zeitverschwendung und auch ärgerlich, wenn man drei mal täglich dafür ne viertel Stunde Zeit einplanen muss. Wir haben gleich im Neubau eine Lüftungsanlage einbauen lassen und sind somit vom Lüften befreit.
In einem Bestandshaus rüstet man wohl mit einer dezentralen Lösung nach.
 
Zuletzt aktualisiert 07.01.2025
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