Es gibt aus meiner Sicht folgende Möglichkeiten, Festnetztelefonie in einem mehrgeschossigen Einfamilienhaus zu ermöglichen:
Option 1 -- TAE-Anschluss ins EG/OG verlagern
Üblicherweise liegt der Zugangspunkt für die Internetverbindung (egal ob per DSL, Kabel oder Glasfaser) im Keller des Hauses. Im Fall einer DSL-Verbindung wäre das die TAE-Dose, zu der sich der Router (genauer gesagt das DSL-Modem) verbinden muss. Technisch lässt sich natürlich diese TAE-Dose auch in ein anderes Geschoss verlagern.
Falls der Router (wie bei einer Fritzbox) auch als DECT-Basisstation fungieren soll, kann die Fritzbox auch ebenso problemlos außerhalb des Kellers aufgestellt werden, wo die DECT-Reichweite günstiger ist. Der Nachteil an dieser Variante ist jedoch, dass man sich dadurch auch auf den Standort der TAE-Dose in einem Wohnbereich festlegt und andere Netzwerkkomponenten (Patchfeld, Switch, NAS, etc.) ggf. wieder an anderer Stelle (bspw. im Keller), und damit nicht an derselben Stelle wie der Router, stehen.
Option 2 -- DECT-Repeater
Eine recht simple Lösung, falls die DECT-Basisstation im Keller stehen sollte, bietet ein DECT-Repeater. AVM bietet einen passenden DECT-Repeater für etwa 70 Euro an, der nur an passender Stelle an einer Steckdose platziert werden muss. Passend meint dabei: idealerweise zwischen der Basisstation (Fritzbox) und dem Punkt, der am weitesten entfernt noch das DECT-Signal empfangen soll.
Der Nachteil an der Lösung ist, dass ein solcher DECT-Repeater zusätzliche Kosten in Anschaffung und Betrieb verursacht, eine passende Steckdose an günstiger Stelle erfordert und diese dann dort blockiert. Ferner muss man wissen, dass der AVM DECT-Repeater nur eine eingebaute Verschlüsselung der DECT-Telefonie zwischen AVM-Geräten (Fritzbox und Fritzfon) unterstützt, aber nicht zu Drittherstellern (z.B. Gigaset).
Option 3 -- Zweite Fritzbox
Durchaus beliebt bei einigen Haushalten ist die Verwendung einer zweiten Fritzbox, die ebenfalls DECT-Telefonie unterstützt. So könnte man die eine Fritzbox als Internet-Zugangspunkt im Keller aufstellen, während eine andere bspw. im Obergeschoss als WLAN- und DECT-Zugangspunkt fungiert. AVMs FritzOS bietet mittlerweile sehr komfortable Mesh-Funktionen, wodurch die Konfiguration spielend einfach und auch deutlich weniger fehleranfällig ist.
Nachteilig an der Verwendung einer zweiten Fritzbox ist, dass sie ebenfalls (idealerweise) mit einem LAN-Anschluss und einem Stromanschluss versorgt werden muss und demgemäß auch Platz im Raum einnimmt. Außerdem kann ein Telefon per DECT zu jeder Zeit immer nur mit einer der beiden Fritzboxen verbunden sein. Ein Roaming zwischen den Funkzellen, wie bei WLAN heutzutage üblich (man läuft vom Dachgeschoss in den Keller) ist damit nicht möglich. Auch Kurzwahlen sind auf eine Fritzbox beschränkt.
Option 4 -- Separate DECT-Station
Nun muss man nicht zwangsläufig die eingebaute DECT-Station der Fritzbox nutzen. Es gibt auch eigene DECT-Basisstationen, wie bspw. die Gigaset Pro N670 IP DECT für etwa 100 Euro. Diese ist ausgesprochen ausgereift und genau auf ihren Zweck hin programmiert. Sie erlaubt es auch, per Power-over-Ethernet (PoE) versorgt zu werden und ist dadurch nicht auf eine separate Steckdose angewiesen.
Nachteilig an dieser Variante ist, dass man dadurch in einem anderen Ökosystem unterwegs ist. Das bedeutet, dass man die komfortablen Dienste der Fritzbox wie integriertes Adressbuch oder Anrufbeantworter (inkl. Benachrichtigung per Mail) nicht zugreifen kann. Ebenso sind die durchaus charmanten Funktionen eines Fritzfons damit dann nicht nutzbar und die DECT-Verbindung zwischen einem Fritzfon und einer solchen DECT-Basisstation würde unverschlüsselt erfolgen.
Für das Adressbuch bietet die Gigaset-Lösung aber immerhin den Zugriff auf ein externes Adressbuch per LDAP an, das beispielsweise auch in einem lokalen NAS liegen könnte. Für den AB bieten einige Internetanbieter wie 1&1 auch zentrale Lösungen an. Also eine Frage der Abwägung.
Option 5 -- DSL-Signal per LAN-Kabel verlängern
Die letzte hier aufgeführte Option erfordert eine Doppeldose, an die die Fritzbox angeschlossen werden kann. Doppeldose deshalb, weil das DSL-Signal zuerst bis zum ersten Anschluss verlängert wird, an dem die Fritzbox das DSL-Signal erwartet, um dann über den zweiten Anschluss dem Netzwerk den Zugang zum Internet zu ermöglichen.
Konkret sieht es so aus: falls die TAE-Dose im Keller liegt, kann man von dort das (RJ45-)Ende des DSL-Kabels bis in den Anschluss am Patchfeld führen, das zur Fritzbox führt. Am anderen Ende führt ein gewöhnliches Patchkabel das Signal dann von der Anschlussdose an den DSL-Anschluss der Fritzbox. So wird das DSL-Signal über das Verlegekabel einfach verlängert.
Nun muss ein zweites Patchkabel von der Fritzbox an die zweite Anschlussdose gehen, so dass der Router (die Fritzbox) auch im Netzwerk verfügbar gemacht wird. Natürlich muss hier ein Switch beim Patchfeld die einzelnen Netzwerkanschlüsse untereinander vernetzen.
Nachteilig an dieser Variante ist, dass auch hierfür ein Platz mit einer Doppeldose und einem Stromanschluss für die Fritzbox 'geopfert' werden muss. Allerdings bietet die Fritzbox selbst ja auch wieder weitere Netzwerkanschlüsse, die an der Stelle direkt verwendet werden können.
Hat man viele Doppeldosen über das Haus verteilt, ist man umso flexibler, die Fritzbox (und damit auch die DECT-Basistation) zu platzieren. Und sollte man einmal eine andere Lösung verwenden oder gar keinen Bedarf mehr an DECT haben, so kann man die Fritzbox einfach wieder entfernen.
FAZIT
Wenn man keinen DSL-Anschluss hat, entfallen ein paar Optionen. In unserem Einfamilienhaus haben wir auch eine Fritzbox im Einsatz als DSL-Modem und die DECT-Telefonie. Für WLAN nutzen wir hingegen drei Unifi NanoHD Access Points. Wir hatten zuerst Option 5 im Einsatz, was gut funktioniert hat. Da ich das Setup nicht so aufgeräumt fand, habe ich mal ausprobiert, die Fritzbox im Serverschrank im Keller zu platzieren. Und tatsächlich kriegen wir damit noch im Dachgeschoss das DECT-Signal. Ferner bietet AVM ja auch die FritzFon-App an -- das hat zur Folge, dass bei einem Anruf auch immer das Smartphone klingelt, welches ja üblicherweise immer bei einem ist, und wir das Fritzfon nur noch selten nutzen.