Hi,
dies wird bestimmt ein langer Text.
Als erstes Mal: Es ist ganz normal, dass Ihr vor Vertragsabschluss zweifelt. Immerhin bindet Ihr Euch für lange Zeit und Ihr könnt ab Zeitpunkt Bau nicht mal so einfach sagen - war ein Fehler, jetzt beende ich es einfach.
Ich denke, dem größten Teil der Bauherren geht es so. Nachdem meine Frau immer mal wieder Zweifel geäußert hatte, fragte ich sie auch 3 Tage vor der Unterschrift: "Wollen wir es tatsächlich machen?" Für mich war klar, dass ich wollte. Aber mit ihrer Zustimmung wusste ich, dass wir BEIDE den Schritt gehen wollen. NUR dann kann es funktionieren.
Auch während der Bauphase wird sich Euch die Frage immer wieder stellen. Es gibt Paare, welche sich in dieser Zeit (oder kurz danach) scheiden lassen. Es wird Streit geben, eine deutlich höhere Belastung für beide, zeitliche Probleme und, wenn Ihr Pech habt, auch ggf. die eine oder andere Schwierigkeit auf der Baustelle.
Bei uns krachte es 5 Monate nach Einzug richtig. Dabei wurden alle möglichen und unmöglichen Dinge auf den Tisch gebracht. Die Wogen haben sich aber geglättet und wir sind wieder auf gutem Wege.
Ihr müsst einfach aufpassen, dass Ihr Euch nicht "verliert". Streut mal bewusst Zeit ein, die Ihr für Euch nehmt. Mal schön Essen gehen. Mal nen Sonntagsspaziergang ohne Thema Haus machen. Einfach auch mal abschalten und etwas gemeinsam machen. Soweit es geht. GEMEINSAM ist das Zauberwort.
So - jetzt zur eigentlichen Frage:
JA - ich (hoffentlich auch wir) würden wieder bauen. Dies - obwohl sich durch berufliche Veränderungen bei meiner Frau die finanzielle Situation verschärft hat und womöglich Anfang nächsten Jahres noch mehr verschärfen wird.
Du zahlst viel Geld für die Rate - aber eben für Dein Eigentum. nicht für andere.
Deine mtl. Belastung bleibt gleich - die Miete kann/wird steigen.
Du hast etwas eigenes, was nach Deinen Wünschen und Vorstellungen gebaut wurde.
Du hast Dein Haus individuell geplant, inklusive der Lage der Räume, der "kurzen" Wege.
Du hast Deine kleinen Specials im Haus, die nur Du für Dich hast. Ich liebe z.B. unsere beiden Duschen. In der alten Wohnung war das Duschen zweckdienlich - jetzt ist es ein Genuß.
Die Verbrauchswerte Deines Hauses liegen im Vergleich niedriger als bei der Wohnung. Du musst Dich nicht mit der gegebenen baulichen Situation abfinden (bei uns hatte das alte Kinderzimmer eine Wärmebrücke, wodurch es im Sommer heißer und im Winter kälter als im Rest der Wohnung war).
Du brauchst bei Veränderungen/Reparaturen nicht die Zustimmung des Eigentümers und auch nicht warten, bis Verwalter und Hausmeister sich entschließen, Dich mit ihrer Anwesenheit/Entscheidung zu beehren. Allerdings bist Du für die Reparatur selber verantwortlich.
Die Kinder (3 und 5) können einfach raus auf das Grundstück, wenn sie spielen wollen. Man muss nicht jedes Mal zum Spielplatz traben und dort Zeit verschwenden.
Du findest (hoffentlich) einen guten Kontakt zu Deinen Nachbarn. Eine Hand wäscht die andere. Wenn Du hilfst, wird auch Dir geholfen. Man ist in der gleichen Situation. Im Mietshaus hatten wir nie solch engen Kontakt zu den Nachbarn, wie beim Haus. Eigenartig, wo doch das Haus selber "mehr abgeschottet" ist.
Du brauchst kein Fitnessstudio - das Haus und der Garten verlangen genug von Dir ab .
Gab es negative Überraschungen:
Tja - mit einem Nachbarn klappt es nicht so recht. Da heißt es: Guten Tag und schönen Weg.
Die Kosten für das Außengelände (Pflasterarbeiten) sind höher als erwartet - mussten/müssen wir also aufsplitten.
Du hast immer was zu tun.
Gibt es noch andere Dinge, über die ich mich (etwas) ärgere:
Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich bestimmte Arbeiten, welche ich aus Kostengründen Streichen musste, doch hätte machen sollen. Jetzt vermisse ich ein paar Kleinigkeiten (aber nicht doll). Hätte ich gleich die 5.000 Euro zusätzlich investiert, wäre es ein perfektes Haus geworden.
Puh - da ist ja die Mittagspause fast wieder vorbei.