Eine interessante Diskussion, an der ich mich mit dem einen oder anderen Gedanken beteiligen möchte. Hierbei werde ich primär von unserer Situation ausgehen. Die Entscheidung pro oder contra Eigenheim kann man von zwei Seiten betrachten. Einerseits von der finanziellen, andererseits von der emotionalen/praktische Seite.
Finanzielle Seite:
Es ist richtig, dass man auf langfristige Sicht (25-30 Jahre) mit Aktienwerten eine Rendite von >5% erzielen kann. Hier sollte man aber als erste Frage stellen – wie viel Geld wird angespart?
Wir wohnten vor dem Hausbau in einer ca. 140 qm Wohnung für ca. 1.000 Euro kalt. Die Wohnung war bei Bezug ca. 12 Jahre alt und der Vermieter hatte i.d.R. nur das nötigste gemacht. Genau genommen wäre es nur eine 90 qm-Wohnung gewesen, wenn nicht ein Vormieter auf eigene Kosten den Dachboden (50 qm) nicht professionell ausgebaut hätte (als er auszog, bekam er nichts ersetzt). Die obere Etage (2 Zimmer + Vorräume) war nur über eine enge und steile Wendeltreppe erreichbar, wodurch diese Räume nur ansatzweise als Büro/Gästezimmer (soweit die Gäste die Wendeltreppe gefahrlos erklimmen konnten) genutzt werden konnten.
Vergleichbare neue 140 qm Wohnungen hätten wir in unserer Gegend für 1.200 – 1.400 Euro kalt mieten können (Durchschnitt 1.300 Euro kalt). Wir bewohnen jetzt unser Haus mit 170 qm. Hochgerechnet bei einer neuen Mietwohnung 1.580 Euro Kaltmiete.
Die mtl. Rate liegt bei ca. 1.700 Euro. Differenz zum Anlegen sind 120 Euro. Nebenkosten habe ich beim Haus wie auch bei der Mietwohnung. Da die Nebenkosten beim Haus i.d.R. höher sind, lege ich nochmals 100 Euro Ersparnis bei der Mietwohnung fest.
Somit können 220 Euro p.M. angelegt werden = 2.640 Euro p.a.
Meine Excel-Tabelle kommt nach 30 Jahren bei 5% Rendite und Zinseszinseffekt auf ca. 184.000 Euro. (wobei unsere Rate auf eine Kredittilgung nach ca. 25 Jahren ausgelegt ist)
Nicht berücksichtigt sind hier potenzielle Mietsteigerungen, evtl. Verfügungen (wenn ich das Geld schon habe, dann kann ich mir ja auch mal was leisten), etc.
Allerdings sind auch potenzielle Reparaturen ebenso wenig berücksichtigt, wie Arbeit, welche ich Tag für Tag in mein Haus/Grundstück stecke.
Wenn ich nach 25-30 Jahren mein Haus verkaufen sollte, werde ich wohl nicht mehr die ca. 400.000 Euro Investment heraus bekommen. Allerdings rechne ich noch mit 200.000-250.000 Euro.
Emotionale Seite:
Wir haben gerne in der Wohnung gewohnt. Allerdings war der Wohnungsschnitt für uns (wie schon oben beschrieben) semioptimal. Die Wohnung hatte auch nur ein Bad und die Hausverwaltung hat bei Problemen erst einmal gar nichts gemacht. Das Kinderzimmer hatte, denke ich, eine Wärmebrücke. Es war im Sommer das wärmste und im Winter am kältesten. Die Küche war so klein, dass sich zwei Leute gegenseitig auf die Füße traten.
Wir haben zwei kleine Kinder. Ich empfand es jedes Mal extrem nervig, dass wir mit unseren Kindern zum nächstgelegenen (oder sollte es ein schöner sein weiter weg gelegenen) Spielplatz traben mussten. dem zufolge hat man es ab und zu auch einfach sein lassen. Jetzt (bzw. demnächst wenn das Spielhaus steht) können die Kids, wenn sie wollen oder sollen, in den Garten und dort spielen.
Die Wohnung hatte einen schönen Balkon (welcher ca. 10 qm der 140 qm ausmachte). Grillen durften wir nach Absprache mit den Nachbarn – allerdings Max. mit Gas- oder Elektrogrill. Wenn es mal etwas lauter wurde (Kinder spielten mit Freunden oder man hatte eine Feier), musste man mit den Nachbarn auf der Türschwelle rechnen.
Den Garten können wir, soweit die Arbeiten abgeschlossen sind, zum Entspannen nutzen, haben aber auch für ein kleines Beet, in welchem wir Gemüse ziehen.
Das neue Haus ist so ausgestattet, wie wir es wollten (bzw. wie es der Geldbeutel hergab). Ich liebe unsere zwei Duschen, bei denen ich zwischen Regenwalddusche / Wasserfalldusche, (bei einer) Massagestrahlen oder normaler Handdusche wählen kann. Wir haben uns nach zig Jahren eine neue Küche geleistet mit Induktion, side-by-side Kühlschrank, großen Vorratsschrank, etc.
Die Kinder haben jetzt beide ein eigenes Zimmer. Besuch den wir erhalten (Omas + Opas) muss sich nicht mehr eine Ferienwohnung nehmen sondern kann in unseren Gästezimmer/Büro übernachten.
Ich denke, dass ich noch eine ganze Reihe an Dingen aufzählen könnte, welche in der jetzigen Wohnsituation besser sind. Würde man solche Punkte in einer Mietwohnung/gemieteten Haus finden, kann man auf den vorn genannten Mietpreis noch mal einiges draufschlagen.
Ein großer Pluspunkt, den eine Mietwohnung hat, möchte ich aber nicht unter den Tisch fallen lassen. Die Flexibilität. Allerdings hoffe ich, dass ich jetzt endlich sesshaft bin.
Puh – dies war doch deutlich mehr geworden, als ich vorher dachte.