Wir würden unser Reihenhaus wieder mit Bonava (vormals NCC) bauen. Das hier ist also eine Empfehlung!
Aber:
1. Es ist eine sehr knappe Entscheidung.
2. Die Empfehlung gilt nur unter der Bedingung, dass du das Geld für einen Gutachter hast und auch ausgeben willst. Und zwar noch vor Vertragsunterzeichnung um noch möglichst viel zu gestalten.
Ob man mit oder ohne Gutachter arbeiten möchte ist eine Entscheidung zwischen:
1. Ruhig schlafen und stressfrei bauen, dies entspricht dem Motto: “Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß” oder
2. Möglichst viel wissen, dadurch auch viel Stress haben und so viel kämpfen wie wir es uns vorher nicht hätten vorstellen können.
Der Bezeichnung “Gutachter” ist keine geschützte Berufsbezeichnung, deshalb ist die Auswahl eines guten Gutachters nicht leicht. Die Verbraucherzentrale kann hier eine Empfehlung aussprechen. Dorthin zu gehen ist für die Finanzierungsberatung ohnehin gut investierte Zeit. Dort wurde uns der Verband Privater Bauherren (Verband Privater Bauherren) empfohlen.
Die Verbraucherzentrale riet uns, für den Baugutachter 5000 € einzuplanen, daraus wurden circa 6000€. Der Betrag klingt zwar hoch, ist aber nach unserer Erfahrung nötig. Als Laie hat man realistisch gesehen keine/wenig Ahnung vom Bau. Wir haben im Internet einige verärgerte und emotionsgeladene Berichte über Bonava gefunden. Gefühle und Emotionen sollten nach Möglichkeit nicht in die Verhandlungen eingebracht werden, dadurch werden die Diskussionen sehr schnell unsachlich.
Wir empfehlen unseren Gutachter Herrn Dr. Brunzel vom Verband Privater Bauherren klar weiter. Allerdings hat Bonava erwähnt, dass er kein gern gesehener Gast mehr ist. Man sollte ihn vor dem Notartermin daher nicht erwähnen. Er hat sein Honorar mehr als wieder herein geholt, wobei uns aber lieber gewesen wäre, wenn es keine Mängel und damit auch nichts zu holen gegeben hätte. Beim Hausbau bekommt man offenbar keine 100%. Das war für uns schwer zu akzeptieren, weil wir in exakten Berufen arbeiten. Allerdings sind offene Mängel nach Baubeendigung aber offenbar unvermeidbar. Weder unser Bauprojekt noch die Projekte in unserem Umfeld waren da eine Ausnahme.
Der Bauleiter und der Polier von Bonava waren beide kompetent und engagiert. Sie haben beide auch einige Sonderwünsche ausgeschlagen, aber immer verständlich begründet. Allerdings haben auch beide jeweils an anderen Stellen selbstständig Vorschläge für Sonderwünsche aufgebracht. Der Ausstattungsberater und der Verkäufer hingegen waren weniger kompetent als erwartet. Besonders enttäuscht hat uns der Projektleiter. Das Feedback kennt er, da wir es mit ihm persönlich diskutiert haben. Mehr Details werden wir hier nicht schreiben, da wir jetzt nach langatmigen Diskussionen fast alles bekommen haben was wir haben wollten. Wir schreiben diesen Bericht nur um anderen Käufern zu helfen.
Die meisten, der für uns interessanten, Baugrundstücke wurden von Bauträgern vertrieben. Das wichtigste Kriterium für unsere Entscheidung war die Lage. Da wir gerne an der exakten Stelle das Haus haben wollten, war die Firma Bonava festgesetzt und nicht von uns ausgewählt.
Es gibt eine Prämie für „Käufer werben Käufer“. Dies wird auf der Homepage leider nicht öffentlich beworben. Die Infos dazu kann der Verkäufer liefern. Mit einem Käufer konnten wir die Prämie schon nutzen und unter uns aufteilen. Durch unsere vorhergehenden Erfahrungen konnten wir ihm auch unsere Vertragsänderungen als Vorlage geben.
Viele unserer Nachbarn haben wir schon während der Bauphase kennengelernt. Wir waren regelmäßig auf der Baustelle und haben sie dort zufällig getroffen oder über unsere Mailingliste kennengelernt. Die war bei Google zu finden. Dadurch konnten auch einige Probleme und Lösungen besser verteilt werden. Bonava neigt dazu das Wissen nicht gleichmäßig zu verteilen, sondern nur einige wenige über Sachverhalte zu informieren. Wenn man einen umfassenden Kenntnisstand haben möchte, dann muss man sehr häufig und recht penetrant nachfragen oder man tauscht sich mit anderen darüber aus.
Man muss nicht alles als gegeben hinnehmen.
1. Einige Klauseln im Kaufvertrag können verhandelt werden. Auch hier hat uns unser Gutachter gut unterstützt. Zusätzlich haben wir eine Liste unserer Sonderwünsche und unsere Grundrissänderungen vor dem Notartermin unterschreiben lassen. Damit war das Gesamtprojekt vor dem Notartermin klar.
2. Die gestellten Forderungen sollten immer hinterfragt werden. Wir haben drei falsch gestellte Rechnungen abgewiesen (falscher Rechnungstext, zu früh, Mängel noch ausstehend). Dies war jedes Mal erfolgreich. Außerdem wurde zum Beispiel eine Bankbürgschaft zu früh zurückgefordert, dabei existierte die nötige Auflassungsvormerkung zu dem Zeitpunkt noch nicht. Das wurde ebenfalls erfolgreich zurückgewiesen. Wenn ein- oder zweimal Fehler beziehungsweise Ungereimtheiten auftreten, wäre das vertretbar, aber man macht sich schon so seine Gedanken.
Ein wichtiger Punkt weiterhin ist, dass der Bauträger nicht umfassend berät. Dem Bauträger ist vorrangig die Gewinnmaximierung wichtig. Eine von Herrn Dr. Brunzels Empfehlungen war zum Beispiel eine automatische Abluft. Zwei Häuser in unserer Siedlung hatten zwei Monate nach Einzug Schwarzschimmel in den Laibungen unter den Dachfenstern. Das Wasser lief bei kalten Temperaturen an der Wand herunter. Bonava empfahl um das Problem zu beheben dreimal täglich eine Stoßlüftung vorzunehmen. Das ist aber einfach unrealistisch bei der arbeitenden Bevölkerung. Die Aereco-Abluft kommt auch im Winter mit drinnen trocknender Wäsche sehr gut zurecht. Allerdings haben wir sie an Bonava vorbei einbauen lassen. Wir hatten uns von Bonava eine Abluftanlage gewünscht, als es um den Notarvertrag ging, haben dort aber eine klare Absage bekommen. Als der Projektleiter von unseren Nebenabsprachen erfahren hatte und fragte “Warum haben Sie denn nichts gesagt?” konnten wir nur auf unsere E-Mail mit den Wünschen zur Sonderausstattung verweisen. Die Option der Nebenabsprachen gibt es also auch, wenn eine Ausstattung unbedingt eingebaut werden soll. Allerdings sollte hier zur Kenntnis genommen werden, dass im Notarvertrag ein Verbot dagegen erwähnt wird.
Generell gilt, dass alles was euch wichtig erscheint, im Abnahmeprotokoll aufgeschrieben werden sollte und auch aufgeschrieben werden darf. Es kann dabei durchaus zu Diskussionen kommen. Juristisch ist das klar laut unserem Anwalt. Der Projektleiter von Bonava war aber zunächst der Meinung, er sei Protokollführer und bestimme den aufgeschriebenen Wortlaut. Er darf aber nur seine Ergänzungen bestimmen. So war eine längere Diskussion nötig und unsere Abnahme dauerte 7,25h (!). Wir waren zwischenzeitlich sehr kurz davor abzubrechen, was rückblickend gut für unsere Verhandlungsposition war.
Unsere Wohnung würden wir wieder erst nach der erfolgreichen Abnahme kündigen. Da noch viele Dinge schief gehen können, ist das ein gutes Druckmittel. Falls die Abnahme schief läuft und man verweigern möchte, hat man nicht gleich ein Wohnungsproblem. Unser Mietvertrag hatte eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Das kommt zu dem Budget dazu, was man einplanen sollte. Zwei Monate haben wir nach der Abnahme allerdings ohnehin benötigt, bis die Wände bunt waren, die Küche eingebaut war und das Parkett gelegt war. Unser Parkett verzögerte sich um drei Wochen, da der Estrich zu feucht war und zunächst trocken geheizt werden musste.
Falls ihr auch Ambitionen hegt euch in das Abenteuer zu stürzen, wünschen wir euch viel Erfolg und starke Nerven. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Linda und Martin