Wir sind so ziemlich in der gleichen SItuation wie ihr: Wohnen eine Stunde entfernt von der Baustelle. Wir haben uns die Entscheidung damals nicht leicht gemacht, und obs die richtige ist, weißt du eh erst hinterher:)
Gründe warum wir uns dazu entschieden haben, am ZIELORT mit einem etablierten Architekten/Planungsbüro zusammen zu arbeiten waren:
- Planungsbüro ist gut vernetzt, baut schon seit Jahrzehnten in der Region und kennt viele Handwerker/Unternehmen
- die Planungszeit hat lange gedauert, wir haben immer wieder den Grundriss umgeworfen und zusammen mit dem Planungsbüro erarbeitet
- Unabhängige Kostenschätzung: Ich wollte immer eine wirkliche Gesamtaufstellung des Projekts, und zwar BEVOR ich anfange zu bauen. Wenn das Planungsbüro einen guten Job macht, und Erfahrung hat, weiß man einfach worauf man sich einlässt.
- wir haben am Anfang alle guten GUs bei uns in der Region abgeklappert: Mir gefiel die Vorgehensweise einfach nicht. Ich möchte alles frei entscheiden können. Ich möchte nicht den Elektriker XY nehmen, bloss weil der GU mit dem zusammenarbeitet. Ich möchte auch nicht eingeschränkt sein auf gewisse "Programme" der Handwerker bzw. Fabrikate. Auch checkt die Leistungsbeschreibungen doch kein Laie, da brauchst eh wieder einen Experten der dir hilft.
- Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, dass das gesamte Geld an eine einzige Firma geht, die dann damit umgeht. Das ist keine Diversifizierung. Wenn ich Gewerke einzeln vergebe, ist das Risiko für mich hier geringer, da der Leistungsumfang pro Unternehmen und damit das Auftragsvolumen niedriger ist. Liegt vielleicht aber auch nur daran, dass ich Horrorberichte gelesen habe, wo der GU pleite geht und alles Geld ist weg - auch die Handwerker bekommen dann keine Kohle mehr. Unschön.
- Wir haben einen Fachmann an der Seite, den wir immer alles fragen können - egal was einem Handwerker erzählen (fokussiert auf ihr Gewerk, viele unterschiedliche Meinungen, was gute Ausführung bedeutet). Uns ist das schon öfter aufgefallen mit Handwerkern unterschiedlichster Gewerke jetzt ("Wir machen das immer so"). Wenn du dann den unabh. Bau-Ing. fragst, sagt dir der wirklich warum das vielleicht nicht gemacht werden sollten / welche Risiken es mit sich bringt.
- Wichtig war uns, dass wir jemanden auf der Baustelle haben und die Gewerke abnimmt. Somit haben wir alle Leistungsphasen beim Planungsbüro vergeben. Vor allem die Bauleitung/Kontrolle war uns extrem wichtig, nicht zuletzt da wir nicht vor Ort wohnen. Allerdings wüsste ich persönlich gar nicht, ob z.B. die Bodenplatte oder was weiß ich richtig ausgeführt wurde, um das Gewerk auch wirklich abzunehmen.
- Verhandlungen: Ja, auch in der aktuellen Zeit war es unserem Architekten möglich, Verhandlungen durchzuführen und das ein oder andere für uns rauszuschlagen, nicht zuletzt auch auf Basis der guten Kontakte. So ist es uns trotz Corona/Lieferengpässe etc. möglich, unser Budget einzuhalten. Man ist einfach viel flexibler in der Planungsphase & Ausführung, und kann rechtzeitig reagieren.
Ich denke man kann nichts pauschalisieren - denn es kann immer irgendwas schiefgehen. Wichtig ist nur, dass man sich von Anfang an wohl fühlt mit seiner Entscheidung, das kommt halt wirklich auch erheblich darauf an was du dir zutraust.
Mein Kumpel z.B. hat kein Planungsbüro/Bauleiter o.ä. zugeschaltet - der vergibt die Gewerke allein und hält selbst alles nach. Er spart sich dadurch das Geld für den Fachmann. Ich könnte damit nicht ruhig schlafen, und muss das Geld ausgeben dafür.