@ltenzer : Sich eigene Gedanken zu machen und das Konventionelle nicht als Denkbarriere zu legen finde ich ausgesprochen gut. Um damit erfolgreich zu sein brauchst Du ein klares Ziel. Das scheint mit zu fehlen und ohne Ziel kann man nicht treffen.
Anhaltspunkt dafür ist, dass Du mit keiner Silbe beschreibst welches Lebensgefühl Du für Dich und Deine Familie wünschst. Gerade die Kinder haben über die kommenden 15-20 Jahre im Haus unterschiedliche Ansprüche und beeinflussen Dein Leben in bunter Art und Weise. Das architektonisch beim Bau zu berücksichtigen bedeutet lange Zeit gute Lebensqualität zu genießen.
Konkret nur ein Beispiel: Denke an Deine Jugend und heutige Jugendliche. Wenn es gut läuft haben sie einen illusteren Freundeskreis und treffen sich spontan, fröhlich, lautstark, gedankenlos, zeitvergessen und mit sozialen Aufmerksamkeitslücken gesegnet mal hier, mal da. Das ist für Jugendliche wunderbar und wertvoll. Für deren Eltern ist es wunderbar und wertvoll davon nicht alles direkt mitzubekommen. Dein Hausentwurf plant architektonisch konfliktreiche Jahre, denn diese grundsätzlich willkommenen Menschen werden in Deinen privaten Bereich einfallen
müssen oder sie werden aus dem Haus verbannt. Letzteres wäre eine Konfliktverlagerung.
So gedacht ergeben sich architektonische Anforderungen, die in Deinem Entwurf nicht berücksichtigt sind - und ein Leben mit fröhlich-geselligen Jugendlichen ist nur einer davon. Ich würde den Wunsch nach einem offenen Haus und künftiger Lebenssituation mit weiteren Treppen lösen. Beispielsweise eine Außentreppe auf einen Balkon zu den Kinderzimmern und einem Gartenzugang zum Keller. Zack sieht das Haus schon ganz anders aus und es ergeben sich weitere Überlegungen.
Konkret noch ein Beispiel: Beim Betrachten des Obergeschosses denke ich: Da will einer unbedingt einen großen Luftraum (sehr cool, wenn gut gelöst). Auch der Schlafbereich, das eigene Bad und die Ankleide sollen komfortabel sein (sehr verständlich). Und der Flur braucht Großzügigkeit (grundsätzlich prima). Was an Platz für die Kinder dann eingeplant ist im Verhältnis recht wenig. Versteh mich nicht falsch, Kinder mit so viel Platz und eigenem kleinen Bad haben es ja keineswegs schlecht. Es geht mir darum, dass beide Kinder zusammen nicht einmal ein Drittel des Obergeschosses bekommen, obwohl nur die beiden Kinder dort wohnen werden und nicht nur schlafen. Die Prioritätensetzung scheint beim Entwerfen gebogen worden zu sein.
Du hast ein Budget, welches etwas Handlungsspielraum erlaubt und lediglich selbstgemachten Zeitdruck. Du hast die Möglichkeit in gute Architektur zu investieren. Ein guter Architekt baut Dir ein wunderbares Gehäuse für Dein Leben und nicht nur schöne Wände und ein Dach.
Mein Eindruck: Du hast viele Wünsche und ästhetische Vorstellungen, die Du in der Zeichnung zu verwirklichen suchst. Das das sehr gut aussehen kann glaube ich sofort. Leider vergisst Du darüber das Wesentliche, nämlich eine Vorstellung über den Alltag im Haus zu berücksichtigen.
Deinen Zeitdruck machst Du selbst. Mach es lieber wirklich gut. Der Entwurf ist leider eine gute Methode viel Geld in gedämpfte Lebensfreude zu wandeln.