Zeig mir gerne mal einen Neubau, ohne jegliche Setzrisse.
Zunächst einmal müssen wir zwischen sichtbaren und nicht sichtbaren Setzungen sowie Risse durch unterschiedliche Materialpaarungen unterscheiden. Nicht sichtbare Setzungen oder Risse Aufgrund von Materialpaarungen bestreite ich nicht - wie bereits zuvor erwähnt, aber im Thread geht es ja um sichtbare Risse in durchgängig gemauerten Wänden durch Setzungen und hier sage ich ganz klar: das ist nicht normal.
Werte folgende Aussage bitte nicht als Angriff, aber weil es deine Vorstellungskraft/Erfahrungen nicht zulassen ist es nicht unmöglich ohne sichtbare Setzungen/Risse zu bauen.
Musste eben bei drei Bekannten anfragen. Gerne zeige ich dir die Neubau-Häuser in der Postleitzahl 85 die keinerlei sichtbaren Setzungen/Risse hatten und um das zu erreichen auch nicht mittels Vlies etc., Öberflächenkaschiert werden mussten. Erbaut in den letzten 4 Jahren mithilfe professioneller Planung und von Fachfirmen unter Baubegleitung errichtet.
Wenn der Bauunternehmer den Empfehlungen im Bodengutachten in würdigendem Maße folgt und sein Handwerk Erbst nimmt, lässt sich das Thema Setzrisse auf einen nicht sichtbaren Umfang beschränken und falls diese doch sichtbar werden, lediglich das Ergebnis unzureichender Planung, unsachgemäßer Einbau/Verbau/Verarbeitung von Materialien oder kurzum „menschlichem Versagen“. Wer den Untergrund nicht kennt auf dem er seine Zukunft erbaut, kann auch von keinem Unternehmer erwarten entsprechende Maßnahmen zur Rissvermeidung anzuwenden. Das Ergebnis ist dann die Massenmeinung: „Setzrisse sind ganz normal“. Geschätzt 55-65% machen schon gar kein Bodengutachten und bei denen die es machen sitzt dann leider zu oft jemand gegenüber der das Dokument unter „haben wir schon immer so gemacht“ abheftet oder es erst gar nicht versteht und trotzdem drauflos baut. Das Ergebnis ist dann die Volkskrankheit der Bauten.
Aber es ist m.E.n. schon fast schlimm wie dem Threadersteller hier die Selbstverständlichkeit von sichtbaren Setzungsrissen vermittelt wird - das sind sie nämlich nicht.
Du magst sicherlich recht haben, dass die Wahrscheinlichkeit von Setzungsrissen immer gegeben ist, jedoch m. A. n. nur als Resultat ungenügender Sorgfalt während der Planungsphase/Bauzeit.
Ein Beispiel aus der Praxis zur Rissvermeidung:
Im EG ist eine große Spannweite der Betonfiligrandecke. Um die Last abzutragen muss ein Unter-/Überzug her. Aus optischen Gründen entscheidet man sich für einen Überzug. Im OG ist genau an dieser Stelle eine Wand. Es würde also eine Betonstütze ca. 30cm über den Betonboden ragen und erst darauf kämen die Hochlochziegel für die Wand. Diese Stelle nun verputzt wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit reißen aufgrund der Materialpaarung (Details dazu sprengen den Rahmen). Um eben das vermeiden zu können wurde die notwendige Bewährung im Betonaufbau der Decke rechnerisch ermittelt und letztlich auch dort verbaut, sodass es zu einem bodengleichen Überzug kam. Somit keine Risse oberhalb der Estrichebene später sichtbar und kein tra ra á la „wie kaschiere ich das nur?“
*Edit:
Eben gesellte sich ein vierter Kollege (selber Architekt) dazu und meinte „keinerlei sichtbaren Setzungsrisse seit Erbauung vor 5 Jahren, da ich sämtliche Arbeitsschritte vorher durchdacht habe.“