An die an diesem Thema Interessierten einige fachliche Anmerkungen, ohne die praktische Seite zu verlassen.
Die 5cm Schenkelhöhe für eine Hohlkehle kommt aus den Hygieneanforderungen für Lebensmittelbetriebe und Lebensmittel verarbeitende Betriebe. Eine Verordnung also.
Für das eigene Badezimmer kann eine solche Regelung selbstredend nicht gelten.
Nun hat sich aber ein Fragesteller, als Bauherr, dazu entschlossen, diese Übergangslösung Boden/Wand auch für seine eigenen Privaträume ausführen zu lassen. Dagegen spricht eigentlich nichts.
Schauen wir uns einmal die Lösungen im Industriebereich an. Da gibt es zwei Ausgangssituationen:
1. wir haben eine Fußboden-Verbundkonstruktion (da bewegt sich nichts) und eine gemauerte oder betonierte Wandfläche.
2. Wir haben eine Fußboden-Verbundkonstruktion (wie vor) und eine Wand eines Kühlhauses in Sandwich-Bauweise.
Bei der Situation unter (1) gibt es keinerleit Probleme, der Sockelfuß wird fest mit der bestehenden Fußbodenoberfläche (Beton oder Verbundestrich) verbunden/verklebt, nach dem Grundieren der Wandfläche wird der vertikale Schenkel ebenfalls fest mit der Wand verbunden.
Bei der zweiten Variante dagegen haben wir mit Bewegungen der Wand zu rechnen.
Bei dem hier anfragenden Bauherrn dagegen mit Bewegungen des Estrichs, da dieser in einem Wohnhaus nicht als Verbundkonstruktion vorliegen wird, sondern als schwimmender Estrich oberhalb Dämmschichten.
Damit besteht für den industriellen Teil (2) und dem privaten Wohnhaus das gleiche Problem, nämlich nicht vorhersehbare Bewegungen zwischen Boden und Wand. Mit der sehr großen Wahrscheinlichkeit, das es aufgrund von (Bewegungs)Spannungen zu Rissen bzw. zu Abrissen, wo und wie auch immer, kommen wird.
Wie löst man dieses Problemfeld?
Indem nur einer der Schenkel fest verankert wird, der andere Schenkel bleibt "beweglich", wird damit nicht fest mit der Wandfläche verbunden.
Eine einzige Lösung hierfür, um den Übergang dicht zu kriegen, den gibt es nicht, da objektspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.
Bei gefliesten Wandflächen auf beweglicher Wand oder Kunststoffwand wird beispielsweise als rückseitige Abdichtung immer ein Dichtband in die Horizontalebene eingebunden und 5 cm hochgeführt.
Und genauso muss man es hier in dem Privatobjekt machen!
Dazu kommt, dass man Hohlkehlen mit entsprechenden formgebenden Werkzeugen händisch herstellen kann, oder man setzt auf vorgefertigte Profilkörper, die in die Flächengrundierung des Estrichs/des Betons mit eingebunden werden. Diese Profile kann man dann beschichten, besser: man nimmt sich eine farbidentische Versiegelung und rollt die Außenseite farblich in gleicher Farbstellung wie den Boden ab.
Man verklebt (bei schwimmenden Estrichen) das Profil jedoch nur mit dem Boden, nicht mit der Wand.
Und nun wird sich der eingeweihte Laie fragen: wie kriege ich dass dann so dicht, dass der aufsteigende Schenkel nicht hinterläufig ist?
Gute Frage. Diese wird auch durch kein aktuelles Regelwerk der Fachverbände behandelt.
Meine eigene Lösung, welche in vielen Industrieobjekten ausgeführt wurden, sieht vor, dass vor dem Aufsetzen des Hohlkehlprofils dessen Rückseite mit einer Quellpaste (streifenförmig) versehen wird. Diese Dichtet bei jedem Wassereintritt durch errhebliche Volumenzunahme automatisch ab.
Oder man setzt ein Quellband hinter dem Profilkörper ein, beispielsweise von "TPH Hydrotite SS0330".
Die obere Kante des Hohlkehlprofils wird dann einfach mit einem elastischen Dichtstoff optisch abgeschlossen. Eine abdichtende Aufgabe kann Acryl oder Silikon auf Dauer nicht erfüllen, muss es aber auch nicht bei der vorbeschriebenen Ausführungsvariante.
Sie wurde vor mehreren Jahren u.a. in einem Nassbereich eines Berliner Objekts nach meinen Vorgaben eingesetzt - und hält bis heute ihr Versprechen!
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Gruß: KlaRa