Ja, es gibt dann einiges, was man nicht direkt miterlebt. Es gibt aber deutlich mehr, das man miterlebt. Verpassen kann man auch etwas, wenn die Kinder bei Oma sind oder man gerade vorm PC Homeoffice macht. Außerdem wächst ein Kind nicht unglücklicher auf oder ich verpasse mein Seelenheil, wenn ich mal eines der einhundert Ereignisse nicht live erlebt hab. Es hat alles vor und Nachteile und es gibt für beide Szenarien genug positiv wie Negativbeispiele. Mein Vater hat von meiner Kindheit nicht wirklich viel mitbekommen (6 Tagewoche mit meist mind. 12-14h Arbeit). Trotzdem hatte ich eine glückliche Kindheit, hab ein super Verhältnis zu ihm und wir haben beide nicht das Gefühl, das wir in unserem Leben etwas verpasst hätten. Man kann, wenn man will, dann andere Ausgleichsmöglichkeiten finden. Klar ist es super, wenn man sich Vollzeit um seine Kinder kümmern kann, das ist schon eine große Form von Luxus, aber es ist nicht existenziell für die Entwicklung der Kinder.
Ich bin eh der Meinung, das heute viel zu viel über die Erziehung philosophiert wird. In Zeiten meiner Eltern und Großeltern wurden keine Erziehungsbücher gelesen, Esoterik Kurse zu Feng-Shui im Kinderzimmer besucht und Baby-Yoga betrieben. Trotzdem ist ein sehr großer Anteil der Kinder zu gut sozialisierten Personen herangewachsen. Heute sieht das mMn komplett anders aus, wenn man sich mal die Kindergärten und Schulen anschaut. Und das liegt nicht vordergründig daran, dass die Eltern beide berufstätig sind.