Ich wiederhole mich wenn ich sage, dass die jahrelange Abwanderung aus der Baubranche in die Industrie dazu geführt hat, dass kaum mehr einer das Handwerk das er ausführt von Grund auf erlernt hat und das sieht man jetzt.
Das war auch das wesentliche Motiv meiner Demission aus der Fensterbranche (beginnend vor bald zehn Jahren), daß man qualifizierte Einbauer schwerer bekam als einen Termin beim Facharzt.
Das ist sehr wahr. Mein Mann ist gelernter Gartenlandschaftsbauer und kann Baustellen nicht einen Tag verlassen, da die ganzen Hilfsarbeiter ohne Anweisung und Überwachung nicht wissen was sie tun. Im Grunde bestehen die Teams in seinem Unternehmen mit Glück aus 2 gelernten, der Rest sind Quereinsteiger oder Hilfsarbeiter ohne Berufsausbildung.
Ja, die Zeiten mit einer 50%igen Examiniertenquote (jedes Zweierteam ein Geselle und ein Helfer) sind vorbei. Mittlerweile sind sogar ganze Kolonnen mit einem zumindest mehrjährig erfahrenen Angelernten an der Spitze eine Seltenheit.
Architekten habe ich 10 im Freundes- und Arbeitskreis um mich versammelt aber selbst die die auch gebaut hatten, hatten während oder nach dem Bau teils massive Probleme bis hin zum Gerichtsverfahren und inzwischen dritten Gutachten.
Architekten zu kennen oder selber einer zu sein allein genügt leider nicht.
Ich bereue es, nicht in Eigenvergabe gebaut zu haben…
Wir bauen mit GU.
Ein wesentliches Problem vieler Bauherren ist ihre völlig wirklichkeitsfremde Vorstellung davon, was ein GU überhaupt ist (und auf welchen Wegen er es mehr oder weniger erfolgreich versucht / versuchen kann, sein Festpreis-Gegenleistungsversprechen zu erfüllen). Aber wie jemand mit zehn Architekten im Freundeskreis von diesem Phänomen keine Ausnahme sein kann, mußt Du mir bei Gelegenheit mal näher erläutern.
Heutzutage ist das meines Erachtens nach reine Glücksache wie das abläuft wenn man bauen lässt. Und dabei spielt es keine Rolle ob GU, BT oder Einzelvergabe.
Da muß ich als jemand, der seine Brötchen wesentlich mit mit diesem Pappenheimercasting verdient, entschieden widersprechen. Der BT ist auf dem eigenen Grundstück natürlich schon mal raus, aber dennoch zu Recht von Dir in dieser Aufzählung mit genannt (weil das Phänomen um BT-Kunden keinen prinzipiellen Bogen macht). In diesem Punkt unterscheiden sich GU und BT wesentlich nur dadurch, wer das Grundstück ins Bauvorhaben einbringt - ihre Beschäftigtenqualität ist prinzipiell dieselbe. Wo es allerdings einen gigantischen Qualitätsunterschied gibt, ist zwischen a) GU, die an Ausschreibungen teilnehmen und b) GU, zu denen naive Bauherren anstatt Ausschreibung hingehen. Das wiederhole ich aus gutem Grund, bis es das letzte potentielle Opfer begriffen hat.
Du stehst bei keinem der genannten Konstellationen 8 Stunden mit auf dem Bau und weist die Leute an.
Führung ist ein wichtiges Thema. Und auch daß man Bauleiter und "Bauleiter" nicht verwechseln darf, sage ich wie eine Gebetsmühle. Bei meinen Klienten beginnt die Bauqualitätssicherung nicht erst mit der Kontrolle, denn vor der Kontrolle kommt die Prophylaxe und Prävention. Das bedeutet für die Bauherren zuerst ein strenges Maßhalten mit Individualplanungssucht und Detailgimmicks. Außerdem gehört in eine Detailplanung nicht nur der zeichnerische Teil mit der Darstellung von Ausführung und Anschlüssen, sondern auch die Schwerpunktsetzung bei der Kontrolle. Kontrolle bedeutet wohlgemerkt nicht das Erwischen beim falsch Machen !
Ein unterschätzter, wesentlicher Hebel liegt darin, mindestens im Rohbau bevorzugt ein Katalogmodell mit Serienerfahrung zu nehmen. Schritt Zwei ist dann, das Haus nicht mit Details zu überfrachten.