Einfamilienhaus vergrößern & kernsanieren oder Abreißen und Neubauen?

4,80 Stern(e) 5 Votes
11ant

11ant

Aber wie siehst du das denn mit den Wänden des Ergeschosses, die alle raus sollen?
Ich lese in den Plänen keine Hinweise auf Ziegel höherer Druckfestigkeit oder Kalksandstein, und erst recht keine Unterschiede zwischen den einzelnen Innenwänden. Man sieht außer im Keller nur 11,5er Wände. Wegen der geringen Tiefe des Hauses ist denkbar, ohne tragende Mittelwand ausgekommen zu sein.
Ich hätte direkt die Befürchtung, dass diese die Deckenelemente tragen (daher wohl auch deine Frage nach den Deckenfeldern) oder aber auch, dass die Wände aussteifende Funktionen haben, selbst wenn sie nicht tragend sind.
Der Deckenplan würde Aufschluß geben, mit welcher Art Decken wir es hier überhaupt zu tun haben. Eine 24er Wand nur im Keller und darüber nicht kann ein Hinweis auf verschiedene Deckenarten sein. Wenige Jahre früher wäre noch häufig gewesen, eine Stahlbetondecke auf dem Keller, zwischen EG und DG eine Holzbalkendecke und zwischen DG und Spitzboden eine konstruktiv bereits auch mit zum Dachstuhl gehörende Holzbalkendecke zu haben - so ist es hier offenbar nicht. Es liegen also zwei Vermutungen nahe, die der Deckenplan beantworten würde: entweder es sind ebenfalls massive Stahlbetondecken mit typisch durchschnittlich zwei Räume überspannenden Feldern, dann müßten sie (in der Regel an den Rändern) auf tragenden Wänden aufliegen. Im Grundriss sind an der Wandstärke keine solchen erkennbar, daher müßte es über druckfestere Steine gelöst worden sein; diese Wände sind selbstredend nicht verzicht- und kompliziert substituierbar. Oder es wurden beispielsweise Hourdisdecken verwendet, mit (hier wohl giebelparallel) durchgehenden Trägern und mit mit Aufbeton ergänzten Elementen. Nichttragende aussteifende Wände wären nicht verzicht-, aber ersetzbar. Gottvertrauen allein wird jedenfalls weder Lasten abgetragen noch Windkräften widerstanden haben, Aufklärung tut also Not.
 
Winniefred

Winniefred

Ich meinte nicht die Bauakte im Sinne von Opas Ordner zum Hausbau, sondern den Karton im Rathausarchiv mit den Baugenehmigungsunterlagen von damals. Wir können hier hilfsweise auch ohne diskutieren, aber dann wird es recht spekulativ, und der Statiker arbeitet ja auch nicht mit der Glaskugel ...

Von unserem Haus gibt es auch keine Baupläne. Geschweige denn die Deckenpläne. Ich war sogar im Bauaktenarchiv der Stadt, auch dort nur noch die Baugenehmigung. Leider gibt es sowas nicht zu jedem Haus. Und unseres ist erst 100 Jahre alt, da möchte man denken müsste sowas eigentlich noch vorhanden sein.
Wir haben bei uns einfach an einer Stelle mal aufgemacht und uns angeschaut wie die Decken aufgebaut sind, welche Balken in welche Abständen wir haben. Alles schön notiert.
 
11ant

11ant

Von unserem Haus gibt es auch keine Baupläne. Geschweige denn die Deckenpläne. Ich war sogar im Bauaktenarchiv der Stadt, auch dort nur noch die Baugenehmigung. Leider gibt es sowas nicht zu jedem Haus. Und unseres ist erst 100 Jahre alt, da möchte man denken müsste sowas eigentlich noch vorhanden sein.
Nein, da ist es einerseits sogar völlig normal, daß es da keine Deckenpläne gibt (und gab). Und andererseits müßte da eigentlich nur zufällig etwas vorhanden sein, denn ein Haus von um 1920 hat immerhin schon den zweiten Weltkrieg erlebt. Da sind mehr Archive ausgebombt worden als daß früher Napoleon gesagt hätte, das Zeug aus der Cäsarzeit könne jetzt in den Schredder ;-)

Im Mittelalter herrschte noch viel Chaos und die städtische Siedlungsform war noch neu, Hauptmotor der Bauvorschriften-Evolution waren verheerende Brände. Erste Bebauungspläne galten der Bekämpfung ausgefranster Straßenränder durch Fluchtlinienvorgaben - Bebauungspläne waren also noch sehr übersichtlich: es gab eine straßenseitige Bauline, und die Firsthöhenvorgabe "nicht höher als der Kirchturm". Noch in der Kaiserzeit gab es wenig Vorschriften: beispielsweise in Berlin gab es die Traufhöhenvorschrift bemessen daran, daß eine Hausfassade hypothetisch wie ein gefällter Baum einstürzend noch vor der gegenüberliegenden Häuserreihe zu liegen kommen konnte, und in den Innenhöfen war der Wendekreis der Feuerspritze das Maß aller Dinge. Statische Berechnungen zum Bauantrag zu fordern, ist eher jungen Datums und in Holzbalkendecken liegen zudem überhaupt keine Eisen.
Wir haben bei uns einfach an einer Stelle mal aufgemacht und uns angeschaut wie die Decken aufgebaut sind, welche Balken in welche Abständen wir haben. Alles schön notiert.
Holzbalkendecken sind sehr bauforensikfreundlich, aber das betrifft im hier vorliegenden Fall nur diejenige zwischen DG und Spitzboden, die aufklärungsbedürftige Decke ist hier jedoch diejenige zwischen EG und DG.
 
Araknis

Araknis

Wir haben aktuell ein sehr ähnliches Projekt und haben uns gerade für den Abriss und kompletten Neubau entschieden. Da das Haus aktuell einen Keller hat, ist das Loch für einen neuen Keller dann zumindest schon mal da. Das Haus ist ein unterkellerter Bungalow mit knapp 80 m² im EG auf fast vierstellig großem Land in sehr guter Lage, hat aber ansonsten keinerlei Wert oder Besonderheiten, das es unbedingt erhaltenswert macht. Die Substanz ist (leider) ziemlich gut, weswegen der Abriss ein ganz klein wenig weh tun wird.

Gründe nach zwei Architektenterminen waren letztlich:

- Aufstocken fällt aus, weil dann im EG der Fußboden wegen Fußbodenheizung erhöht werden müsste und dann sämtliche Fenster und Türen zu niedrig wären, man müsste dann so viel am Stein tun, dass man das EG auch gleich neu machen könnte
- Abreißen des EG bis auf Keller fällt aus, weil es zu viele Kompromisse bedeuten würde (Leitungen, Zugänge, Grundriss an sich), zudem lehnt sich ein Anbau ans EG
- große Unsicherheiten bei der Kalkulation bei so ziemlich jedem Gewerk wegen "müssen wir mal schauen, was uns erwartet"

Die Statik hätte es hergegeben, aber die Kombination aus zu vielen Kompromissen und Unwägbarkeiten war's dann letztlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
11ant

11ant

Wir haben aktuell ein sehr ähnliches Projekt und haben uns gerade für den Abriss und kompletten Neubau entschieden.
Das hoffe ich hier nicht und halte es sehr wahrscheinlich für mehr als nicht notwendig.
Da das Haus aktuell einen Keller hat, ist das Loch für einen neuen Keller dann zumindest schon mal da. [...] Abreißen des EG bis auf Keller fällt aus, weil es zu viele Kompromisse bedeuten würde (Leitungen, Zugänge, Grundriss an sich)
D.h. Ihr macht nun einen Tiefabriß und benutzt außer der Baugrube nichts weiter, obwohl OKKD auch höhenmäßig gepaßt hätte ?
 
Zuletzt aktualisiert 24.11.2024
Im Forum Bauplanung gibt es 4898 Themen mit insgesamt 97893 Beiträgen


Ähnliche Themen zu Einfamilienhaus vergrößern & kernsanieren oder Abreißen und Neubauen?
Nr.ErgebnisBeiträge
1Grundriss Einfamilienhaus Hanglage mit Keller 19
2Grundriss Einfamilienhaus ca. 200qm mit Keller - Hinterbebauung 20
3Grundriss Einfamilienhaus mit Keller 19
4Grundriss Einfamilienhaus 2 Vollgeschosse +Keller ca. 130m² Wohnfläche 30
5Grundriss Einfamilienhaus ca. 190qm mit Keller auf Millimeterpapier 78
6Detailplanung Grundriss Einfamilienhaus mit Keller und Einliegerwohnung 28
7Grundriss Einfamilienhaus ohne Keller, 3 Kinderzimmer und Büro 18
8Grundriss Einfamilienhaus mit Keller und Garage 50
9Grundriss für Einfamilienhaus 210 m² + Keller - Eure Meinungen 16
10Kritik an Einfamilienhaus-Grundriss erwünscht (~175m2/0,9m Kniestock/Keller) 16
11Grundriss Einfamilienhaus 190m2 mit Keller Feedback? 41
12Grundriss und Aufstockung eines Hauses - Baujahr 1966 31
13Einfamilienhaus (2Etagen+Wohn-Keller+ausgebautes Dach) etwa 200qm -Änderungen 162
14Eingeschossiges Haus + Spitzboden für 2 Personen 14
15Grundriss und Ansichten zu Einfamilienhaus mit ca. 160 m² in Hanglage 74
16Grundriss Optimierung - 160 qm Einfamilienwohnhaus 21
17Grundriss 9x11.30m, 4 Personen, 2 Büros 27
18Einfamilienhaus 220qm mit Keller auf 700qm Grundstück 41
19Erstes Angebot, 157m2 mit Keller, KFW 70, Garage 14
20Finanzierung Bauvorhaben Einfamilienhaus 140qm + Keller (Bayern) 34

Oben