Der Architekt wird vermutlich auch nen kleinen Herzstich bekommen, wenn er hört, dass er nicht wild eine Flachdach-Designervilla in den Hang planen darf.
Architekten sollen sich für ihre Träume gefälligst selber Grundstücke kaufen.
Ich versteh ja nicht, dass die Walmdachbauer immer so kritisiert werden. Wenn man Budgets mal außen vor lässt, ist es in aller erster Linie Geschmackssache. Ich würde z.B. jede 0815 Stadtvilla von der Optik nem Architekten Flachdach-Bauhaus-Haus vorziehen,
Walmdach ist derart verbreitet und überall gebaut, selbst der letzte Hirni baut jetzt ein Stadthaus mit Walmdach. Viele (mich eingeschlossen) können es nicht mehr sehen und es gibt schon ganze Baugebiete, die deswegen wie ein Klötzchenspielplatz aussehen.
Ein Architekt mit Kultur wird nicht Abklatsche der Ära "Bauhaus meets Endsiebzger" nachbauen wollen; und ich persönlich zöge in jedem Fall eine Stadtvilla einer Anstattvilla vor. Das ist wohl einer der ältesten Ästhetenstreite, ob keinen Geschmack zu haben Geschmackssache sei(n dürfe).
Was inflationär von "letzten Hirnis" gebaut wird, mag mit "Walmdach" technisch korrekt bezeichnet sein - trotzdem grenzt es an Etikettenschwindel, den Begriff der schönen Steinofenwalmdächer für die "modernen" Mikrowellenwalmdächer zu verwenden. Das sind eigentlich keine Dächer, das sind Deckel.
Zu einem Dach "gehört" ein Dachstuhl, aber "modern" wird der Stuhl zum Sitzsack. Die aus Bindern gebastelten komprimierten Pyramiden hören rein mathematisch auf dieselben Namen, aber die Anmut "ursprünglicher" Walm- bzw. Zeltdächer ist auf der Strecke geblieben.
Dass Instant-Design im Abgang ein fades Nachgeschmäckle hinterläßt, liegt wohl in der Natur der Retorte.
Hingegen eine eher rechteckige Stadtvilla mit Erker, der die Optik etwas auflockert, empfinde ich als zeitlos schön.
Gelungene Proportionen brauchen keine Plateausohlen oder Wonderbras. Erker werden leider oft als Disney-Stilelemente eingesetzt. Aber ich bin ja schon froh, wenn man sie nur mit "oder", und nicht auch noch mit "und" mit Smokey Eyes bzw. Rhombusschalungen verknüpft. Die karminroten "Kontrastflächen" sind ja gottseidank schon ins Modearchiv gewandert.
Das ist in der Tat ein Haus, das mir im Rahmen des "aktuellen Angebotes" ziemlich gut gefällt. Leider bleibt auch hier die Realisierung hinter dem Urpotential (des "Industrie-Looks") zurück, denn zu dem hätten Stahlrahmenfenster gehört. Kunststoffprofile - und das sage ich ausnahmsweise mal nicht als Aluminium-Fan - verwässern dieses Konzept leider in Richtung "Plastik".
Ich habe selbst ein Walm - ich würde es aber heute nicht noch mal so bauen.
Warum ? - erzähl´ ...
Walm und "Stadtvilla" muß übrigens - auch ohne daß der Architekt großartig daranherumdesignt - mitnichten geschmacklos aussehen, ein gelungenes Beispiel im Forum haben wir von
@RobsonMKK.
Warum genau? Ist Walmdach im Gegensatz zu Satteldach so viel teurer? Reden wir hier von 1,5mal oder 2mal so teuer?
Walm hat vier Grate, wo Sattel Giebel hat, auf die sich Pfetten auflegen lassen. Bei "echtem" Walm (mit First, also nicht Zelt) kommt noch eine weitere Komplexitätsdimension hinzu, aber auf rechteckigem Grundriss liegt es dennoch eher um den Faktor 1,3. Den Faktor 2 kann man tangieren (oder sogar überschreiten), wenn Vor- und Rücksprünge im Grundriss die Dachhaut falten und ihr weitere Grate bescheren. Bei einem Binder"Deckel" statt eines ehrbaren Daches ist der Mehrpreis von Zelt zu Sattel allerdings noch annähernd marginal.