Mein Eindruck ist auch, dass man dieses (für mich überschaubare) Risiko eher selten nimmt
Ich halte deinen Ansatz generell nicht falsch und wie bookstar schrieb, handelt es sich um ein vielleicht veraltetes Paradigma.
Es kommt auch auf den persönlichen, finanziellen Background an. Erbe, gut situierte Familie, eigene hohe Liquidität etc.
Meine Gedanken dazu:
- Der Spekulationszeitraum ist sehr lang. Ich weiß nicht wie viele Jahre du schon auf dem Buckel hast, aber die letzten 10 Jahre waren ja ein Träumchen für alle Immobesitzer. Sei es durch spottbillige Anschlussfinanzierung oder explodiertem Wert.
Das war nicht immer so und auch hier gibts (lange) Zyklen wie in allen anderen Branchen auch. Mache nicht den Fehler davon auszugehen, dass sich die letzten 10 Jahre auch die nächsten 35-40 Jahre so fortsetzen wird. Das kann niemand wissen. Auch nicht für die Münchener Innenstadt.
- Wertsteigerung erfolgt insb. über den Wert des Grundstücks, nicht des Gebäudes. Sogar ganz im Gegenteil, das Gebäude altert, wird genutzt, entspricht mit der Zeit nicht mehr technischen oder energetischen Standards. Vielleicht entspricht auch die Gestaltung nicht mehr dem Zeitgeist. Was bringen dir teure Marmorböden und goldene Wasserhähne, wenn 90% der Interessenten nur denken "hässlich, das müsste neu".
- Wie Tassimat schrieb, geht es nicht nur darum zum Renteneintritt keine Belastung durch den Immobilien-Kredit tragen zu müssen, sondern auch um freie Mittel für die Sanierung zu haben. Ein Einfamilienhaus hat dann ein Lebensalter von 30-35 Jahren erreicht, da klopfen langsam die großen Baustellen an (Heizung, Fenster, Dach, Fassade, ...).
Auch da kann man diskutieren und sagen, wieso, hält ja noch, was interessiert mich mit 65 noch der Werterhalt der Immo bzw. warum sechsstellig noch mal investieren, was hab ich denn davon? So entstehen dann die "abgewohnten" Häuser älterer Leute, bis manchmal gar nur noch der Abriss lohnt.
- Die Idee, das Haus nur als Lebensabschnittgefährten zu sehen, kann ich auch nachvollziehen. Aber ob das wirklich so eintritt? Mit der eigenen Immobilie verbindet man emotional erheblich mehr, als mit irgendeiner gemieteten Drei-Zimmer-Wohnung. Man hat es selbst gebaut, ggf. Jahrzehnte gepflegt und den eigenen Vorstellungen angepasst, die Kinder sind drin groß geworden, der Garten toll eingewachsen, die Nachbarn vielleicht die besten Freunde geworden? Die heute rationale Planung kann in 30 Jahren ganz anders aussehen. Vielleicht gibts im Nachbarort mittlerweile Enkel, da zieht man auch nicht mal eben 500km weg an die Küste ...
Und die andere wichtige Frage: Inwiefern ist das Risiko bei einem kleineren Haus geringer?
Der Klumpen ist schlicht kleiner. 5% Verlust auf 200.000€ ist in absoluten Zahlen weniger als 5% von 500.000€.
Was Du beschreibst ist ein in UK und den USA sehr gebräuchliches Modell
Ein wichtiger Unterschied noch ergänzt:
Die erheblich niedrigeren Erwerbsnebenkosten. In Deutschland sind das 5-15%, je nach Bundesland und ob Makler involviert oder nicht. Da sind beim "normalen" Einfamilienhaus mal schnell 25-75T€ durch den Schornstein geblasen, nur um den Eigentümerwechsel zu vollziehen. Die Kohle ist weg.
Dann haben wir üblicherweise Kredite mit Sollzinsbindung, was bei vorzeitigem Verkauf zu Vorfälligkeitsentschädigung führen kann, die ebenfalls direkt im Schornstein aufgeht. Das ist ebenfalls etwas typisch deutsches (Sicherheit yay!), anderswo finanziert man variabel und ist nach 3 Monaten aus der Nummer raus.