Hallo,
und jetzt mal Hand aufs Herz! Habt ihr beim Bau eures Traumhauses einen unwiderruflichen, fatalen Fehler gemacht, auf den Keller verzichtet & bereut es jetzt nachträglich?
Wenn ich so auf die übergebenen BV schaue, hat nur ein verschwindend geringer Teil mit Keller gebaut. Einige hätten es sich durchaus Leisten können, andere haben stattdessen lieber oberirdisch Geld investiert. Bei anderen wiederum hat sich das Thema im Vorfeld infolge der hohen Grundstückspreise bereits erledigt.
Ich kann aber feststellen, daß sich tatsächlich nur dann ein Keller - trotz erheblicher Mehrkosten - lohnt, wenn er auch genutzt wird; nicht nur die ersten beiden Jahren, weil es so schön ist, einen zu haben. Es ist nämlich eine Mär zu glauben, daß ab Hausbezug in der kalten Jahreszeit immer im Keller gefeiert wird
Das Thema Keller entstammt einer Zeit, wo es unverzichtbar war, einen zu haben. Nahezu jeder Haushalt hatte einen Nutzgarten; die Früchte des Gartens mußten ja irgendwo gelagert werden. Ich kann mich gut daran erinnern, von Ostern (Garten umgraben) bis zum 1. Frost (Porree) im Garten arbeiten zu müssen; nicht so dolle als Kind (jedes Familienmitglied mußte mit ran), aber unverzichtbar für den Lebensunterhalt der Familie. Der Keller platzte unterjährig förmlich vor Kartoffeln (früh + spät) und Gemüse aller Art.
Ab Start Aldi änderte sich das sukzessive; Aldi hat seinen enormen Erfolg damit begründet, die Berlin-Reserven der Bundesrepublik aufzukaufen. Plötzlich mußten Erbsen nicht mehr von Hand gepult, Bohnen geschnibbelt, Obst gepflückt und eingekocht werden ... und das alles zu einem unschlagbar günstigen Preis, der die mühselige Gartenarbeit irrsinnig erscheinen ließ. In der Folge wandelten sich Gärten peu á peu zu reinen Ziergärten. Ab diesem Zeitpunkt zeigte sich aber auch das Phänomen, daß vorhandene Keller als Lagerstationen für alles diente, "was ja noch mal gebraucht werden könnte". nicht selten wurden die so gelagerten "Schätze" in späteren Jahren ungenutzt dem Sperrmüll überantwortet. Bis dahin hatten sie es aber "gut"
Ich habe dieser Tage jungen Leuten gegenüber gesessen, wo ein Partner gelernter Tischlermeister ist. Sie möchten mit Keller bauen und "natürlich" soll im Keller ein Werkraum entstehen. Jetzt war mein Großvater ebenfalls Schreinermeister und ich weiß sehr genau, welche Diskussionen um Lärm (Kreissägen erreichen Werte, da platzt einem der Kopf) und Staub in diesem Haushalt zukünftig geführt werden. Ich bin mir relativ sicher, daß sich der Traum des Bauherren recht schnell in Luft auflösen wird; so es zum Kellerbau kommt. Dann war es ein recht teurer Traum
Wer darüber nachdenkt, einen Keller zu bauen, sollte sich sehr klar darüber sein, zu welcher Verwendung der unterirdische Raum dienen soll. Zum bspw. gelegentlichen Tischtennisspiel - macht imho bei schönem Wetter und draußen wesentlich mehr Spaß - ist es eine teure Entscheidung. Will heißen, Niemand sollte der irrigen Annahme unterliegen, daß - nur weil es durch Keller möglich ist - der Jahreszeitenverlauf und damit die üblichen Aktivitäten - auf einmal ganzjährig im Keller stattfinden werden. Wird dagegen gerne und regelmäßig Snooker gespielt und der Tisch findet keinen oberirdischen Platz, ist ein Keller durchaus eine 2. Überlegung wert.
Bei den Kunden, wo wir einen Keller gebaut haben, wird er regelmäßig und ganzjährig genutzt. Bei einigen als Büro, bei anderen als regulärer Wohnraum und wiederum andere haben sich einen kleinen Wellnesstempel im Keller eingerichtet. Allen Verwendungsarten ist gemein, daß sie dauerhaft ausgeübt werden und nicht nur einen Traum widerspiegeln
HTH
Liebe Grüsse, Bauexperte