Zunächst mal: Ich habe die Zahlen verdreht: Es sind 35% die eine ETW besitzen! (Sorry, war nicht mein Tag...)
Und jetzt müssen wir noch berücksichtigen, dass der typische Hausbauer jung ist und noch lange nicht sein mittleres Lebensnettoeinkommen erreicht hat. Denn in den 38% sind auch diejenigen, die das Haus bereits länger besitzen.
Was ja nur dann zum Argument würde, wenn dieser junge Hausbauer irgendwann in seinem Leben einen gehaltsmäßigen "Sprung" macht. Das setzt aber wahlweise extreme Lohnsteigerungen voraus (bis zu 60%
netto Differenz) oder unterstellt von Anfang ein Einkommen nahe des jeweiligen Schwellenwertes.
Und jetzt kommt das Todschlagargument schlechthin: Ich war zwar nur 18 Monate Sachbearbeiter für Baufinanzierungen bei einer klassischen Filialbank und in den seltensten Fällen lag das Einkommen > 4.000 Euro bei Neufinanzierungen.
Ich glaube dir das, allerdings ist es eben nur eine lokal und temporär begrenzte Einsicht. Nicht zu vergessen, dass eine Baufinanzierung nicht zwingend einen Neubau nach sich zieht.
Und die Statistik spricht für mich.
Es sind 65% die ein Einfamilienhaus besitzen und 35% mit einer ETW. Jetzt gibt es sicherlich auch sehr teure ETW/sehr günstige Einfamilienhaus, aber im Normalfall dürfte der Neubau eines Einfamilienhaus das meiste Geld verschlingen und somit auch tendenziell eher das höhere Einkommen voraussetzen. Die Frage ist nur, wie viele Neubauten sind hier enthalten?
Ich habe deshalb mal ein wenig weiter in Statistiken gewühlt.
In den 23 Jahren von 1991-2014 sind insgesamt 2,956 Mio Baugenehmigungen für "Wohngebäude mit einer Wohnung" erteilt worden (damit dürften Einfamilienhaus gemeint sein). Das macht im Schnitt etwa 130.000 Neubauten im Jahr (in den 90ern und frühen 2000ern mehr als heute).
Rechnet man den Durchschnitt dieser Jahre von 130.000 auf die 80 Jahre hoch, die ein Haus halten sollte, ergibt das 10,4 Mio und damit fast die 11 Mio. Einfamilienhaus, die sich im Besitz deutscher Haushalte befinden. Das scheint also im Mittel recht gut hinzukommen.
Jetzt besitzt aber niemand ein Haus, dass er selbst gebaut hat, für 80 Jahre. Ich würde hier mal großzügig 60 Jahre ansetzen und komme dann auf rund 7,8 Mio Haushalte mit Einfamilienhaus, die sie auch selbst gebaut haben. Darin sind sowohl diejenigen enthalten, die schon den Lebensabend in der abbezahlten Hütte genießen, als auch solche, die gerade erst angefangen haben ihren Kredit abzustottern.
Wenn wir nun aber wissen, dass es sich bei 6,6 Mio Haushalten um solche handelt, die
aktuell ein Einkommen von 3200,- und mehr erzielen, dürften die meisten Rentner und Pensionäre in dieser Gruppe (und der darüber) nicht enthalten sein. Die Frage hier nun: Wie viele Rentner-Haushalte sind es?
Dazu verrät uns die liebe Statistik, dass eine Frau nach ihrem Renteneintritt mit 65 im Jahr 2010 noch rund 21 Jahre zu leben hatte. Anfang der 90er waren es etwa 18 Jahre. Gehen wir davon aus, dass ein Haushalt erst nach dem Tod aller Mitglieder aufgelöst wird und der Mann statistisch weniger lange lebt, entfallen also rund 20 der 60 Nutzungsjahre auf die Rente. Verbleiben 40 Jahre mit durchschnittlich 130.000 Neubauten durch Besitzer, die noch in ihren Häusern leben und nicht in Rente sind, das sind 5,2 Mio Haushalte.
Wenn wir nun, wie ich weiter oben geschrieben habe, davon ausgehen, dass es tendenziell eher die höheren Einkommen sind, die sich einen Neubau leisten können (und wollen), macht es Sinn die Anzahl der Neubauten absteigend den Einkommensstufen zuzuordnen.
Wir wissen, dass 3,7 Mio Eigentümer-Haushalte ein Netto von 4500,- und mehr haben, es bleiben also 1,5 Mio Eigentümer-Haushalte, die weniger als 4500, aber mehr als 3200,- Nettoeinkommen haben und nicht in Rente sind.
Nun wird sicherlich der ein oder andere Haushalt mit 4500,- und mehr davon vielleicht eine ETW in Hamburg oder FFM gekauft haben und vielleicht auch mancher mit weniger als 3200,- netto ein schönes Haus im Osten gebaut haben, aber ich denke im Großen und Ganzen dürften sich derartige "Ausreißer" in Grenzen halten.
Das sind jetzt natürlich alles keine belastbaren Daten, aber ich würde dennoch behaupten, dass die Statistik, so sie denn überhaupt irgendwelche Rückschlüsse zulässt, eher die Annahme stützt, dass ein Großteil der Bauherren über ein Netto um 4000,- Euro und darüber hinaus verfügen.
Dies wird auch durch die durchschnittlichen Nettoeinkommen der Familien (<20 Jahre im Haus) gestützt, deren Zahlen bekannt sind (3700-4500 netto), wenn man berücksichtigt, dass sich auch Paare ohne Kinder ein Haus kaufen und deren Einkommen nicht durch Halbtagsarbeit/Minijobs reduziert ist.