Weg von fossilen Brennstoffen - Haus aus 1999

4,60 Stern(e) 5 Votes
P

Pianist

Schönen guten Tag!

Ich bin so gestrickt, dass ich Dinge gerne anpacke und löse, bevor sie zu einem Problem werden. Daher überlege ich, ob es einen vernünftigen Weg gibt, mich vom Heizöl zu verabschieden, ohne dabei aber auf Erdgas umzusteigen. Kann man aus einigen Eckdaten grob sagen, was da möglich ist?

Die Gesamtnutzfläche des Hauses beträgt 300 Quadratmeter, davon 178 Quadratmeter Wohnfläche. Die Differenz sind im Wesentlichen die Kellerräume, die ich zum Teil für meine freiberufliche Tätigkeit nutze. Es wohnen zwei Erwachsene und ein Kind im Haus, beide Erwachsenen arbeiten auch in dem Haus. Wir vertanken etwa 3.000 Liter Heizöl im Jahr (also 10 Liter pro Quadratmeter einschließlich Warmwasser) und verbrauchen etwa 8.000 kWh Strom, da wir auch zwei Elektroautos laden.

Das Haus besteht aus 24 cm starken Liapor-Massivelementen, die sehr gut puffern: Im Sommer bleibt es noch lange kühl, im Herbst noch lange warm. Davor sitzt 6 cm mineralische Dämmung, dann kommt ein Luftspalt von 4 cm und dann noch ein Klinker. Die Holzfenster haben Doppelverglasung. Das Haus hat einen zimmermannsmäßigen Dachstuhl mit 20 cm mineralischer Dämmung, und bei Innenausbau haben wir sehr stark auf präzise Winddichtigkeit geachtet.

Die Ölzentralheizung wird nun 22 Jahre alt, läuft aber immer noch sehr gut. Wir haben keine Fußbodenheizung, sondern Heizkörper in jedem Raum. Die Vorlauftemperatur liegt ungefähr bei 40 Grad und wir fahren eine Heizkurve, die ungefähr so flach wie bei einer Fußbodenheizung ist. Unsere Dachform (Krüppelwalmdach mit vier Satteldach-Gauben) eignet sich nicht für Photovoltaik, dafür aber haben wir auf der Garage (Satteldach mit etwa 30 Grad Neigung, Firstrichtung Nord-Süd) Platz für etwa 70 Quadratmeter Photovoltaik, zur Hälfte Ost und zur Hälfte West, frei von Verschattung durch Bäume. Zwischen Garagengebäude und Haus habe ich schon eine 5x16-Quadrat-NYY gezogen (50 m lang), weil dort die Autos geladen werden. Man könnte also wohl, wenn man dort Photovoltaik aufs Dach bringt, auch den Wechselrichter und die Regelung in die Garage hängen, auch wäre neben der Garage Platz für Batteriespeicher. Genug Gartenfläche für Erdkollektoren wäre ebenfalls.

Nun frage ich mich: Gibt es da ein vernünftiges Gesamtkonzept aus Photovoltaik, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Flachkollektoren? Ich würde gerne den Öltank rausreißen, will aber auch keinen Gasanschluss haben. Kann man unter diesen Bedingungen einen relativ hohen Autarkiegrad über große Teile des Jahres schaffen, so dass man nur relativ wenig Strom dazukaufen muss, trotzdem aber kein Risiko hat, irgendwann im Kalten zu sitzen?

Am liebsten würde ich einen entsprechenden Konzeptauftrag an einen unabhängigen Energieberater vergeben, habe aber keine Ahnung, wie man so einen findet, der da wirklich technologieoffen rangeht, aber auch die politischen Richtungsentscheidungen im Auge behält, von denen man natürlich jetzt noch nicht wissen kann, wie sie in den kommenden Jahren aussehen. Wenn man zu früh was macht, ärgert man sich vielleicht, weil es später viel stärkere Förderung gibt, aber wenn man zu spät was macht, muss man sich vielleicht zu lange über explodierende Öl- und Strompreise ärgern. Mal abgesehen davon, dass ich es einfach nicht mehr akzeptabel finde, Öl oder Gas zu verbrennen.

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
K

konibar

Dein Hauptproblem wird sein, wieviel Vorlauftemperatur Du bisher max. benötigst wenn's
draußen richtig kalt ist.
Wie niedrig ist die Auslegungstemp für Eure Gegend nach DIN? (Hier sind's -13°)
Da könnten die vorhandenen Heizkörper evtl schon "zu klein" sein.

Alternativ wäre mit vorhandenen Heizkörpern dann eine bivalente Heizung möglich,
wo nur bei tiefen Außentemperaturen (zB < -5°) die 2. Heizung (Gas-Brennwert-Therme?) zuheizt.
Da die nur selten pro Heizsaison läuft könnte die sogar mit Propan laufen
(n*33kg-Flaschen), wenn kein Erd-Gas bei Euch verlegt ist. Den Rest erledigt dann die Wärmepumpe.

Photovoltaik als Direkt-Zuhzg wird nix helfen, da die typisch auch nix liefert, wenn's draußen zu kalt ist.

Od alternativ Heizkörper für die Wärmepumpe vergrößern. Evtl Wandheizg?
 
Zuletzt bearbeitet:
P

Pianist

Eine Wandheizung wäre mit Sicherheit eine schöne Lösung, anders als eine Fußbodenheizung, aber auch das würde ja einen exorbitanten Aufwand bedeuten, weil man dafür den gesamten Estrich rausreißen müsste, und dann wäre das Haus für schätzungsweise ein halbes Jahr unbewohnbar.

Ich müsste mal beobachten, wie weit die Vorlauftemperatur steigt, wenn es ordentlich kalt draußen ist, aber diesen Fall hatten wir in Berlin seit Jahren nicht mehr. Die Idee, als Rückfallebene eine Propangasflasche zu haben, finde ich ganz interessant. Die könnte man ja im Vorgarten irgendwie zwischen Pflanzen verstecken, so wie man es mit der Wärmepumpe ja auch machen muss.

Erdgas würde in der Straße liegen, aber ich möchte ja keinen Gasanschluss haben, und schon gar nicht, wenn ich ihn vielleicht nur wenige Tage im Jahr brauche.
 
tomtom79

tomtom79

Also ein Haus aus 99 und dann 3000 Liter Verbrauch das ist meiner Meinung nach sehr viel. Meine Schwester haben auch 99 gebaut Wohnfläche dürfte auch so um die 160m2 sein aber nur 800-900liter Öl+ 2-3 steer Holz.
Ich würde erstmal schauen wo das Öl hin verschwindet.
 
J

Joedreck

Fußbodenheizung kann man sich auch fräsen lassen. Ebenso ist eine Decken heizung möglich.
Du wirst um eine Vergrößerung der Heizflächen wahrscheinlich nicht herum kommen.
Die Vorlauftemperatur so niedrig wie möglich diesen Winter, 24/7 durchheizen.
Ich kann mir vorstellen, dass das Beheizen der Kellerräume viel Energie frisst.
Zusätzlich kannst du noch einen Wärmemengenzähler installieren lassen, damit du weißt wie groß der Energiebedarf des Hauses ist.
 
Nida35a

Nida35a

Genug Gartenfläche für Erdkollektoren wäre ebenfalls.
Da wäre die Möglichkeit der Wärmepumpe als Heizquelle naheliegend, Strom kannst du selbst dazu erzeugen, und auch als Öko oder normal kaufen.
Vielleicht ist dein Autoakku der Stromspeicher der Zukunft, der auch die Heizung versorgt.
Keller dämmen um den Gesamtverbrauch zu senken ist eine Möglichkeit.
Eine Ferndiagnose ist schwierig.
Die Klimavoraussagen mit kein Frost wochenlang unter -15Grad halte ich für eine Glaskugel die Lügen kann.
 
Zuletzt aktualisiert 30.12.2024
Im Forum Heizung / Klima gibt es 1801 Themen mit insgesamt 26562 Beiträgen


Ähnliche Themen zu Weg von fossilen Brennstoffen - Haus aus 1999
Nr.ErgebnisBeiträge
1Neubau Bungalow - Luft-Wasser-Wärmepumpe, Photovoltaik und Solarthermie? 17
2Heizkörper oder Fußbodenheizung: Was ist unter diesen Umständen zu empfehlen? 23
3Gas mit Solarthermie? oder Wärmepumpe mit Photovoltaik? Beratung 149
4Schwierigkeiten TGA Planer, Vorlauftemperatur Fußbodenheizung + Abwasserentlüftung 124
5Fußbodenheizung im EG und OG, Heizkörper im Keller? 15
6Photovoltaik Anlage/ Wärmepumpe, habt ihr 2 Zähler? 55
7Wärmepumpe + Photovoltaik-Anlage mit oder ohne Speicher 11
8Photovoltaik Auslegung Wärmepumpe mit berücksichtigen oder nicht? 20
9Wärmepumpe, Wasserspeicher, Durchlauferhitzer, wfK, Fußbodenheizung, Heizen und Kühlen 12
10Fußbodenheizung oder Heizkörper? 12
11Umstieg von Gas auf Solar / Photovoltaik mit / ohne Wärmepumpe 31
12Strom Fußbodenheizung austauschen/Alternative gesucht 21
13Gas mit Solarthermie oder Wärmepumpe? Und eventuell Photovoltaik? 13
14Endspurt - Heizung, Photovoltaik, KNX; alles unter einen Hut bringen 57
15Dach mit Photovoltaik oder anders investieren Erfahrungen? 19
16Sole-Wärmepumpe Flächenkollektor 2 Heizkreise 13
17Brennstoffzelle oder Bewirtschaftungskosten, Photovoltaik und Solarthermie? 21
18Erneuerung Heizung Bestandsimmobile - Brennwert/Luft-Wasser-Wärmepumpe/BWWP 25
19Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit Fußbodenheizung arbeitet nicht korrekt 65
20Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Photovoltaik oder Pellet mit Solar 25

Oben