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jx7
Hallo allerseits!
Wir sind gerade im Begriff, eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach montieren zu lassen und ich habe viel zum Thema gelesen. Hier mal das, was ich für mich an Information rausgefiltert habe. Ich bin gespannt, ob ich die wesentlichen Dinge mitbekommen habe oder ob ich wichtige Aspekte übersehen habe , und was ihr zu meiner Zusammenfassung sagt.
Beste Grüße
jx7
Vorweggenommenes Fazit:
Musterrechnung:
13300 € netto
Abschreibung zu 5 % über 20 Jahre:
665 €
Ertrag pro Jahr:
78 % * 8300 kWh * 12,2 Cent/kWh + 22 % * 8300 kWh * 33 Cent/kWh
= 1392 €
Umsatzsteuer auf Eigenverbrauch in den ersten fünf Jahren, solange man noch kein Kleinunternehmer ist, umgerechnet pro Jahr:
5/20 * (22 % * 8300 kWh * 5 Cent/kWh)
= 23 €
Versicherung pro Jahr:
50 €
Wartungs- und Reparaturkosten pro Jahr (neuer Wechselrichter für 1800 € + 200 € Sonstiges)
100 €
Einkommensteuer nach EÜR pro Jahr:
42% * (1392 € - 665 € - 23 € - 50 € - 100 €)
=
233 €
Rendite:
(1392 € - 23 € - 50 € - 100 € - 233 €) / 13300 €
=
7,4 %
Ergebnisse Alternativrechnungen:
- ohne Eigenverbrauch: 5.9 % Rendite
- ohne Strompreissteigerung: 6.7 % Rendite
- Südausrichtung: 8.5 %
Warum sich ein Batteriespeicher nicht lohnt:
Beim Betrieb eines Batteriespeichers teilt sich der gewonnene Strom (z.B. 8300 kWh pro Jahr) in drei Gruppen auf:
1.Eigenverbrauch im Moment der Produktion
2.Eigenverbrauch nach Speicherung im Akku
3.Verkauf gegen Einspeisevergütung
Finanzielle Vorteile bringt der Speicher nur bei Gruppe 2. Laut Eigenverbrauch-Rechner der HTW Berlin beträgt der Anteil von Gruppe 2 in unserer Modellrechnung 24 %. Das ergibt eine Einsparung von 24 % * 8300 kWh * 18 Cent/kWh° = 359 €. Die Ersparnisse über 15 Jahre sind 5378 €. Davon gehen noch mal 25 € zusätzliche Umsatzsteuer in den ersten 5 Jahren wegen des erhöhten Eigenverbrauchs ab, bleiben 5353 €. Das ist deutlich weniger, als ein 10-kW-Speicher heute (2018) kostet (8000-10000 €). Sollten die Strompreise stark ansteigen oder die Akkupreise stark gesunken sein, muss neu kalkuliert werden.
Nicht berechnet ist, dass beim Zwischenspeichern des Stroms zwei Mal (Beladen und Entladen) Verluste entstehen, die sich auf ca. 20 % summieren!
° Bei Strompreissteigerung von 3 % pro Jahr liegt der durchschnittliche Strompreis in den nächsten 15 Jahren bei 30,2 Cent/kWh, man hat also gegenüber der Einspeisevergütung von 12,2 Cent/kWh eine Ersparnis von 18 Cent/kWh.
Wir sind gerade im Begriff, eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach montieren zu lassen und ich habe viel zum Thema gelesen. Hier mal das, was ich für mich an Information rausgefiltert habe. Ich bin gespannt, ob ich die wesentlichen Dinge mitbekommen habe oder ob ich wichtige Aspekte übersehen habe , und was ihr zu meiner Zusammenfassung sagt.
Beste Grüße
jx7
Vorweggenommenes Fazit:
- Am lohnendsten für Privathäuser sind Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung von knapp unter 10 kWp. (Darüber lohnt es nicht wegen anfallender Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage. Manchmal muss man drunter bleiben wegen mangelnder Dachfläche.)
- Anlagen ohne Batteriespeicher sind wirtschaftlicher (Rechnung siehe unten). Es erscheint eine sinnvolle Strategie, die Entwicklung der Preise für Strom (steigend) und für Batteriespeicher (fallend) zu beobachten und ggf. später auf Batteriespeicher umzurüsten, evtl. wenn der Wechselrichter nach 10-15 Jahren kaputt geht (denn eine Speicheranlage benötigt ggf. einen anderen Wechselrichter.)
- Eine 10 kWp-Anlage ohne Batteriespeicher mit Full-Black-Modulen kostet ca. 14.000 €.
- Eine solche Photovoltaik-Anlage lohnt sich: je nach Ausrichtung ergeben sich ca. 8 % Rendite (Netto-Rendite, tatsächlicher Wertzuwachs), die Anlage ist nach 12-14 Jahren abbezahlt. (Eine möglichst realistische Musterrechnung findet sich unten.)
- Rendite-Angaben in Wirtschaftlichkeitsrechnungen von Anbietern (bis zu 11 % Brutto-Rendite) enthalten oft nicht alle Faktoren!
- Das Argument gegen Photovoltaik, man müsste ja einen Kredit aufnehmen, zählt nicht: Die Finanzierungskosten sind steuerlich absetzbar. Bei einem 3-%-Kredit und Grenzsteuersatz von 42 % bleiben nur noch effektive Zinsen von 1.74 %. Und die Rate kann leicht durch die monatlichen Erträge der Photovoltaik-Anlage bezahlt werden.
- Rechnet man alles genau durch, kommt raus, dass das Ganze sich durchaus lohnt (auch bei West-Ost-Ausrichtung). Meine Rechnungen ergaben bei 14.000 € Investitionskosten für eine 10 kWp-Anlage ca. 8 % Rendite, d.h. die Anlage ist nach 12-14 Jahren abbezahlt. Eine möglichst realistische Musterrechnung findet sich unten. Die Lebensdauer ist mit 25 Jahren zu schätzen, die Einspeisevergütung wird für 20 Jahre garantiert.
- Ein West-Ost-Dach hat tatsächlich 20 % weniger nutzbare Einstrahlung. Die 20 % weniger nutzbare Einstrahlung entstehen mittags, wenn meist geringer Eigenverbrauch herrscht. Vormittags und abends ist die West-Ost-Ausrichtung Gleichgut, sodass die für den Eigenverbrauch morgens und abends zur Verfügung stehende Strommenge gleich ist. (Dass West-Ost-Anlagen den absoluten Eigenverbrauch steigern, gilt nur, wenn die West-Ost-Anlage entsprechend mehr Paneele hat, also den gleichen Ertrag/Jahr, aber eine größere kWp, was meist nicht geht wegen der Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlagen-begründeten Begrenzung auf 10 kWp.) Wegen des ähnlich hohen Eingenverbrauch bei geringem Gesamtertrag steigt der Eigenverbrauchs-Anteil bei einer 10 kWp-Anlage von ca. 18 % (Süd) auf ca. 22 % (West-Ost).
Ein West-Ost-Dach hat auch einen Vorteil: Die (bei Verzicht auf das teure Einspeisemanagement) vorgeschriebene Leistungsbegrenzung auf 70 % der maximalen Leistung ist kein Problem, weil nicht beide Dachflächen gleichzeitig ihre Leistungsmaximum erreichen. Während eine Südanlage übers Jahr 3-4 % Verlust durch die 70-%-Regelung hat, hat die West-Ost-Anlage keinen Verlust. Die 70-%-Regelung kann zwar umgangen werden, wenn am Einspeisemanagement (Stromunternehmen kann per Funk die Anlage runterfahren) teilgenommen wird. Die Mehrkosten (größerer Wechselrichter 300 €, Rundsteuerempfänger 400-800 € zzgl. Zubehör & Montage) liegen aber meist höher als die Ertragsseinbußen (<800 €). - Was man mit der Anlage verdient (Ertrag minus Abschreibungsbetrag), muss mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert werden.
- Eigenverbrauch bringt mehr Ersparnis: Statt die kWh für 12 Cent zu verkaufen, wird sie selbst verwendet und erspart einem in der Stromrechnung eine für aktuell 24 Cent gekaufte kWh (in 20 Jahren vielleicht sogar eine für 36 Cent gekaufte-kWh?), das ganze lohnt sich also scheinbar doppelt (oder dreifach). Leider ist die Rechnung nicht ganz so einfach. Für die Eigenentnahme muss zumindest in den ersten fünf Jahren 5 Cent Umsatzsteuer abgezogen werden. Es ist weiterhin zu beachten, dass der größere Gewinn auch wieder besteuert wird. Wenn Eigenverbrauch mit einkalkuliert wird, wird die Rechnung insgesamt wesentlich komplizierter und hängt stark von der Entwicklung des Strompreises ab.
- Auch Anlagen mit Batteriespeicher können sich lohnen, allerdings verschlechtern Batteriespeicher die Wirtschaftlichkeit und verlängern die Zeit bis zur Amortisation. Denn in 15 Jahren lässt sich ein Speicher nicht amortisieren (Stand Frühjahr 2018, Rechnung siehe unten). Ob sich langfristig ein Batteriespeicher lohnt, hängt stark von der Strompreisentwicklung ab. Es erscheint eine sinnvolle Strategie, die Entwicklung der Preise für Strom (steigend) und für Batteriespeicher (fallend) zu beobachten und ggf. später auf Batteriespeicher umzurüsten, evtl. wenn der Wechselrichter nach 10-15 Jahren kaputt geht (denn eine Speicheranlage benötigt ggf. einen anderen Wechselrichter.)
- Die Obergrenze für eine Photovoltaik-Anlage sind in den meisten Fällen 10 kWp Spitzenleistung, da darüber Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage bezahlt werden muss. Da eine 10-kWp-Anlage nicht doppelt so teuer ist wie eine 5-kWp-Anlage, erscheint es wirtschaftlich sinnvoll, an die 10-kWp-Grenze zu gehen, wenn die Dachfläche das her gibt. Auf der anderen Seite hat man bei einer kleinen Anlage (z.B. 5 kWp) einen höheren Anteil an Eigenverbrauch, was die Effektivität erhöht. Meine Berechnungen ergaben, dass sich die beiden genannten Effekte ungefähr ausgleichen und sich kleine und große Photovoltaik-Anlagen gleichermaßen lohnen (ca. gleiche Rendite, nötige Investitionssumme und zu erwartender Gewinn bei der großen Anlage natürlich höher).
- Steuerlich ist es am günstigsten, wenn man erst nach fünf Jahren in die Kleinunternehmeregelung wechselt. Dann muss beim Kauf der Anlage keine Umsatzsteuer bezahlt werden. Allerding muss dann in den ersten fünf Jahren ca. 5 Cent Umsatzsteuer auf den durch Eingenverbrauch selbst entnommenen Strom bezahlt werden.
- Wenn man Wirtschaftlichkeitsrechnungen betrachtet, sollte man darauf achten, dass bei folgenden Punkte vernünftige Werte angenommen werden:
- Strompreisentwicklung (z.B. 3 %, so war es zumindest in den Jahren 1998-2018. 4.5 % halte ich für unwahrscheinlich, zumal wir in den Letzten fünf Jahren eher konstante Strompreise hatten)
- Stromerzeugung bzw. Spezifischer Ertrag (Hier kann man fragen, woher die Wertekommen, z.B. Photovoltaik-Simulation mit Photovoltaik*Solar oder pvgis-Datenbank. Zumindest sollte man skeptisch werden, wenn der eine Anbieter in seinem Angebot hier gänzlich andere Zahlen verwendet als die anderen Anbieter)
- Anteil Eigenverbrauch (bei 10 kWp ca. 20 % ohne Batteriespeicher, ca. 40 % mit Batteriespeicher, bei 5 kWp ohne Batteriespeicher ca. 30 %) (Quelle: Volker Quaschning/HTW Berlin)
- Weiterhin sollten folgende Punkte in der Wirtschaftlichkeitsrechnung nicht fehlen: ◦Kosten für Versicherung (ca. 50 € pro Jahr)
- Kosten für Wartung und Reparatur (in 20 Jahren: neuer Wechselrichter für 1800 € + 200 € Sonstiges)
- abgeführte Umsatzsteuer auf den eigenverbrauchten Strom (ca. 5 Cent pro kWh) in den ersten fünf Jahren (vor dem Wechsel in die Kleinunternehmerregelung)
- abgeführte Einkommensteuer auf die Gewinne (Ertrag minus Abschreibungskosten) nach persönlichem Grenzsteuersatz (sehr häufig 42 %)
- Gute Links zu dem Thema finden sich mit google-Suche zu:
- solaranlagen-Portal photovoltaik kosten
- solaranlagen-Portal Mainz
- Bildersuche: Strompreis 1998 2017
- photovoltaikweb Alternativen im Einspeisemanagement
- Systemdienlichkeit von Photovoltaik Anlagen – Einfluss von Dachneigung und Ausrichtung
Jochen Marwede/Energieagentur Rheinland-Pfalz) - Eigenverbrauchsanteil Rechner Volker Quaschning HTW Berlin
- solar radiation pvgis europe (Photovoltaik-Leistung-Rechner, Seite auch auf Deutsch verfügbar)
Musterrechnung:
- Investitionskosten 13300 € Netto aus einer Tabelle aus einem Solaranlagen-Portal im WWW entnommen, die aus einer Statistischen Erhebung hervorgehen.
- Annahme: Ertrag 8300 kWh (pvgis-Datenbank, West-Ostausrichtung, bei Südausrichtung wären es 20 % mehr)
- Annahme: 22 % Eigenverbrauch (Quelle: "Optimale Dimensionierung von Photovoltaik-Sperichersystemen" von Volker Quaschning HTW Berlin, Anpassung wegen West-Ost-Ausrichtung)
- Die ersten fünf Jahre werden noch nicht als Kleinunternehmer gerechnet, damit die Investitionskosten ohne Mwst. gerechnet werden können.
- Umsatzsteuer: 5 Cent/kWh für Eigenverbrauch in den ersten fünf Jahren.
- Berechnung der Stromkosten für Eigenverbrauch wie folgt:
aktuell 24 Cent, wegen Strompreissteigerung um 3 % pro Jahr wird für die nächsten 20 Jahre ein Durchschnittswert von 33 Cent angenommen. - Einkommensteuer gemäß Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR). Es wird eine 5-%-Abschreibung der Investitionskosten über 20 Jahre angenommen, die den Einnahmen gegengerechnet wird. Für die Eigenentnahme muss die Differenz zwischen gespartem Stromanbieter-Strompreis und entgangener Einspeisevergütung versteuert werden, also 33 Cent/kWh-12.2 Cent/kWh = 20.8 Cent/kWh. Es wird von einem Grenzsteuersatz von 42 % ausgegangen.
13300 € netto
Abschreibung zu 5 % über 20 Jahre:
665 €
Ertrag pro Jahr:
78 % * 8300 kWh * 12,2 Cent/kWh + 22 % * 8300 kWh * 33 Cent/kWh
= 1392 €
Umsatzsteuer auf Eigenverbrauch in den ersten fünf Jahren, solange man noch kein Kleinunternehmer ist, umgerechnet pro Jahr:
5/20 * (22 % * 8300 kWh * 5 Cent/kWh)
= 23 €
Versicherung pro Jahr:
50 €
Wartungs- und Reparaturkosten pro Jahr (neuer Wechselrichter für 1800 € + 200 € Sonstiges)
100 €
Einkommensteuer nach EÜR pro Jahr:
42% * (1392 € - 665 € - 23 € - 50 € - 100 €)
=
233 €
Rendite:
(1392 € - 23 € - 50 € - 100 € - 233 €) / 13300 €
=
7,4 %
Ergebnisse Alternativrechnungen:
- ohne Eigenverbrauch: 5.9 % Rendite
- ohne Strompreissteigerung: 6.7 % Rendite
- Südausrichtung: 8.5 %
Warum sich ein Batteriespeicher nicht lohnt:
Beim Betrieb eines Batteriespeichers teilt sich der gewonnene Strom (z.B. 8300 kWh pro Jahr) in drei Gruppen auf:
1.Eigenverbrauch im Moment der Produktion
2.Eigenverbrauch nach Speicherung im Akku
3.Verkauf gegen Einspeisevergütung
Finanzielle Vorteile bringt der Speicher nur bei Gruppe 2. Laut Eigenverbrauch-Rechner der HTW Berlin beträgt der Anteil von Gruppe 2 in unserer Modellrechnung 24 %. Das ergibt eine Einsparung von 24 % * 8300 kWh * 18 Cent/kWh° = 359 €. Die Ersparnisse über 15 Jahre sind 5378 €. Davon gehen noch mal 25 € zusätzliche Umsatzsteuer in den ersten 5 Jahren wegen des erhöhten Eigenverbrauchs ab, bleiben 5353 €. Das ist deutlich weniger, als ein 10-kW-Speicher heute (2018) kostet (8000-10000 €). Sollten die Strompreise stark ansteigen oder die Akkupreise stark gesunken sein, muss neu kalkuliert werden.
Nicht berechnet ist, dass beim Zwischenspeichern des Stroms zwei Mal (Beladen und Entladen) Verluste entstehen, die sich auf ca. 20 % summieren!
° Bei Strompreissteigerung von 3 % pro Jahr liegt der durchschnittliche Strompreis in den nächsten 15 Jahren bei 30,2 Cent/kWh, man hat also gegenüber der Einspeisevergütung von 12,2 Cent/kWh eine Ersparnis von 18 Cent/kWh.