Puh, hier mag so mancher was vom Hausbau verstehen, bei Finanzen wird es hier und da aber offensichtlich schnell duster, wenn ich lese "die Zockerei". Zudem gibt es Kommentare, die sich echt nicht gehören ("Ihr könnt noch so geizig sein!" - "Dann viel Spaß beim Zocken!" - "Weniger Netto als ein Daimler-Fließbandarbeiter!")
Auch so anmaßende Ratschläge, wie "gewöhnt Euch daran aufzurunden, damit ihr nix vergesst" sind natürlich vollkommen fehl am Platz. Die exakten Zahlen geben mir als Beobachter eher ein gutes Gefühl: Hier rechnet jemand nicht - wie viele andere - pi mal Daumen, sondern hat einen exakten Überblick über seine Finanzsituation. Das ist lobenswert. Solche Menschen neigen eher nicht dazu etwas zu vergessen und sie neigen vor allem auch nicht dazu die Gesamtsumme im Kopf nicht aufzurunden. Im übrigen kann man natürlich investiertes Geld als Eigenkapital einbringen, ohne sein Depot aufzulösen - halt mit deutlich vermindertem Beleihungswert.
Fassen wir die Situation mal zusammen:
Gesamtvolumen: 800k
Eigenkapital:
210k vorhanden
130k gibt es von den Eltern
25k bringt das Auto
===============
365k Eigenkapital
Monatliche Nebenkosten des Hauses: ca. 400€ (Schornsteinfeger, Hausversicherung, Hausratversicherung, Müll, Wasser/Abwasser, Rücklagen 1€/qm²/Monat etc.
Verringert sich unser Saldo auf 2.762€ (+ nicht mehr benötigte Miete von 559€) = 3.321€
Frau in Elternzeit (65% vom Netto-Durschnitt) + Kindergeld sind 481€ weniger + zusätzliche Kosten von 200€/Monat das Kind. Wenn die Frau wieder arbeite wird, wird es 50% bzw. 30h/Woche werden --> also ca. 65% vom Ursprungsgehalt bleiben.
Verringert sich unser Saldo auf 2.081€ (+ nicht mehr benötigte Miete von 559€) = 2.640€
Ich würde alle Salden um 600 Euro reduzieren, weil ich mit der Rendite des Depots nicht fest rechnen würde. Das wird langfristig funktionieren, aber das als monatliche Einnahme fix zu werten, erscheint zumindest gewagt. Wenn es mal 30% runter geht - und das wird es - fühlt sich das nicht gut an. Und dann braucht es eh "Eier" das auszusitzen - das wird nicht einfacher, wenn das Haus von hinten drückt ;) Seht dieses Geld lieber als Puffer.
Dann geht der Saldo, nach nicht mehr benötigter Miete, runter auf ca. 2.000 Euro.
Bei 600k Darlehen und 1% Zins + 2,5% Tilgung liegen wir bei einer Rate von 1.750 Euro.
Ich würde also in dieser Situation, am Eigenkapital drehen wollen: Wenn ihr die 130k der Eltern und das volle Depot einbringt (inkl. Auto und 60% Beleihung auf das Depot würde ich annehmen) landet ihr bei 280k Eigenkapital - ergo bei 520k Darlehen und einer Rate von 1.500 Eur. Hat den Vorteil, dass das Geld im Depot sich weiter vermehren darf.
Alternativ: Depot auflösen, davon 180k nehmen + 25k Auto + 130k Eltern = 335 Eigenkapital, ergibt 465 Darlehen = Rate von 1.350 Eur.
Risiken scheinen mir bis hierhin überschaubar, zumal notfalls solvente Eltern im Hintergrund sind.
Ganz persönlich weiß ich allerdings nicht, ob das jemand so machen sollte, dessen Hobby "Geld vermehren" lautet :) Ihr befindet Euch ja in einer komfortablen Situation und all das Geld, was ihr ins eigene Haus steckt, lässt sich woanders besser vermehren. Wenn es Euch also beim Hauskauf um Investition geht, würde ich das überdenken - wenn es eine Lifestyle-Entscheidung ist, dann "Go for it!"