Ausschreibung Einzelgewerke durch Architekten: teuer?

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hanghaus2000

hanghaus2000

Wer bei Ausschreibungen den Schrot auch noch mit der Gießkanne verschießt, hat bald ein Problem mit seinem Ansehen als seriöser Partner.
Im genannten Beispiel trifft das doch nicht den Architekten. Wuerde ich genau so machen. Koennen doch die Firmen denken was die wollen.
 
H

hampshire

Gefühlt sind die Preisaufrufe der Anbieter erschreckend hoch – z. B. liegt das Dachdeckerangebot rund 40 % über der Kalkulationsannahme des Architekten. Ja, wir wissen um die aktuelle Entwicklung der Baustoffpreise.
Bin der Meinung der Vorschreiber, dass der Architekt schlecht geschätzt hat und offenbar die Marktentwicklun
Würdet Ihr parallel Angebote von Generalunternehmern einholen?
Nein.

Ein Handwerker hat mal gesagt mit Angebot schreiben verdiene ich kein Geld
Dieser hat's wohl nicht verstanden und/oder kann's einfach nicht besser.
In beiden Aussagen steckt eine Wahrheit. Es lohnt sich als Handwerker zu überlegen, bei wem man ein Angebot schreibt und bei wem nicht. Wie viel Zeit investiere ich und welche Erfolgsaussicht habe ich? Wenn eine Ausschreibung schlecht gemacht ist, offensichtlich an sehr viele Teilnehmer geht und sogar noch zu erkennen ist, dass man den Erwartungshorizont nicht erfüllen kann, dann sagt man eine Teilnahme besser ab - oder weniger gut aber pragmatisch ignoriert man diese einfach.

Natürlich ist es gut, wenn man sich selbst mit kümmert. Wir sind wie folgt vorgegangen: Der Architekt hat die anzubietende Leistung beschrieben. Wir haben die Handwerksunternehmen mit seiner Unterstützung ausgesucht. Immer erst geguckt, mit wem wir überhaupt zusammenarbeiten wollen, dann ein Angebot angefragt. Dann haben wir ausgesucht. Natürlich wollten wir einen fairen Preis, aber die Sicherheit einer guten Ausführung war uns wichtiger - und hier vertrauten wir unserem Bauchgefühl und unserer Erfahrung.
 
N

netuser

In beiden Aussagen steckt eine Wahrheit. Es lohnt sich als Handwerker zu überlegen, bei wem man ein Angebot schreibt und bei wem nicht. Wie viel Zeit investiere ich und welche Erfolgsaussicht habe ich? Wenn eine Ausschreibung schlecht gemacht ist, offensichtlich an sehr viele Teilnehmer geht und sogar noch zu erkennen ist, dass man den Erwartungshorizont nicht erfüllen kann, dann sagt man eine Teilnahme besser ab - oder weniger gut aber pragmatisch ignoriert man diese einfach.
Absolut richtig. Ist sinnvoll und sein gutes Recht hier abzuwägen.

Die getätigte Pauschalaussage des Handwerkers impliziert jedoch, dass er davon gar nichts oder nicht viel halten würde "ein ordentliches Angebot" abzugeben. Mag sein, dass seine Statistik trotzdem aufgeht und er zufrieden ist.
Ich behaupte aber, dass er mit (ordentlichen) Angeboten dennoch mehr Geld verdienen würde, als ohne.

Zumindest würde ein solcher mich eher als Kunden gewinnen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
 
Tolentino

Tolentino

Ich bin - meines GÜ-Sanis verlustig gegangen - auch zweistufig vorgegangen. Erst Sichtung wen es überhaupt gibt, dann formlos angeschrieben, mit grober Beschreibung worum es geht und ob überhaupt Interesse und Kapazitäten bestehen und bei denen, die Interesse angemeldet haben, dann die Ausschreibung mit Anforderung einer Angebotserstellung hingeschickt.
Am Ende hatte ich drei echte Angebote. Angeschrieben hatte ich im ersten Schritt deutlich über 10, eher knapp 20.
Gewonnen hat der, der von Anfang an zwar sein Interesse bekundet hat, gleichzeitig aber auch ehrlich vorgewarnt hat, dass es zeitlich länger dauern kann, dann aber sehr engagiert war. Zufällig auch noch der günstigste, wobei das nur die Kirsche auf der Sahne war. Bei Preisgleichheit mit dem nächsten wäre die Wahl trotzdem auf ihn gefallen, weil er einfach am meisten auf meine Wünsche und Ängste einging. Dass er außerdem in zukünftiger Nachbarschaft ist war die Sahne, die auch der dritte Mitbewerbe mit ihm teilte, der war aber am unverbindlichsten und am teuersten...
Also meine Empfehlung wäre, so vorzugehen, denn so macht man erstmal nicht soviel Aufwand und filtert schon mal die raus, die grundsätzlich Bock auf das Projekt haben. Das richtige Lastenheft vom Architekt, dann erst an die Interessierten schicken oder sogar - falls sich viele melden - nur an die, die im Erstkontakt das beste Bauchgefühl auslösten.
 
11ant

11ant

Ein Handwerker hat mal gesagt mit Angebot schreiben verdiene ich kein Geld
Dieser hat's wohl nicht verstanden und/oder kann's einfach nicht besser.
Ich behaupte aber, dass er mit (ordentlichen) Angeboten dennoch mehr Geld verdienen würde, als ohne.
Dieser Handwerker hat absolut Recht, aber seine Erkenntnis handwerkerangemessen intellektuell unpräzise formuliert. Ordentliche Angebote zu schreiben, kostet Zeit von qualifizierten Kräften und damit auch ordentlich Geld. Nicht jeder Handwerker ist darin geschult, zu erkennen, ob die Angebotsanfrage von einem ernsthaften Interessenten oder von einem Armleuchter kommt, der einfach nur Angebotesammler ist bzw. einmal von seinem Thron als König Kunde ein Defilée veranstalten will, wo die Auftragnehmerwürmer mit Discountpreisen um seine Gnade winseln kommen. Aber jeder Handwerker muß seinen Laden am Laufen halten, und das tut er mit Leuten von der letzteren Sorte eben nicht. Manche Handwerker antworten im gleichen Maße qualifiziert, wie die Anfrage kam; andere antworten immer qualifiziert, aber dafür unbekannten Anfragern im Zweifel einfach garnicht. Ich kann nur jedem Bauherrn empfehlen, persönlich auf die Handwerker zuzugehen. Kaltanfragen (ein PDF mit einem Satz Zeichnungen zu mailen und zu erwarten, daß darauf jemand ein detailliertes Angebot antwortet) sind Mist - aber solcher, auf dem nichts wächst.

Zu meinem Geschäft gehört seit beinahe dreißig Jahren das Einholen von Angeboten. Meine Projekte sind bundesweit verstreut und ich wende mich stets an Anbieter aus der Region der jeweiligen Liefer- und Leistungsorte. Daher habe ich regelmäßig mit einigen Bietern zum Erstenmal (oder erst nach mehrjähriger Zwischenzeit wieder) zu tun. Niemals wäre ich so dumm, daran zu sparen, mich kurz persönlich "beschnuppern" zu lassen. Gute Anbieter arbeiten gerne für gute Kunden, und lassen die Discount-Angebotesammler den Verzweifelten übrig. Leuten, die für Zufall halten, daß @hampshire kein "Fleischerhaus" hat, ist nicht mehr zu helfen ;-)

Im genannten Beispiel trifft das doch nicht den Architekten. Wuerde ich genau so machen. Koennen doch die Firmen denken was die wollen.
Doch: ich sprach von dem Fall, daß der Bauherr und der Architekt zusammen insgesamt eine unangemessene Zahl an Bietern ansprechen. Die kennen sich untereinander, merken das, rechnen dann sehr wohl den Bauherrn dem Architekten zu und werden diesen Architekten künftig nur noch bedienen, wenn sie andernfalls Leerlauf hätten.

Wertschätzung und Loyalität sind keine Einbahnstraßen. Wer sich das nicht merken kann oder will, macht es sich - auch wenn er es nicht erkennt und nichts daraus lernt - unnötig selber schwer.
 
Zuletzt aktualisiert 28.11.2024
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