Wenn 2000,00 € übrig bleiben - Haus bauen oder nicht?

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R

rwurzer

Hallo liebe Hausbau-Experten,

ich (25) und meine Freundin (22) überlegen, ob wir ein Haus bauen.

Momentan wohnen wir beide in meiner Wohnung, die im Obergeschoss meines Elternhauses liegt; daher haben wir keine Mietkosten.

Wir verdienen gemeinsam 3345,00 € netto. Davon werden noch mal ca. 280,00 € für meinen Firmenwagen abgezogen. Macht also ca. 3050,00 € die wir netto zur Verfügung haben.

Ich habe mal einen Haushaltsplan aufgestellt und komme zu dem Ergebnis, dass wir mit allen Ausgaben (Auto, Versicherungen, "Luxus", Essen gehen, Kino, Ausflüge, Klamotten usw. usw.) monatlich ca. 2000,00 € netto zur Verfügung haben.

Jetzt meine Frage: wie viel netto bleibt Euch denn monatlich übrig? (alle Kosten abgezogen)

Dann eine weitere Frage: wie viel habt ihr netto übrig und wie viel davon ist dann tatsächlich Zins + Tilgung?

Vielen Dank
 
emer

emer

Basiert der Haushaltsplan auf Tatsachen (also wurde der ein paar Monate geführt) oder Schätzungen?

Auf Erfahrungen anderer zu setzen ist faktisch nicht möglich.
Jeder lebt anders, es gibt regionale Unterschiede, mit Kind(ern) oder ohne.

Wir haben nach Abzug aller Kosten geplant im Monat im Schnitt 300€ über. Aktuell mehr, da wir derzeit noch Miete zahlen. Die ist aber niedriger als die Darlehensrückzahlungen ab nächstem Jahr.
Dann ist aber alles abgezogen. Von Müllgebühren über die Kfz Steuer und Essensgeld im Kindergarten bis zu PayTV und Rücklagen für Auto, Reparaturen etc...

Das dich aber nicht weiter bringen. Das Einkommen ist auch wesentlich höher.

Mit 1000 € im Monat auskommen, auch ohne Miete zu zahlen aber inkl. allen Luxus, essen gehen, Kino etc. finde ich sportlich. Liegt aber sicher an unserer Lebensweise.
 
Musketier

Musketier

Hallo rwurzer,

seid ihr sicher, dass ihr alle Kosten berücksichtigt habt?

Den großen Posten "Auto" habt ihr ja als Firmenwagen.
Hier solltet ihr beachten, dass bei weiterem Arbeitsweg und der Versteuerung nach der 1% Methode auch die Versteuerung mehr wird.

Habt ihr noch einen 2.PKW, dann solltet ihr auch die Abnutzung berücksichtigen. Da kannst du schon mal locker 200€-300€ für die Wiederbeschaffung ansetzen. Habt ihr für den 2. PKW auch Reparaturen, Reifen usw berücksichtigt?

Mit dem Hausbau schließt man zur Absicherung oft noch zusätzliche Versicherungen (Berufsunfähigkeit, Lebensversicherung) ab, sofern die noch nicht vorhanden sind. Dazu kommt noch die Altersvorsorge.

In deiner Aufstellung finde ich keinen Urlaub. Wir möchten trotz Hausbau auch jedes Jahr Urlaub haben und die Welt sehen.
Man kann sicher auch mal kleinen Urlaub machen, aber dauerhaft würde uns das nicht gefallen. Wir haben allein dafür ca. 250€ angesetzt.

Bitte auch die restlichen Reparaturen/Neuanschaffungen von Haushaltsgeräten nicht vergessen. Dieses Jahr der Kühlschrank, nächstes Jahr die Waschmaschine usw. Irgendwas gibt immer den Geist auf.

Was man gern auch etwas vergißt, sind Geburtstags/Weihnachtsgeschenke für Partner, Freunde und Familie.
Übers Jahr gesehen, summiert sich das auch auf.

Wenn man frisch von der Uni/aus der Ausbildung kommt, kommt man mit relativ wenig Geld aus.
Aber das ändert sich allmählich. Irgendwann will man nicht die abgepackte Wurst von A..i, L.dl und Co. mehr essen, sondern geht zum Fleischer. Beim Käse will man auch nicht mehr immer nur den einfachen Gouda. Hier 20 Cent mehr, da noch 10 Cent, das summiert sich. Mit der Einrichtung aus der Studentenbude ist man auch irgendwann nicht mehr zufrieden.

Dann kommen zusätzlich noch viele Nebenkosten auf euch zu. (Müll, Wasser, Hausversicherung, Grundsteuer, Strom, Heizung, Schornsteinfeger usw.) Die Banken setzen oftmals 2€/m². Ich rechne eher mit mehr. Dazu noch Instandhaltung fürs Haus.

Was ist mit Nachwuchs. Irgendwann geplant?
Da gehen die Kosten hoch und der Verdienst nach unten.



Unser Nachwuchs steht bald an. Dann haben wir in etwa auch die 3200€, jetzt etwas mehr. Ein Firmenwagen ist da schon abgezogen.
Wir leben nicht im Überschwang und schauen auch beide aufs Geld, aber unter Berücksichtigung aller Kosten und Rücklagen haben wir bei weitem keine 2000€ übrig. Wir haben wir uns für eine Rate von ca. 900€ entschieden. Alles was dann noch übrig bleiben sollte, wird sondergetilgt.
 
R

rwurzer

Hallo Musketier,

vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ja, ich bin den Haushaltsplan mehrmals durchgegangen und immer wiederkehrende Rechnungen eingesehen. Die Kosten müssten so stimmen.

Der große Posten "Auto" stimmt: Ich fahre einen Firmenwagen. Da bei mir aber NUR die 1%-Regelung greift (ich habe keine regelmäßige Arbeitsstätte), sind die Kosten somit fix. Das kann sich zwar in der Zukunft mal ändern. Dann habe ich evtl. eine regelmäßige Arbeitsstätte.

Für das zweite Auto haben wir schon viele Kosten eingerechnet, natürlich basieren diese alle auf Schätzungen, da man nicht weiß, ob eine Reparatur fällig wird oder nicht. Es ist aber mit eingerechnet. Was wir nicht eingerechnet haben, sind die 200-300€ für die Wiederbeschaffung, da diese dann wegfällt. Ist das zweite Auto kaputt, kann ich über Mitarbeiterleasing günstig ein Auto leasen (inkl. Steuern, Versicherung, Reifen, Kundendienst usw.) und muss dann nicht für 10.000,00 € ein Auto kaufen. Wir haben zwar dann trotzdem eine monatliche Belastung, aber die bewegt sich dann in dem momentanen Betrag (Zweitauto ist ein Polo und würde auch wieder einer werden).

Berufsunfähigkeitsversicherungen sind vorhanden. Lebensversicherungen haben wir beide nicht; werden wir auch nicht abschließen.

Allgemein haben wir denke ich nur die wirklich nötigen Versicherungen. Das sind BU und private Haftpflicht. Meine Freundin hat noch einen Bausparer, den ich hab ich z.B. nicht.

Klar kommen dann noch Kosten dazu, die wir aber noch nicht so konkret abschätzen können, da wir uns über den Energieplan für unser Haus noch nicht einig sind und nicht wissen, welche Bauweise wir bevorzugen sollen.

Ich tippe auch auf ca. 300-400,00 € Nebenkosten (ist das realistisch? - meine Eltern haben ca. 500,00 € Nebenkosten runtergerechnet aufs Monat; haben aber ein älteres Haus). Ich hoffe neu gebaute Häuser sind energieeffizienter.

Was habt ihr tatsächlich an Nebenkosten?

Ja, Nachwuchs ist geplant, allerdings erst in fünf bis sechs Jahren.

Wir hätten schon gerne ein Haus und sind der Meinung, dass wir 1200,00€ - 1500,00€ (Zins + Tilgung inkl. aller Nebenkosten) ausgeben können.

Wir haben einfach, sagen wir mal "Milchmädchenrechnung" aufgestellt: Ob wir jetzt 1000,00€ Wohnung warm + 500,00€ in einen Bausparer einzahlen oder ob wir direkt 1500,00€ mit allen Nebenkosten in unser Haus stecken, ist für uns irgendwie das Gleiche.

Wir sind ja noch sehr jung (manche sagen sogar zu jung um zu bauen). Ich denke aber, dass uns das Alter evtl. sogar zu Gute kommt, da wir die Tilgung ja auf einen längeren Zeitraum strecken können.

Klar wäre es schön, wenn das Haus in 25 Jahren abbezahlt wäre. Wir waren aber in einer Hausausstellung und haben uns dort von einer Architektin beraten lassen. Da wir kein Grundstück haben werden wir wohl an der Summe um die 400.000,00 € nicht rundum kommen.

Grundstück kostet ca. 100.000,00€. Dann bleibt fürs Haus "nur noch" 300.000,00. Ich denke das ist eh nicht sehr viel, wenn man bedenkt, man muss das Haus ja auch noch einrichten (bei Fehlaussagen, bitte korrigieren )

Ich bin neuerdings auch ein Feind von "Bauen mit Eigenkapital". Klar, es ist bei 95% der Banken Vorgabe, dass man ein gewisses Eigenkapital mitbringt. Es gibt aber auch Banken, die machen eine 100% Finanzierung.

Ich sehe einfach nicht die Möglichkeit mit einer Wohnung und Versicherungen in den nächsten 5-6 Jahren 50-100.000 € ansparen zu können.

Da der Zins auf einem Tiefpunkt ist, kann er ja nur noch steigen. Dann frisst der Zins doch sowieso mein vorhandenes Eigenkapital auf, oder nicht?

Ist es dann nicht besser, man baut sofort? (angenommen man kriegt das Geld und die Tilgung + Zins wären tragbar)

Vielen lieben Dank für Eure Antworten

rwurzer
 
B

backbone23

Ein Feind von Bauen ohne Eigenkapital? Aha.

Die Zinsen sind zwar niedrig, die Bau-/Grundstücks-/Immobilienpreise aber hoch.

Bei 400 T€ Darlehen wirst du mit deinen 1.500 € für Rate+Nebenkosten kaum hinkommen und wenn doch, wohl nur mit 1% Tilgung.

Kein Eigenkapital, kaum Tilgung ... was ist wenn Kinder kommen und ein Gehalt wegfällt? Dann wird es vielleicht sogar schwierig die bisherige Rate aufzubringen. Dann wirds richtig blöd.
 
emer

emer

Bei dem Einkommen in Verbindung mit dem Finanzierungsbedarf würde ich mich gegen ein Eigenheim entscheiden.

Finanzierungen zu langen Laufzeiten sind beim Hausbau ja nichts ungewöhnliches. Aber zwischen "Laufzeit" und "Zinsbindungszeit" besteht ein oft unterschätzter Unterschied. Nach der Zinsfestschreibung kommt die Anschlussfinanzierung. Tilgt man bei der, weil die Zinsen zu diesem Zeitpunkt hoch sind, wieder Anfänglich mit nur einem Prozent, verschiebt sich die Laufzeit erneut nicht unwesentlich nach hinten.

Zinssatz und Tilgungshöhe verschieben sich nämlich mit jeder Transaktion an die Bank. Die Höhe der Zahlung bleibt.

Ich habe sehr viele Szenarien für uns durchgerechnet und es gibt echt viel zu beachten.

Ich habe mal von einem Banker aus der Bekanntenkreis empfohlen bekommen: "500€ Rückzahlung (Zins + Tilgung) pro 100.000€ Darlehenssumme." (Bsp. 400.000€ Darlehen -> 2.000€ Rückzahlung an die Bank)
Das war für mich auch ne weile ein Fall von: "Das will ich nicht wahr haben"
Nun empfehle ich es weiter. Vor Allem dann, wenn man nicht sein Leben lang an die Bank zurück zahlen will.

Wir werden wohl 300.000€ brauchen. Das macht 1.500€ monatlich an die Bank. Plus Wohnnebenkosten.

Weniger geht sicher, aber dann stehe ich nach der Zinsbildungszeit vor dem gleichen Problem. Mit dem Unterschied das ich dann nicht mehr die Wahl zischen: kann ich mir Leisten oder nicht leisten habe. Sondern nur noch zwischen: Vererbe ich irgendwann mal meine Schulden, Zwangsversteigerung oder Zähne zu und durch mit hoffen und beten.

Mal um es vor Augen zu halten: Mit nur einem Prozent Tilgung kann es passieren, dass nach 10 Jahren noch weit über 250.000€ auf dem Deckel stehen (bei 300.000€ Darlehen!) Viel zu viel Restschuld für schon 10 Jahre ins Land gegangen. Meine Meinung.

Ich empfehle: ALLE Kosten aufschreiben.

Angefangen mit den Fixkosten: Rücklagen, Versicherungen, GEZ, Abos, Telefongrundg., Auto, etc. etc.

Dann die Monate filtern, was für Essen, Hygiene etc. Drauf gegangen ist (als ich das gemacht habe, war ich überrascht).

Mag weh tun, wenn bei der Rechnung raus kommt, dass man sich seinen Traum eben (vielleicht noch) nicht leisten kann. Wenn man es realistisch und nüchtern betrachtet. Das fällt schwer, aber lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende.

Schönrechnen sieht eben nur schön aus. Die Phase hatte ich auch mal. Wow ist da noch Geld hängen geblieben, hätte gar nicht gewusst wohin damit. Realistisch betrachtet war es dann aber leider doch nicht vorhanden.

Ich will dir nichts ausreden, jeder kann machen was er will. Ich spreche aber aus Erfahrung. Als bei uns die Idee zum bauen kam, war mein Einkommen wesentlich geringer, meine Frau hatte ebenfalls sehr viel weniger, unsere Tochter war nicht geboren. Nun, viel mehr Einkommen und dennoch weniger übrig...

Was wir heute noch nicht an Mehrkosten für das Darlehen aufwenden, wird neben allen anderen Ausgaben und Rücklagen bei Seite gepackt.

Viel Erfolg.
 
Zuletzt aktualisiert 22.12.2024
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