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In der Realität funktioniert das Spiel nicht so einfach, wie sich die Gemeinde das vorstellt. So wie ich Dich verstanden habe, darfst Du als Bewerberin mit der z.B. siebthöchsten Punktzahl vor dem Konkurrenten mit der nur achthöchsten Punktzahl ein Grundstück wählen. Aber es kommt oft dazu, daß zwei oder mehr Bewerber eine gleichhohe Punktzahl haben; und noch öfter dazu, daß mehrere Bewerber dieselben Favoritengrundstücke angegeben haben. Nehmen wir an, Du wärest auf Platz 7 der Liste und hättest vier Grundstücke angeben dürfen, Deine Favoritenrangfolge sei D, M, U, C. Auf Platz 8 steht jemand, der K, A, U, J angegeben hat. Die sechs Bewerber vor Dir haben so gewählt, daß A, C, D, K, M und R schon weg sind. Damit fallen D und M für Dich weil schon gewählt weg, Dir bleiben U und C. Davon wählst Du nun U, was damit für den nächsten Bewerber weg ist, weil Du vor ihm wählen durftest. Hat Dein Konkurrent dieselbe Punktzahl und steht nicht auf Platz 8, sondern mit Dir auf Platz 7, dann wäre von den noch verfügbaren Grundstücken U für Euch beide das liebste Grundstück und es muß wohl gelost werden (oder er nimmt J und konkurriert nicht mehr mit Dir um U.Wir stehen auf der Bewerberliste für ein Grundstück einer Gemeinde. Laut Bauamtsmitarbeiter der Gemeinde hätten wir gute Chancen auf einen Zuschlag, da wir vier Kinder haben. Die Grundstücke werden nach einem Punkteplan vergeben (z.B. ob man ortsansässig ist, wie viele Kinder man hat, ob man ein Ehrenamt ausübt usw.). Der mit der höchsten Punkteanzahl erhält zuerst ein Grundstück, dann der zweite usw.
Was bedeutet denn aber nun "einen Zuschlag erhalten"? Soweit wir es verstanden haben, erhält man dann sofort ein Grundstück, egal wie viele Punkte man bei den Auswahlkriterien erreicht? Oder wie ist das zu verstehen? Und wer entscheidet, wer einen Zuschlag erhält?
Je nach dem, wie dumme Gesichter die Mitarbeiter auf Deinem Bauamt machen, um so mehr überrascht sie dieses Phänomen der Realität, die komplexer ist als ihre Theorie.
Das gilt übrigens sinngemäß auch für andere Verfahren, wo beispielsweise nicht die Punkterangliste herunter abgearbeitet wird, sondern die Liste der Grundstücke. Dann würde Dein vierter Favorit C vor Deinem ersten Favoriten D an der Reihe sein und es wäre Dein "Glück", daß von den ersten sechs Bewerbern schon jemand C weggeschnappt hat.
Du siehst: so oder so, Praxis bleibt immer komplizierter als Theorie (und die Schlauenverteilung auf dem Bauamt ist ungefähr dieselbe wie beim Schulamt, Jugendamt oder Kulturamt).
Und Du siehst hoffentlich auch, daß es nicht schadet, wenn Du die Vergabeweise genauer in Erfahrung bringst.